Wohlbefinden

Ein Sommerabend im Arboner "Frohsinn"

Feine Restaurants, Ausflugstipps, Spiel- und Spass.... In unserer Sommerserie ist Platz für Geschichten und Tipps rund um sommerliche Themen. Lesen Sie die erste Folge zum "Frohsinn" in Arbon.
Die Sonne verabschiedet sich. Eine Weile scheint sie noch durchs Seitenfenster herein. Draussen im Garten füllt sich Tisch um Tisch mit sommerhungrigen Menschen. Ich schaue auf den See hinaus. Was blitzt da hinten? Die Kellnerin, zuvorkommend und überhaupt nicht aufdringlich, holt sogar die Landkarte. "Es wird Langenargen sein", sagt sie.


Der "Frohsinn" ist nicht einfach zu beschreiben. Simone Surbeck hat das Anwesen zusammen mit ihrem Ehemann Martin vor neun Jahren übernommen. Seit einem Jahr führt sie den Betrieb alleine. In der unteren Etage befindet sich der täglich geöffnete Braukeller mit 90 Plätzen, der auch die Menükarte des Gartens bestimmt. Hier scheint Straussenfilet auf heissem Stein ein Klassiker zu sein. "In unseren Haus steht die älteste und kleinste Hausbrauerei der Schweiz", sagt Simone Surbeck.


Die obere Etage teilen sich das Bistro und das Restaurant mit je 25 Plätzen. Im Bistro wird die französische und italienische Küche gepflegt. Das Restaurant bietet viel Fisch. Nicht zu vergessen: Der Frohsinn ist auch ein Hotel. Zwischen Spartel nd Fisch bewegt sich die frühlingshafte Küche. Ich bestelle bunten Frühlings-Gartensalat mit Parmaschinken und Ei. Auch wenn es etwas genug Sauce hat, ist der der bereits vom Cüpli mit zartem Lavendel-Gout ein erstes Mal angestachelte Appetit nun vollends geweckt.


Weiter gehts mit grünen und weissen Spargelspitzen mit Trüffelscheiben an wundervoll leichtem Sauerrahm-Dressing und mit in Whisky mariniertem und sehr aromatischem schottischem Rauchlachs. Ein kleines Zwischenspiel mit Bärlauchcrèmesuppe und Rahmsuppe von grünem Spargel mit Morcheln, dann folgt der Hauptgang: Zanderfilet mit Basilikumkruste, auf Frühlingsgemüse und Basmati-Reis angerichtet, auf der einen, einem kräftigen Rückensteak vom Bio-Freilandschwein mit frischen Pilzen, konfierten Tomaten und knuspriger Rösti auf der anderen Seite des Tisches.


Mein Tisch ist jedoch rund und gibt den Blick in den schönen, von hellem Holztäfer und stimmungsvoll flackernden Kerzen bestimmten Raum frei. Nach einem kurzen Halt beim Käse nehme ich das Dessert in Angriff: grosszügig bemessene Armagnac-Dörrpflaumen mit sehr schmackhafter Vanille-Glace und das wirklich spezielle Frohsinn-Biersorbet mit Holunderblüten. Als überraschung zum Schluss kommt schliesslich noch ein Töpfchen köstlich duftenden Vanilleschaumes auf den Tisch. Der kräftige weisse Enate Jahrgang 2003 aus Spanien schmeckt mir so gut, dass ich dabei bleibe - und erst zum Dessert vom nicht zu süssen Pasitto die Pantelleria von 1994 koste.


Mein Eindruck: Zwar kocht die Frohsinn-Küche nicht mehr auf dem Niveau von Martin Surbeck, welcher dafür mit 17 Gault-Millau-Punkten belohnt wurde. Doch sehr fein essen kann frau/man in sommerlicher Frohsinn-Ambiance immer noch.

 

Autorin/Autor

 

Selina Meier
Publikationsdatum 29.06.2005
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