Calmy-Rey ruft am Open Forum zu mehr Vernetzung in der Frauenbewegung auf. In Davos hat Bundesrätin Micheline Calmy-Rey zu einer verstärkten Vernetzung der Frauen aufgerufen. Frauen in Spitzenpositionen seien immer noch selten. Die deutsche Publizistin Alice Schwarzer kritisierte den "Barbie-Kult" und die "makabren Sorgen" der jungen Frauengeneration. |
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99% der CEO dieser Welt sind Männer. Die offiziellen Diskussionen am Weltwirtschaftsforum im militärisch bewachten Kongresshaus in Davos sind Diskussionen unter Männern. Das Podium zum Thema "Frauen an die Spitzen der Macht!" fand am öffentlich zugänglichen Open Forum und somit ausserhalb des internationalen Managertreffens vor einem breiten Publikum statt. "Wenn Frauen Macht ausüben, dann stösst das unterschwellig auf Ablehnung. Frauen an der Macht sind nicht mehr richtige Frauen, noch sind sie Männer", sagte Micheline Calmy-Rey, die einzige Frau in der Schweizer Landesregierung.Zu Ungeheuern dämonisiertIn dieser Eigenschaft trage sie in Bundes-Bern den übernamen "Cruella" - (die Grausame): "Entscheidungs-Trägerinnen, die Macht ausüben werden zu Ungeheuren dämonisiert. Frauen sind ein störendes Element in der herrschenden Ordnung." Das schrecke potentielle Führungsfrauen davon ab, ebenfalls in Machtpositionen zu gelangen. Fortschritte im Bereich der Frauenrechte seien dem hartnäckigen Lobbying von Frauennetzwerken aus aller Welt zu verdanken, sagte Calmy-Rey. Man dürfe die Augen auch nicht verschliessen vor der Tatsache, dass die Gleichstellung in Ländern mit Frauenquoten viel weiter fortgeschritten sei. Deshalb müsste man vielleicht die Quotenfrage auch in der Schweiz wieder in die Diskussion aufnehmen. Frauen sind nicht bessere MenschenDie Publizistin Alice Schwarzer nahm die "bitteren Wahrheiten der Ministerin" auf und stellte klar, dass sie die Standard-Fragen nach dem andern Umgang der Frauen mit Macht hasst. "Partizipation an allen Stellen gehört zu den Menschenrechten. Punkt!" Frauen seien zwar weniger korrupt als Männer, "aber nicht, weil wir bessere Menschen sind, sondern weil wir weniger Gelegenheiten haben". Die Botschaft der Frauenbewegung der 70er-Jahre sei heute teilweise in der gesellschaftlichen Realität angekommen. "Den jungen Frauen in Europa stehen die 30 Türen zu den Universitäten offen." Der Kanzler und die SpielregelnIn einer "kitschfreien Selbstkritik" ortete Schwarzer einen der Gründe für die Gegenbewegung der vergangenen Jahre: "Gott sei Dank sind die jungen Frauen heute anders als wir es waren. Aber sie verschwenden ihre Zeit mit diesem Barbie-Kult. Sie fragen sich, ob Lachen Falten verursache und leiden an Essstörungen." Das seien die "makabren Sorgen" der jungen Frauengeneration in der ersten Welt. Angela Merkel sei auf ihrem Weg an die Macht "extrem sexistisch" vorgeführt worden. "Der Kanzler war während Wochen trotz eindeutigem Wahlresultat nicht gewillt, seinen Platz zu räumen. Das war ein Lehrstück ohnegleichen." Fazit: "Frauen, welche wieso auch immer Macht haben wollen, müssen den Schulterschluss suchen, sonst sind sie verloren." Quelle: swissinfo, Andreas Keiser, Davos |
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Autorin/Autor |
Pressedienst |
Publikationsdatum | 31.01.2006 |