Prinzessin Gloria Okojie, die Gründerin und Präsidentin des WOENET, ist dieser Tage zu Besuch in Konstanz. Im Rahmen der Interkulturellen Woche spricht sie über die Situation der Frauen in Afrika. | |
Im Süden Nigerias muss die Witwe nach dem Tod des Mannes mit kahlgeschorenem Haupt drei Tage allein Busch verbringen, ohne Schutz vor gefährlichen Tieren. Im Staat Edo muss sie sieben Tage lang schwarz gekleidet auf einer Matte auf dem Boden sitzen. Wird sie verdächtigt, am Tod ihres Mannes schuldig zu sein, zwingt man sie von dem Wasser zu trinken, mit dem der Leichnam gewaschen wurde. Passiert ihr nichts, ist das ein Zeichen für ihre Unschuld. Im Südosten Nigerias beträgt die Trauerzeit fünf Monate, falls ihr letzter Ehemann für sie Mitgift gezahlt hat. Die Trauerphase verbringt sie fast bewegungslos auf einer Matte. Nach dieser Zeit muss die Witwe das Haus verlassen und in den meisten Fällen mittellos ihr Dasein fristen. Frauenverachtende kulturelle PraktikenGegen solche Praktiken, aber auch gegen die noch immer verbreitete Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsteile - die rituelle Beschneidung -, kämpft die Frauenorganisation Women Empowerment Network. Ihre Gründerin und Präsidentin, Prinzessin Gloria Okojie, wird an diesem Abend über die Situation der Frauen in Afrika und speziell in Nigeria sprechen. Erika Korn, die Leiterin von Terre des Femmes in Konstanz, wird diese Analyse aus der Sicht der Kampagnenarbeit gegen die Beschneidung durch Terrre des Femmes ergänzen. Netzwerk zur Stärkung der FrauenDas Netzwerk zur Stärkung der Frauen (WOENET) ist eine Nicht-Regierungsorganisation, das Frauen unterstützt und ihr Selbstwertgefühl stärken hilft. Die soziokulturelle und politische Umgebung legt den nigerianischen Frauen viele Zwänge und unausgesprochene Beschränkungen auf. Sich daraus zu befreien ist etwas, wofür die nigerianischen Frauen täglich kämpfen. Frauen haben darüber hinaus nur geringen Zugang zu bedeutenden und produktiven wirtschaftlichen Tätigkeiten, um sich selbst zu erhalten und zu verwirklichen. Auch die Teilnahme von Frauen an einer demokratischen Politik ist aus kulturellen Aspekten heraus sehr restriktiv. Die nigerianische Gesellschaft ist immer noch eine stark von Männern dominierte Gesellschaft. Das trifft nicht nur auf die muslimischen Teile zu, sondern auch andere traditionell bestimmte Bereiche, denen ein modernes genderbewußtes Gesellschaftsbild fremd ist. Angesichts der gesellschaftlichen Einschränkungen muss auch die Ausbildung von Frauen in stärkerem Maße gefördert werden. Die wachsende und endlose Diskriminierung der Geschlechter, die zur Beschneidung der Frauen, also zur Verstümmelung der Genitalien führt, ist, so Prinzessin Gloria Okojie, zu einem ernsthaften Problem geworden. |
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Autorin/Autor |
Eva Grundl |
Publikationsdatum | 29.09.2006 |