Kultur

Engel der Stadt

Es ist ein Stück über das Leben und die Liebe in Zeiten von Aids. Tony Kushners "Angels in America I" zeigt die moralische Verlogenheit Amerikas am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Der erste Teil des zweiteiligen Bühnenstücks "Die Jahrtausendwende naht“ wird vom Ensemble des Theaters St.Gallen in einer bewegenden Vorstellung für das Studio aufgeführt.
"Angels in Amerika“ gehört zum Herzstück der amerikanischen Gegenwartsdramatik. Verfasser Tony Kushner wurde dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgestattet. Der 1. Teil des Bühnenstücks "Die Jahrtausendwende naht“ erzählt über die moralische Verlogenheit in der amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts.


Es werden drei New Yorker Geschichten, über Homosexualität, Aids, Selbstbetrug und moralische Zerrissenheit erzählt: Da ist der gläubige Mormone Joe. Er ist nicht schwul, das zumindest redet er sich täglich ein. Er strebt eine Karriere in Washington an, während sich seine Frau Harper zu Hause vergräbt und mit Hilfe von Tabletten in eine Traumwelt befördert. Maria Ammann und Jens Schnarre spielen das Paar, das eines Tages auf einer harten Realität landen muss.


Hilfreich bei Joes Karriereplänen ist der anerkannte und korrupte New Yorker Anwalt Roy Cohn, gespielt von David Steck. Er ist todkrank und lässt sich Leberkrebs diagnostizieren. Denn die Krankheit, die er eigentlich hat, bekommen nur Homosexuelle.


Dann ist da das Liebespaar Prior und Louis. Als Prior (Christian Hettkamp) an Aids erkrankt, verlässt ihn Louis (Matthias Albold) und stürzt in eine Gewissenskrise. Während er mit Joe in eine neue Affäre flüchtet, wartet Prior, allein umsorgt von der überfreundlichen mit makaberen Scherzen ausgestatteten Krankenschwester (Caroline Sessler) im Krankenhaus auf seinen Tod. Da beginnen Ahnen und Engel, ihm zu offenbaren, dass er als Prophet auserkoren wurde, um der Menschheit eine Botschaft zu überbringen.


"Angels in America“ lebt von den starken Dialogen, die gleichzeitig zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregen. Voll gepackt mit Geschichten nehmen Darstellende, wie Dagmar Hellberg und Previn Morre, unter der Regie von Tim Kramer bis zu fünf Rollen wahr. So füllt sich die Skyline der Ausstatterin Amelia Franken Wassilewa mit Geschichten und Träumen, die sich im Laufe der Zeit ineinander verweben.


Der Zweite Teil des Dramas "Perestroika“ ist für die nächste Spielzeit geplant.
Empfehlung: Nicht verpassen!

 

Autorin/Autor

 

Carmela Maggi
Publikationsdatum 30.01.2005
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