Wohlbefinden

Zeit von Licht und Schatten

Mai, der Wonnemonat, benannt nach Göttin Maia. Der Monat des Stiers. Juni, der Monat der Leichtigkeit und Beweglichkeit, der Monat der Zwillinge. Juli, der Monat der Naturverbundenheit, der Monat auch des Krebses. Nun ist sie da: die Zeit von Licht und Schatten.
Mai - Stier

Mai, der Wonnemonat, benannt nach der Göttin Maia: Alles blüht und gedeiht, die Luft voller Düfte, die Erde voller Farben! Die Natur lädt ein zum sinnlichen Schwelgen in all ihren Geschenken. Mutter Erde offenbahrt sich in ihrer ganzen Fülle und lädt uns ein, die Freude am irdischen Dasein zu geniessen. Mai, der Monat von Maienbraut und Maienkönig. In der Astrologie die Zeit der Venus in ihrem schönsten Gewand, die Erde im Blütenkleid. Das Zeichen Stier ist mit der Erde am tiefsten verbunden und möchte, dass wir uns erfreuen am Körper der Erde und an unserem eigenen Leib. Leib kommt von Leben. Wie nötig haben wir seine Botschaften, wir Menschen aus Industriezeitalter und Computertechnologie! Spüren wir noch unseren Körper, oder nehmen wir nur dann etwas wahr, wenn es schmerzt? Die Astrologie sagt: Wie oben - So unten! Der Körper ist wie eine kleine Erde. Unser Verhältnis zur Erde spiegelt sich in unserer Beziehung zu unserem Körper und umgekehrt. Er ist unser Tempel, so wie einst die Natur und Erde geheiligt wurde. Haben wir noch Verbindung zu seinen Schätzen? Ist uns bewusst, welchen Reichtum an Erkenntnissen wir gewinnen können aus der bewussten und liebevollen (Be-)Achtung unseres Leibes, des Trägers unseres Lebens? Habe ich Vertrauen in diese Fülle? Welche Werte nähren mein Dasein und worauf baue ich meinen Selbstwert? Liebe zur Materie hat nichts zu tun mit stumpfem Materialismus oder Geldgier. Gegenüber von Stier liegt das Zeichen Skorpion/Schlange. Es symbolisiert die Verbindung zu den geistigen Welten. Die Alten Völker waren sich dieses Zusammenhanges noch bewusst. Ihre Freude an der irdischen Fülle war stets verbunden mit dem Wissen, woher die Fülle kommt und wohin sie wieder geht. Mit Opfergaben an die Göttin bewahrten sie das Bewusstsein über Quelle und Ursprung allen materiellen Reichtums. Uns modernen Menschen ist diese Wahrnehmung abhanden gekommen. Wir wissen kaum noch was über die unsichtbaren Welten und fixieren uns und unseren Selbstwert auf den materiellen Besitz. Doch Skorpion lässt sich nie gültig verdrängen. Seine Botschaften kommen "zur Hintertür“ wieder herein, schleichen in unser Unterbewusstsein und bedrängen uns dann in dieser verzerrten Form als ängste vor Verlust und Tod. Das ist die Schattenseite vom Stier, wenn die Energien nicht mehr im Gleichgewicht sind. Darum lasst uns lernen vom Wissen unserer Vorfahren. Die Natur im Mai ist wie ein beseelter Paradiesgarten auf Erden, in welchem einst der Baum der Erkenntnis stand. Scheuen wir uns nicht, diese Weisheiten zurückzugewinnen. Die Natur kann uns weit mehr lehren als menschengemachte Dogmen es tun.
Juni - Zwillinge

