Kultur

Gastfreundliche Erinnerungen

So lautet der Titel der Ausstellung im Altersheim Rotmonten. Zusatz: "Wir lüften den Schleier der Vergessenheit". Eröffnet wurde sie am 23. Oktober. Menschen, die im Altersheim wohnen und arbeiten, stellen Fotos und Geschichten zum Thema "Gastfreundschaft" vor. Ich durfte die Eröffnung mit einer Lesung begleiten und den herzlichen Empfang in Rotmonten geniessen.



Beim Betreten des Altersheimes fällt als erstes die ästhetische und liebevolle Präsentation der Ausstellung auf. Marianne Ryser, die Frau des Heimleiters und in einem Teilzeitpensum im Altersheim beschäftigt, hat viel Zeit und Herzblut in die Gestaltung investiert. So hat sie jede einzelne der "vielschichtigen" Einladungen von Hand zusammengeheftet. Auch die Geschichtensammlungen, die für die BesucherInnen aufliegen und einen Einblick geben in die Zusammenhänge und Hintergründe der gezeigten Fotos, stammen aus ihrer Werkstatt.
Lange Vorgeschichte

"Die Ausstellung in der jetzigen Form ist stetig gewachsen", sagte Frau Ryser bei ihrer Eröffnungsansprache.
Das Thema entstand in Anlehnung an das 200-jährige Kantonsjubiläum. Bereits zu Jahresbeginn forderte Frau Ryser die Menschen im Altersheim auf, in ihren Fotoalben zu blättern und sich zu erinnern, wo und in welcher Form sie Gastfreundschaft besonders eindrücklich erfahren hätten. Dieses Blättern in den Alben wurde zu einer Reise in die Vergangenheit. "Ich hab gar nicht gewusst, dass ich so viel erlebt habe!", hätte sie oft gehört.
Die Hintergründe aufdecken

Im Verlauf der Zusammenstellung für die Ausstellung, so Frau Ryser, sei ihr bewusst geworden, dass nur die Bilder alleine für Aussenstehende unklar sein mussten. Aus diesem Grund entstand die Geschichtensammlung. Den BesucherInnen erschliessen sich somit die vielfältigen kleinen und grossen Begebenheiten, die sich als gastfreundliche Erinnerungen niedergeschlagen haben.
Spannende Enthüllung

Sämtliche Bilder blieben bis zum letzten Augenblick verhüllt. Auch vor Frau Ryser stand ein Bild, "stellvertretend für alle anderen", wie sie sagte. Sie enthüllte es am Schluss ihrer Rede und trug es durch die Reihen der Zuhörerschaft. Zum Vorschein kam - ein Spiegel.
"Genau so ist es den Leuten bei der Vorbereitung gegangen. Mit diesen Bildern und Geschichten spiegelt jeder sehr viel von sich selbst wider", sagte Frau Ryser. "Jedes Bild, jede Geschichte ist einzigartig. So wie die Menschen, die dahinter stehen."
Unterhaltung und Genuss

Gastfreundschaft, natürlich auch ein Thema, das mich, als österreicherin in der Schweiz, immer wieder beschäftigt. Entsprechend wählte ich die Texte für meine Lesung. Sowohl die kurzen Geschichten als auch die lyrischen Texte wurden vom Publikum interessiert aufgenommen.
Nach einem Rundgang durch die Ausstellung durften sich die Gäste am reichhaltigen Buffet bedienen. Auch hier wieder Frau Rysers Handschrift: jedes in der Ausstellung vorgestellte Land war mit einem landestypischen Brot und weiteren Spezialitäten vertreten. Landesfahnen und Souvenirs ergänzten das Bild. Da zu widerstehen war unmöglich...
Dieser Nachmittag in Rotmonten wird auch mir als besonders gastfreundliche Erinnerung im Gedächtnis bleiben.

 

Autorin/Autor

 

Eva Philipp
Publikationsdatum 31.10.2003
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