Wohlbefinden

Nicht Forschergeist, sondern EQ

Gerade in Zeiten, wo sich die Geschichte der Christenheit und damit verbunden ihr "Standardwerk“, die Bibel, mit aller Macht in unseren Alltag drängt, taucht auch immer wieder die Frage auf, wie es denn mit dem Wahrheitsgehalt der biblischen überlieferungen bestellt ist.
Wissenschaftler aus aller Welt haben sich seit Jahrtausenden damit beschäftigt, die Geschichten sowohl aus dem alten, wie auch aus dem neuen Testament auf ihren historischen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Verblüffend sind die Erkenntnisse, die sie präsentieren können - immer wieder stellen sie fest, dass tatsächlich sehr viel historisch Verbürgtes in der "Heiligen Schrift“ zu finden ist. Alles aufzuzählen würde allerdings diesen Rahmen erheblich sprengen.
Historische Genauigkeit ist nicht der Sinn

Wer nun allerdings - wie einige fundamentalistische Kreise - davon ausgeht, dass mit der Bibel ein Werk vorliegt, das es darauf abgesehen hat, historisch genau den Weg Gottes mit der Menschheit aufzuzeichnen und für alle Zeiten sozusagen in Stein zu meisseln, täuscht sich erheblich über die wahren Absichten, die diese aussergewöhnliche Sammlung von Geschichten der Gottes-Erfahrungen verfolgt.


Die Bibel will mit andern Augen gelesen werden und es sind nicht Sachverstand und Wissenschaftlichkeit gefragt, sondern das, was die heutige Zeit als "Emontionale Intelligenz“ versteht. Etwas, was gerade die Frauen sehr oft mit traumwandlerischer Sicherheit beherrschen, ohne es je bewusst gelernt zu haben.
Eine Geschichte für Herz und Gemüt

So steckt auch in der Weihnachtsgeschichte - die übrigens lediglich in 2 der 4 Evangelien, die Einzug in die Bibel gefunden haben erzählt wird - die Wahrhaftigkeit in den vielen Symbolbildern, die sie uns zeichnet. Tatsächlich haben es nur die Evangelisten Matthäus und Lukas für nötig befunden, bereits die Umstände der Geburt Jesu als speziell und auf Aussergewöhnliches hindeutend zu erwähnen. Die Evangelisten Markus und Johannes beginnen über die Geschichte dieses tatsächlich für seine Zeit enorm rebellischen jungen Mannes ab seiner Mannwerdung oder gar noch später zu berichten. Wichtig zu wissen scheint mir auch, dass jeder Evangelist eine andere Christengemeinde vor Augen hatte und entsprechend die Geschichte des Mannes aus Nazareth mit auf seine Zuhörer-und Leserschaft zugeschnitter Sprache erzählte.


Worum geht es nun aber im Wesentlichen in der Weihnachtsgeschichte, die erst mit der Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland ihren Abschluss findet? Zum einen symbolisiert die Jungfrauengeburt das direkte Wirken Gottes, seinen unmittelbaren Eingriff in die Menschheitsgeschichte. Ein "Werkzeug“, das auch andere Kulturen kannten, wenn sie einen Menschen aus der Masse hin- und zum Göttlichen heraufheben wollten. Zum anderen kommt uns auch die Reise nach Bethlehem mit der Verfolgung durch den kindermordenden Herodes bekannt vor - die Geschichte von Moses beginnt mit einem Kindermord, dem auch er nur knapp entkommt und sie endet mit einer langen Reise ins gelobte Land.
Ein König und doch kein gekröntes Haupt

Dass der "neue König“ dann in einem stallähnlichen Zimmer zur Welt kommt, stellt eine erste Nähe zum einfachen Volk her. Auch dass Hirten die frohe Botschaft als erste hören und zum Geburtsort eilen, ist Ausdruck dafür, dass hier kein Herrschersohn im üblichen Sinne geboren wurde, sondern dass dieses Kind für alle Menschen, zuerst jedoch den Benachteiligten und Geplagten zur Hilfe und Hoffnung gekommen ist. Mit dem Besuch der drei Weisen jedoch nimmt die Geschichte einen vorläufigen Schluss, der wiederum auf das - trotz allem - Königliche an Jesus hinweist - er ist ein wahrer Sohn Davids, was seine Stellung als Verkünder aus dem Kreis des Judentums untermauert.


Seit mehr als zweitausend Jahren fasziniert dieser Anfang einer Erfolgsgeschichte, die trotz eines tragischen Ausgangs einen unübertroffenen Siegeszug um den ganzen Erdball angetreten hat. Und sie lässt sich durch Wissenschaftlichkeit nicht wahrer machen! Denn es ist eine Geschichte, die von der Grossartigkeit erzählt, welche in wahrer Versöhnung und Liebe liegt. Und das lässt sich - trotz Genforschung und anderen medizinischen Methoden - bis heute nicht künstlich herbeiführen. Diese Gefühle müssen erfahren und im Alltag gelebt werden. Und wenn die Geschichte des Zimmermanns aus Nazareth uns eines gelehrt haben sollte, dann dies: Engstirnigkeit, Intoleranz und Sturheit führen immer in Sackgassen, egal, in welcher Kultur, egal in welcher Religion.

 

Autorin/Autor

 

Yvette Anhorn
Publikationsdatum 28.12.2005
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