Kultur

Plötzlich fliesst das innere Bild in den Pinsel

Manchmal überfällt ihn eine Idee wie ein Platzregen. Wenn dann Daniel Gisler zum Pinsel greifen kann, verschafft er der inneren Vorstellung Raum, steht an die Staffelei und lässt kraftvolle Blumenmeere entstehen. Es gibt aber auch Zeiten, da setzt sich der junge Künstler in aller Konzentration an den Tisch und malt seine typischen detailreichen Häuser und Winkel des Toggenburgs. Nun zeigt der 33-Jährige diese zwei Stilrichtungen bei Flora-Rahmen in Kirchberg, und zwar vom 22. Mai bis am 5. Juni.
Er wuchs in Libingen auf, lebte in einer alten Mühle in Dreien, später in einem typischen Toggenburger Haus in Wohlgensingen, zwischen Mosnang und Wiesen. Schliesslich kaufte er das alte Schulhaus auf der Wasserfluh, renovierte es und baute es um, ohne seine hundertprozentige Anstellung als Pfleger zu vernachlässigen. Bis dahin war Daniel Gisler bekannt als Maler von kleinformatigen Bildern, mit Sujets aus dem Toggenburg, im Ansatz naiv, verspielt, sehr detailreich. Doch mit dem Umzug in die grossen Schulräume, kam eine neue Dimension dazu.
Mehr Blumen, grössere Formate

Die neuen Bildformate sprengten den früheren Rahmen, Blumen kamen hinzu. "Auch wurde ich inspiriert durch die vielen guten Gespräche mit andern Künstlerinnen und Künstlern", erklärt der 33-Jährige. Gisler merkte aber auch, dass er sich bei der Restaurierung des Schulhauses verausgabt hatte. Er rutschte unbewusst in eine Schaffenspause, die ihn auch vom Toggenburg wegzog. Er reiste länger und häufig, genoss das Licht des Südens, sah andere Gegenden. "Doch ich kam immer gerne zurück und mir wurde bewusst: Ich kann ohne diese liebliche Landschaft, mit ihren alten Häusern und weich geschwungenen Hügeln nicht leben."
Weite gebracht

Von den Reisen aber brachte Daniel Gisler nicht nur Erinnerungen mit, sondern auch die Weite. Sie manifestieren sich heute in den Blumenbildern, der kraftvollen Farbgebung, dem Spiel mit dem Licht. Ist der Augenblick stimmig, so bricht der Künstler gedanklich aus, steht an die Staffelei und malt seine Seele frei. Der Pinselstrich wird schwungvoller, grosszügiger. "Es ist, als male es von selbst, von innen heraus. Bis das Bild fertig ist." Dann, so Gisler, müsse er nicht mehr ergänzen.
Hinsetzen, malen, ergänzen

Ganz anders sei es beim Malen eines Hauses aus dem Toggenburg. Denn diesen Stil, hat Gisler herausgefunden, sei ihm nach wie vor sehr wichtig, ein Teil von ihm. "Ich liebe die alten Häuser, die Winkel, die Details. Leider gehen je länger je mehr diese schönen Häuser und ihre Ursprünglichkeit verloren, werden nicht mehr erhalten." Wenn dann Daniel Gisler malt, setzt er sich an den Tisch, bringt seine Vorstellung ebenfalls mit der ölfarbe, wie bei allen Bildern, auf die Leinwand, kann das begonnene Werk aber gut einmal liegen lassen und später mit weiteren Details ergänzen. Gisler bildet aber nicht einfach ab, er lässt auch weg, nimmt sich künstlerische Freiheiten heraus, wie beispielsweise beim "Ackerhus" in Ebnat-Kappel.
Vernissagegespräch mit Daniel Gisler

Daniel Gisler wird an der Ausstellung in Kirchberg, am Hasenbergweg 9, seine zwei Stilrichtungen präsentieren. Unter den über 35 Werken ist Bekanntes wie Libingen, ein Jodelchor, das Nesslauer Büel, versteckte, neu entdeckte Winkel des Toggenburgs und Blumen. Die Elemente, aber auch das Holz werden überall spürbar sein.


An der Vernissage vom 22. Mai, um 14.00 Uhr, zu der jedermann herzlich eingeladen ist, führt Daniela Schönenberger mit dem Künstler ein kurzes Gespräch, welches die Gedanken und Arbeiten Daniel Gislers erschliesst.

 

Autorin/Autor

 

Katharina Meier
Publikationsdatum 17.05.2005
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