Politik und Gesellschaft

Ruth Metzler präsentiert ihr Buch

Rosengeschmückte Tische und eine strahlende Ruth Metzler. So sah es am 10. Juni  in Herisau bei der Präsentation des lange erwarteten Buches "Grissini & Alpenbitter" aus: Nein, verbittert sei sie nicht. Doch das Glück habe halt für einmal nicht auf ihrer Seite gestanden, erklärte die Altbundesrätin.  
Ruth Metzler lächelte: Ihr Buch habe sie innert zehn Wochen auf der Insel Elba geschrieben, Sie habe ihren politischen Weg erklären und Mechanismen aufzeigen wollen. "Der Blick zurück ist sehr positiv, trotz bitterer Phasen", sagte Ruth Metzler. Sie habe keine Internas aus dem Bundesrat erzählen wollen. Es ging ihr nur darum, die Politik einer breiten öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Ihr Buch sei auch keinerlei Abrechnung, "Aber wer gezielt Sätze herauspickt, der findet sie", räumte sie ein. Zu ihrem Verhältnis zur CVP erklärte die ehemalige Bundesrätin: "In einer Partei kann man die Mitglieder nicht aussuchen." Es sei ihr aber ein Bedürfnis klarzustellen, dass ihr Herz immer noch für die CVP schlage.


Zur Kritik Metzlers an der Parteileitung und einzelnen Parteivertretern wollte die CVP nicht Stellung nehmen. Die Autorin wirft der Partei vor, sie habe Metzler an den Bundesratswahlen nicht gegen Joseph Deiss antreten lassen. Dabei nennt sie auch Namen: Die Strategie von Fraktionschef Jean-Michel Cina sei "viel zu kurzsichtig" gewesen, schreibt Metzler. Der damalige Parteipräsident Philippe Stähelin habe die "Schadensbegrenzungsstrategie" als offizielle Haltung der Partei etabliert.


Am Samstag will die CVP ihre Altbundesrätin an einem Parteitag in Schaffhausen "in würdigem Rahmen" verabschieden. Aus Interviews in der Sendung "10 vor 10" wurde deutlich, dass recht viele namhafte Parteifreunde - unter anderem auch der Appenzell Innerrhoder, Arthur Löpfe - ausbleiben werden. Natürlich alle mit einer sehr plausiblen Entschuldigung und grossem Bedauern, über die "unverschiebbaren Terminkollisionen". Während einzelne zur Zeit der "würdigen Verabschiedung" an der Hochschule St. Gallen sein werden, haben andere wieder Geburtstage von Angehörigen zu feiern.


Die Kritiken in verschiedenen Medien fielen bisher eher schlecht aus. Ruth Metzler wird zu viel Eigenlob vorgeworfen. So schrieb etwa der Berner "Bund", Metzler betreibe "penetrante Selbstbeweihräucherung", und der "Blick" druckte eine "Auswahl aus dem Eigenlob-Lexikon" ab. Die Altbundesrätin aber erklärte, dass es nicht in ihrem Interesse gewesen sei, eine Analyse zu erstellen. Viel mehr habe sie ihre ganz eigenen Gefühle und Gedanken zu Papier bringen wollen. Und das ist doch schliesslich ihr Recht!

 

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Publikationsdatum 11.06.2004
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