Hoch und immer höher steigt das Licht in dieser Jahreszeit! Immer intensiver wird die Einstrahlung der Sonne, des Nachts sind nur noch wenige Stunden richtig dunkel. Auf der Erde erreicht das Wachstum der Vegetation ihren Höhepunkt. Juni ist der Monat der Zwillinge, ein Luftzeichen voller Leichtigkeit und Beweglichkeit. Sie lassen an bunte Schmetterlinge denken, von Blüte zu Blüte fliegend, nirgendwo sich bindend niederlassend, immer unterwegs, und sei's auch nur in Gedanken. Jede irdische Verhaftung ist diesem Zeichen fremd, am liebsten lebten sie nur von Licht und Liebe. Sie entsprechen den Energien des Sommers, die nach draussen strömen, sich ergiessen hinaus in die Welt. Alle irdischen Gefässe sind nun gefüllt bis zum Rand und fliessen über vor Energie. Wenn wir es feinstofflich wahrnehmen könnten, wie alles nach aussen strahlt, erstrahlt in Glanz und Farbenpracht, welch ein Fest des Lebens! Es ist, als ob die Pflanzen sich mit dem Licht der Sonne vereinigen wollten, die Sphären von oben und unten strecken sich einander entgegen und verschmelzen ineinander. Die Zwillinge sind das Symbol für die Polarität allen Lebens. Viele Namen tragen diese zwei Pole im Laufe der Kulturen: Sommer und Winter, Tag und Nacht, Licht und Schatten, Sonne und Mond, u.s.w. In den Kulturen aller Zeiten wurde das Gesetz der Polarität erkannt und dargestellt. Dies allerdings in ganz unterschiedlichen Wertungen. Was in den frühen Hochkulturen noch verehrt wurde als zwei gleichberechtigte Energieprinzipien, die beide ihren Platz wechselseitig mit dem anderen tauschen (vgl. Yin-Yang), das wurde in den patriarchalen Kulturen feindlich polarisiert als zwei sich verbissen bekämpfende Gegner. Wo früher Sonne und Mond sich bei Vollmond als genau gleich grosse Kräfte geschwisterlich vis-à-vis standen, wurden später die Welten mit brutaler Gewalt getrennt, unversöhnlich, unerbittlich, auf Sieg oder Niederlage (= "schwarz-weiss-Denken“, entweder-oder). Aus dem Geschwisterpaar, dass sich an der Hand hält, wurden Todfeinde. Und wo es Krieg gibt, darf immer nur einer gewinnen, der andere wird unter-drückt, getötet, verdrängt. Aus dem heiteren Sommerspiel von Licht und Schatten wurde der Kampf des Lichts gegen die böse Nacht, in welcher die Dämonen lauern. Welch ein Wandel der Bilder hat da stattgefunden, welch ein Wandel der Sicht!... Doch Zwillinge lieben die Vielfalt und die Offenheit. Möge ihre Neugier und ihr Wissensdurst dazu beitragen, die Botschaften der Natur und der Jahreszeit wieder in ihrer Sinnhaftigkeit zu verstehen.
Juli - Krebs

Die naturverbundenen Menschen der frühen Kulturen haben die Energien des Jahreskreises gespürt, wahrgenommen und daran teilgenommen. So war denn auch der Monat der Mittsommerwende in Alter Zeit die Hohezeit der Heiligen Hochzeit. Bei heiligen Steinen und Quellen wurde getanzt und gefeiert: Die Vereinigung von Himmel und Erde, von Göttin und Erdenkönig, von Sonne und Mond. Das Tierkreiszeichen Krebs entfaltet seine Wirkung. Was überströmt, fliesst zueinander. Die Menschen suchen Gemeinschaft und verbringen viel Zeit im Draussen. Krebs ist das Zeichen des Mondes. Ist es nicht interessant, dass es zur Zeit des höchsten Sonnenstandes im Jahr der Mond ist, der hier im Zentrum steht? Umgekehrt ist es am "Gegenpol“ des Jahres, an Weihnachten, die Wiedergeburt der Sonne, welche gefeiert wird! So sind die kosmischen Kräfte im Gleichgewicht, und die Menschen haben dies in Kult und Kultur gefeiert. Die Königin des Krebs-Zeichens ist Maria, die Meer-Mutter mit der Mondsichel. Ursprünglich war sie die dreifaltige Göttin mit ihrem Partner, die Grosse Mutter ANA, die Grossmutter und Urahnin aller Völker, Quelle des Lebens. Und das Krebs-Haus war der Ort unserer Herkunft, die Seelengewässer unserer Heimat, die tiefen Teiche, aus denen in vielen Sagen die kleinen Kinder stammen. So suchen auch wir in den warmen Wochen des Sommers die Kühle des Wassers. Krebs als Wasserzeichen lädt uns zum Bade, welches die Seele wieder auftanken lässt. In Flüssen und Seen tauchen wir ein in das flüssige Element, welches uns für einmal die Pflichten der Arbeit und die Erdenschwere vergessen lässt. In den Ferien fahren wir vielleicht ans Meer, träumen am Strand von Liebe und Erfüllung. Mögen uns die Schatten in dieser Zeit wohltuenden Schutz vor zu viel Licht und Sonne spenden. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine Zeit der Fülle und der Freude!


(Eine gekürzte Version dieses Textes erscheint in der aktuellen OneSpirit-Ausgabe des Shanti-Laden Winterthur)


Patricia Ertl
astro.anders@bluewin.ch


Aktuelle Samstagkurse in Zürich:
Stier und Skorpion, 30. April
Zwillinge und Schütze, 21. Mai
Krebs und Steinbock, 2. Juli

 

Autorin/Autor

 

Patricia Ertl
Publikationsdatum 30.04.2005
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch