Vernetzung

Wenn Frauen arbeiten, brauchen Frauen Frauen

Die 9. Frauen VernetzungsWerkstatt hat am Samstag einen MentoringPool ins Leben gerufen. Als "Hebamme" amtete die Zürcher Nationalrätin Rosmarie Zapfl. Mentoring zog sich als Generalthema durch den ganzen Tag, den rund 700 Frauen mit Spannung und Engagement mitverfolgten.
Mit gutem Grund moderierte erneut die Radio- und Fernsehfrau Mona Vetsch auch die 9. Vernetzungswerkstatt. Im angeregten Gespräch mit Christine Maier, Moderatorin des Zischtigclubs, schuf sie eine einmalige Atmosphäre der Nähe zum Gast, die die Erfahrungen von Christine Maier unmittelbar nachvollziehbar machte. In diesem Gespräch, wie während des ganzen Tages, war immer wieder Mentoring das zentrale Thema. Grundlagen, Nutzen und Praxis von Mentoringprogrammen wurden von Silvia Gysel und Veronika Hendry vermittelt.
Erfolgreich dank Vernetzung

Die seit vielen Jahren in politischen ämtern engagierte Rosmarie Zapfl forderte dazu auf, sich zu vernetzen und mit Hilfe der Vernetzung erfolgreich zu sein. Ihr Einstieg in die Politik sei über die Freiwilligenarbeit in einem kirchlichen Frauenverein erfolgt, sagte sie. Dass daraus eine erfolgreiche politische Karriere werden würde, habe sie damals nicht für möglich gehalten.


Der an der FrauenVernetzugsWerkstatt initiierte MentoringPool will über die Vernetzung von Frauen und über die Zusammenführung von Mentorinnen und Mentees solche Karrieren fördern. Der Pool will aber auch als Informationsdrehscheibe dienen, Kurse und Begleitprogramme organisieren sowie Coaching und Unterstützung von initiativen Frauen anbieten. Das auf lange Frist angelegte Projekt steht unter der Trägerschaft des Vereins ostschweizerinnen.ch und wird mit Sponsorengeldern finanziert.
Stabiles Tief

Die in Deutschland tätige Gleichstellungsbeauftragte Heidi Boner-Schilling konstatierte für die aktuelle Verfassung der Gleichstellung: "Sie befindet sich in einem stabilen Tief mit wenigen Hochdruckausläufern." Die Gleichstellung sei ein höchst relevantes Thema in vielen Problemkreisen des Arbeitsalltags und verlange nicht nur nach ideologischen Fragestellungen. Gewinnbringend, so Heidi Boner-Schilling, wäre es, wenn auf alle Fälle Frauen Frauen unterstützten. "Wenn Frauen arbeiten, brauchen Frauen Frauen", sagte sie. Lineare Denkweisen, die sich in erster Linie an Ursache-Wirkungs-Ketten oder der Defizit-Förderung orientierten, führten zu einer Stagnation. Es gebe keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit und gerade auch deshalb brauchten Frauen Frauen. Mit ihrer Phantasie und neuen Denkansätzen, die im realisierbaren Bereich angesiedelt seien, könne hier Abhilfe geschaffen werden.
Frauen gehen weiter

Die Psychologin Anita Bäumli forderte die Anwesenden zu einem sorgfältigen Umgang mit der eigenen Kommunikation auf. Sprache schaffe oft Realität und es könne nicht angehen, dass sich Frauen häufig selber als Verliererinnen darstellten. Gerade in der Schweiz mit ihren tausenden von kleineren und kleinsten Familienbetrieben übten Frauen überall Einfluss aus. Das Bewusstsein dafür fehle aber vielerorts, bedauerte Anita Bäumli. Sie nannte eine ganze Reihe von Beispielen, die belegen, dass Frauen oft weiter gehen als Männer. Für Anita Bäumli sind formelle Mentoringprogramme eine nützliche und notwendige Unterstützungsstruktur. Mentoring bedeutet ihr konkret "Türen öffnen für Karrieren" fähiger Frauen, indem in der Mentee das Entwicklungspotential erkannt wird, bevor sich die Mentee selbst dessen bewusst ist. Mentoring müsse aber auch - gerade unter Frauen - als ein alltäglicher Freundschaftsdienst verstanden werden.
Begegnungen

Die Unternehmerin und Kreatorin Giselle Rufer unterstrich die Aussagen rund um Mentoring mit der facettenreichen Darstellung ihres eigenen Lebenswegs. Anderen unternehmerisch tätigen Frauen begegneten die Teilnehmerinnen der Vernetzungswerkstatt auf dem Marktplatz. Hier konnte man erstmals auch im Vernetzungscafé oder im bereits bewährten Präsentationscorner über kurze Präsentationen der Ausstellerinnen Kontakte und Netze knüpfen. Nach dem Vormittag mit seinen Referaten und Präsentationen folgte ein Nachmittag mit einer Vielzahl von Workshops, die Frauenthemen auf ganz unterschiedliche Weise aufnahmen und vertieften.


Traditionell wird die FrauenVernetzungsWerkstatt mit einem kulturellen Schlusspunkt beendet. Diese Ehre kam dieses Jahr "Fatal dö" zu. Rosetta Lopardo und Ursula Portmann schlossen den Tag kabarettistisch und für viele mit einem befreienden Lachen ab.

 

Autorin/Autor

 

Brigitta Schmid Pfändler
Publikationsdatum 27.03.2006
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