Wohlbefinden

Jubiläumslauf durch die St. Galler Altstadt

Internationales Teilnehmerfeld, Jubilaren, Gratisteilnahme für Kinder und Jugendliche, ein Fun-Park und ein anspornendes Publikum machten den diesjährigen St. Galler Altstadtlauf besonders symphatisch.
Der St. Galler Altstadtlauf konnte zu seinem 20-jährigen Jubiläum bei prächtigem Spätsommerwetter durchgeführt werden. Es war ein Sportanlass und zugleich ein Fest für Jung und Alt. Mit den rund 1'300 FinisherInnen gehört der St. Galler Altstadtlauf nicht zu den grossen Laufanlässen. An der grössten Schweizer Veranstaltung dieser Art, dem "Escalade de Genève“ sind jeweils rund 20'000 TeilnehmerInnen zu verzeichnen. St. Gallen kann dafür eine 20jährige Tradition vorweisen, nicht wenige Läufer waren jedesmal mit dabei. Die kurvige Rundstrecke durch die Altstadt ist auf jeden Fall eine echte sportliche Herausforderung. Und wie die Organisatoren zu Recht betonen gehört ihr Anlass nicht zu den rekordheischenden Veranstaltungen, dafür zu den feineren und setzt auf Qualität.



Trendig für die Jugend

Für den Nachwuchs haben sich die Organisatoren einiges einfallen lassen. So konnten Kinder und Jugendliche bis Jahrgang 1987 gratis teilnehmen. Sechsjährige und jüngere durften auf einer Distanz von 250m bei einem Sprint erstmals Wettkampfluft schnuppern. Die etwas älteren, die sog. "Youngster Kids“, "Young Kids“, "Schülerinnen“ und "Jugendlichen“ konnten sich in verschiedenen Alterskategorien messen. Auch das Rahmenprogramm bot allerhand: So lockte der Fun Park mit einer Kletterwand für diejenigen, die ihre sportliche Fitness lieber beim Aufstieg in die Höhe als beim Joggen messen. Die LäuferInnen bereiteten sich beim "Warm up“ für den Wettlauf vor. Motiviert durch sportliche Animatoren und Musik macht das besonders Spass.



Freestyle und Speed auf Skates

Als Besonderheit standen zwei Inline-Skating Kategorien auf dem Programm. Beim Freestyle galt das Motto: Mitmachen, Spass haben und ins Ziel kommen. Gross und Klein war mit Eifer dabei. Kinder skateten allein oder an der Hand eines Elternteils durch die Gassen, die Allerkleinsten liessen sich im Kinderwagen ins Ziel schieben. Ambitionierter ging's bei den SpeederInnen zu und her. Sie flitzten nur so um die Kurven. Bereits nach gut 20 Minuten hatten die schnellsten die Distanz von 10 km zurückgelegt.



Kenianerinnen an der Spitze

Kenianerinnen und Kenianer dominierten wie bereits in den Jahren davor das Rennen in der Hauptklasse. Die OstschweizerInnen liessen aber auch nicht lange auf sich warten. Marianne Brülisauer aus Appenzell erreichte als zweitbeste Schweizerin hinter Vera Notz-Umberg aus Kerzers den fünften Rang . Bei den Herren erreichte der Teufener Olivier Bernhard Platz sieben als schnellster Schweizer. TeilnehmerInnen von weiteren vier Nationen waren am Start, nämlich aus Deutschland, Italien, Oesterreich und dem Fürstentum. Der St. Galler Altstadtlauf ist also nicht nur klein und fein, sondern international dazu.



Wo bleiben die Frauen?

Nur gerade 36% aller Teilnehmer waren weiblich. Damit liegt der St. Galler Altstadtlauf zwar im guten Mittel von Schweizer Laufanlässen. Zum Vergleich: am Greifenseelauf, der am gleichen Datum stattfand, lag der Frauenanteil bei rund 34%. Besonders tief fielen die weiblichen Teilnehmerzahlen in St. Gallen bei den Seniorinnen aus, es waren nur gerade 18% gegenüber den Senioren. Erfreulicher hingegen sind die Zahlen bei den Schülerinnen. Sie waren mit 45% in ihren Kategorien am besten vertreten. über die Gründe für den relativ geringen Frauenanteil lässt sich spekulieren. Tatsache ist, dass alle teilnehmenden Frauen top trainiert sind. Am Schluss der Rangliste steht denn nicht etwa eine Läuferin.



Frauenverbot

Vorurteile gegenüber Frauen hielten sich im Ausdauersport besonders hartnäckig. Erstmals offiziell zugelassen waren Frauen am Murtenlauf vom 2. Oktober 1977 - also vor 25 Jahren! ärzte, Pädagogen und Trainer warnten bis dahin vor Ausdauer-Belastungen für Frauen. Diese seien anatomisch nicht für Dauerläufe gebaut, nur schon wegen der Monatszyklen sollten sie sich ein regelmässiges Training angeblich nicht antun. Die Frauen allerdings wurden weder befragt noch je empirisch untersucht. Heute sind diese Ansichten überholt und man (sogar Mann!) weiss, dass Frauen ein leistungsfähigeres Wärmeregulationssystem besitzen als Männer, ein beträchtlicher Vorteil bei Ausdauerleistungen. Zudem scheinen sie ein besseres Gefühl für ihren Körper zu haben. So teilen sie sich das Rennen in der Regel gut ein und kommen meist weit weniger erschöpft und mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel. Kluge Männer haben unterdessen gemerkt, dass es ein Vorteil sein kann, sich an die Fersen einer Frau zu heften. Cornelia Bürki, Siegerin am St. Galler Altstadtlauf von 1986, 1989 und 1990 erinnert sich an alte Zeiten: "Weil wir 15 Minuten hinter den Männern starten mussten, liefen wir bereits in der Streckenmitte zum vorher gestarteten Feld auf. Und da gab es reihenweise Sportkameraden, welche mauerten und uns nicht durchlassen wollten. Für etliche Läufer war es unter der Würde, sich von einer Frau überholen zu lassen.“





Quellen: Datasport, "Swiss Runners 2003“


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Kommentar

Lediglich 36% aller Teilnehmer am Altstadtlauf sind weiblich - eigentlich habe ich den Eindruck, dass viel mehr Frauen laufen. Täusche ich mich oder lassen sich Frauen schlicht weniger für Anlässe im Wettkampfstil motivieren? Wäre ein Rennen ohne Zeitmessung vielleicht attraktiver? Da könnte frau aus Spass am Laufen, ganz ohne Ehrgeiz und Verbissenheit, mit Gleichgesinnten die Strecke ablaufen. Ich würde eine Freestyle-Kategorie vorschlagen. Da könnten sowohl Joggerinnen, Walkerinnen, Nordic-Walkerinnen und natürlich die nicht-skatenden Mütter mit dem "Babyjogger“ teilnehmen. Was meinen die Ostschweizerinnen dazu?


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Autorin/Autor

 

Sibylle Wegmann
Publikationsdatum 29.09.2003
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