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Unterzeichnung der "öffentlichen Erklärung der Schweizer Frauen"

Der SonntagsBlick hat eine Aktion zum Thema  "Gleichstellung und Untervertretung der Frauen nach den Bundesratswahlen" gestartet. Das Thema soll zum Jahresauftakt erneut aufgegriffen werden.  Alle Frauen haben die Möglichkeit, die "öffentlichen Erklärung der Schweizer Frauen" zu unterzeichnen. Zugesagt haben unter vielen anderen Anita Fetz, Ingrid Grave oder Noëmi Nadelmann. Die Aktion dauert bis zum 30. Dezember.
Liebe Frauen!


Anbei finden Sie einen Entwurf der "Erklärung der Schweizer Frauen" zur Gleichstellung. Die Idee ist, dass möglichst viele Frauen sie unterzeichnen. Ziel ist, das Thema der Untervertretung der Frauen nach den Bundesratswahlen öffentlich nicht einfach wieder fallen lassen, sondern zum Jahresauftakt erneut darauf aufmerksam machen. Damit sollen Frauen ermutigt werden, sich für die Gleichstellung zu engagieren und gegen Missstände anzukämpfen - wo immer sie politisch auch stehen.


Wir werden die "Erklärung" en bloc abdrucken, jeden ihrer Abschnitte aber mit Zahlen und Fakten noch genauer erläutern. Es wäre schön, wenn Sie sich kurz die Zeit nehmen könnten, sie durchzulesen und uns so schnell wie möglich per Mail (lde@ringier.ch) oder Fax (01 262 23 59) mitzuteilen, ob auch Sie das Anliegen unterstützen und wir Sie auf die Liste der Unterzeichnenden setzen dürfen. Bereits zugesagt haben unter anderen Anita Fetz, Ingrid Grave oder Noëmi Nadelmann.


Gerne nehmen wir auch änderungsvorschläge entgegen. Und freuen uns natürlich, wenn Sie die "Erklärung" auch noch an andere Frauen weitergeben würdest. Damit bis zum 30. Dezember so viele Frauen für die Erklärung mobilisiert werden können wie möglich.


Herzlichen Dank und liebe Grüsse


Ariane Lendenmann


Redaktion Magazin, SonntagsBlick




öffentliche Erklärung der Schweizer Frauen

52 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Frauen. Daher sollen Frauen im Bundesrat, im Nationalrat- und Ständerat und in allen Regierungen von Gemeinden und Kantonen angemessen vertreten sein. Davon sind wir heute noch weit entfernt.


In der Bundesverfassung ist die Gleichstellung von Mann und Frau seit 1981 festgehalten. Noch immer erhalten jedoch Frauen für gleiche Arbeit geringere Löhne von durchschnittlich zwanzig Prozent. Es ist Zeit, mit der Verfassung ernst zu machen und Frauen und Männern für gleiche Arbeit gleichen Lohn zu gewähren.


Frauen gebären Kinder nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Partner und die Gesellschaft. Wer soll denn in Zukunft die AHV finanzieren, wenn wir keinen Nachwuchs mehr haben? Deshalb ist ein Erwerbsersatz für Mutterschaft im Interesse aller und kein Frauenprivileg. Seit 1945 sieht die Bundesverfassung eine Mutterschaftsversicherung vor. Nach einem halben Jahrhundert ist es Zeit, mindestens einen Erwerbsersatz für die ersten vierzehn Wochen der Mutterschaft zu verwirklichen.


Männer können auch als Väter ganz selbstverständlich ihrem Beruf und ihrer Karriere nachgehen. Das soll auch für Frauen und für die Mütter unter ihnen gelten. Deshalb sollen sich Staat und Arbeitgeber für familienfreundliche Infrastrukturen wie Blockzeitenin Schule und Kindergarten sowie für Krippen einsetzen. Zudem:Kein Mädchen darf ohne qualifizierte Berufsausbildung bleiben.


Noch immer leisten erwerbstätige Frauen mehr als doppelt so viel Arbeit in Haushalt und Kindererziehung wie Männer. Zur Gleichberechtigung von Mann und Frau gehört auch eine partnerschaftliche Aufteilung der unbezahlten Arbeiten. Diese müssten zugunsten der Altersvorsorge anerkannt werden, auch bei Hausfrauen.


Frauen sollen das gleiche Recht auf Förderung im Berufsleben haben wie Männer. Institutionen und Unternehmen müssen sich bemühen, Frauen eine angemessene Vertretung auf allen Stufen und in Kaderpositionen zu ermöglichen. Eine Voraussetzung hierfür wäre, mehr Teilzeitstellen und flexible Arbeitszeiten in allen Positionen für Frauen und Männer einzuführen.


Wir Frauen sind uns bewusst, dass wir uns selbst für unsere Anliegen einsetzen müssen - in allen Bereichen: in Politik, Arbeitswelt, Partnerschaft, Familie und Gesellschaft. Aber wir zählen auch auf die Unterstützung aller Männer, für die das Postulat der Gleichberechtigung mehr als ein Lippenbekenntnis ist.


Dezember 2003

 

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Publikationsdatum 28.12.2003
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