Wohlbefinden

Leben auf Sparflamme

Können Sie sich vorstellen wie es ist, dauernd das Gefühl zu haben, eine nicht endende Grippeinfektion mit sich herumzuschleppen? In der Schweiz sind schätzungsweise über 10'000 Menschen davon betroffen, trotzdem wird immer noch viel zu wenig darüber gesprochen.

Die Rede ist von der mysteriösen Krankheit Chronic Fatigue Syndrom (CFS), auf Deutsch Chronisches Erschöpfungssyndrom oder Chronisches Müdigkeitssyndrom. CFS kann wie aus dem Nichts plötzlich auftreten oder sich schleichend anbahnen.
Grippeähnliche Symptome

Hauptsymptom ist, wie der Name der Krankheit bereits sagt, eine extrem, lähmende Erschöpfung, die sich auch durch genügend Schlaf nicht bessert. Weitere Symptome sind Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Gelenkschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schwäche- und Schwindelgefühl, leichtes Fieber oder fiebriges Gefühl, Schlafprobleme und Depressionen. Bereits geringe körperliche oder geistige Anstrengung können die Symptome verschlimmern.


Oft sind sehr aktive Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren von dieser Krankheit betroffen. Um so schlimmer, dass sie nach Ausbruch von CFS mit einem Bruchteil der Energie, die sie vorher hatten, auskommen müssen.
Ursachen von CFS und Diagnosestellung

Bis heute ist weitgehend unklar, was der Auslöser für CFS ist, obwohl diese Krankheit bereits seit mehr als zehn Jahren international intensiv erforscht wird. Es wird aber angenommen, dass mehrere Faktoren zu CFS führen. Diskutiert werden unter anderem Erkrankungen durch Viren und Bakterien, Störungen des Immunsystems, aber auch hormonelle oder psychische Faktoren. Da es keine Labortests gibt, die CFS nachweisen, gestaltet sich die Diagnose sehr schwer. Die Ausschlussdiagnostik, also das Ausschliessen von anderen Krankheiten mit ähnlichen Symptomen, muss angewendet werden.
Odyssee von Arzt zu Arzt

Viele ärzte haben sich bis heute nicht mit CFS auseinandergesetzt. Die Krankheit wird belächelt oder einfach als psychosomatisches Problem abgetan. Nicht selten kommt es vor, dass Betroffene einen Arzt nach dem anderen konsultieren, in der Hoffnung, dass ihnen endlich geholfen wird. Meist ist das Resultat ernüchternd. Viele kehren mit einem Psychopharmaka in der Tasche nach Hause zurück. In der Regel macht ein Psychopharmaka nur noch müder, der Patient oder die Patientin ist aber auf keinen Fall geheilt.
Der Umgang mit CFS

Im besten Fall verschwindet CFS nach sechs Monaten wieder von selbst. Viele Betroffene müssen sich aber über Jahre hinweg mit dieser Krankheit arrangieren. Ein Patentrezept gibt es nicht, das den Umgang mit CFS erleichtert. Sinnvoll ist aber sicher ein geregelter Tagesablauf, gesunde Ernährung und genügend Schlaf. Positiv wirkt sich auch regelmässige, minimale sportliche Betätigung aus, damit der Körper nicht noch mehr geschwächt wird. Welche Behandlungen zusätzlich in Frage kommen, ist von Fall zu Fall verschieden, da die Symptome so vielfältig sind. Die einen bevorzugen Massagen oder Kneippanwendungen, andere schwören auf Akupunktur.


Wird CFS von unser Gesellschaft endlich als schwerwiegende Krankheit anerkannt und nicht bagatellisiert, ist ein Schritt in die richtige Richtung getan. Den Betroffenen wäre insofern geholfen, dass sie nicht mehr als Simulanten abgetan würden.

 

Autorin/Autor

 

Rebekka Wagner
Publikationsdatum 28.05.2003
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