Arbeitstagung und Jubiläum: 25 Jahre iff-forum am 15.10.2011

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Luise Pusch ist eine der hochkarätigen Referentinnen in Winterthur.
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Auch Europa braucht eine eigene Identität.

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Um nichts weniger als um die Vision und Forderung einer neuen - postpatriarchalen – Geschlechterordnung geht es bei der Arbeitstagung des iff-forums am kommenden Samstag, 15. Oktober, in Winterthur. Vision und Forderung sind, beide Geschlechter in ihrem Bedürfnis nach einer je eigenen und selbstbestimmten Identität wahrzunehmen und zu unterstützen. Ostschweizerinnen hat die Vorstandsfrauen des iff-forums, Christa Stahel und Elisabeth Camenzind, zum Thema Frauen und Männer, Virtualität und Ebenbürtigkeit befragt.

 

Eva Grundl

13:10:2011

 

 Wenig zufrieden, das wird im Gespräch recht schnell klar, sind die beiden Vorstandsfrauen mit den Begriffen „Gleichstellung“ und „Gleichberechtigung“ - und zwar aus ganz verschiedenen Gründen. „Ich kann darauf verzichten, wohlwollend und gewissermassen von oben herab über Gleichberechtigung beziehungsweise der Gleichstellung auf das Podest der Männer gehievt zu werden“, sagt Christa Stahel. Stattdessen plädiert sie für den Begriff – und ergo den Verhaltensmodus – der Ebenbürtigkeit. Wenig übrig hat die „Praktikerin“ (Stahel über Stahel) übrigens auch für die immer noch gängigen Mechanismen von Matriarchat und Patriarchat. „Ich bevorzuge das, was an der Arbeitstagung Thema sein wird, nämlich die Praktiken des Maternats und Paternats."

In der Tat, führt Elisabeth Camenzind aus, nimmt das iff-Forum die patriarchalen Theorien ins Visier, die noch immer über Wesen und Aufgaben der Geschlechter bestimmen und einer tiefgreifenden Revision harren. „Diese Revision müsste zudem in den Medien öffentlich gemacht werden. Fakt ist aber, dass zum Beispiel die Lehrinstitute für tiefenpsychologische Psychotherapie (Freud/Jung) sich damit begnügen, alten Wein in neue Schläuche zu füllen, während sie vorgeben, der Forderung nach Revision Genüge zu tun“, erläutert die „Theoretikerin“ Camenzind. „Ein anderes Beispiel betrifft die UNI Luzern, in der ein Nachdiplom-Studiengang für Manager läuft, der sich auf Theorie von Niklas Luhmann stützt und Manager der höchsten Rangstufe belehrt, dass an der Hierarchie der Geschlechter unbedingt festgehalten werden müsse, obgleich diese ganz gering sein könne.“



Dass die Gleichstellung der Geschlechter für viele junge Frauen eine Selbst-verständlichkeit geworden ist, freut die beiden engagierten Frauen. Es sei schön, zu erleben, mit welcher Unbefangenheit sie ihre Rechte einfordern, sei dies in Beruf oder privaten Beziehungen.

Und was ist es, was Stahel und Camenzind den heute jungen Frauen am ehesten wünschen? „Am ehesten, dass sie ihr Augenmerk in erster Linie auf ihre eigenen Begabungen richten, anstatt so viel von der heterosexueller Liebe zu erwarten, obgleich der Vitalbereich ein nicht zu unterschätzender Lebensmotor ist. Die Erfahrung lehrt, dass wir unser Tun und Lassen nur selbstbestimmt wählen können, wenn wir uns als selber denkende und fühlende Person sowohl abgrenzen als auch binden können“, sagt Elisabeth Camenzind.

Christa Stahel legt den Fokus auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Berufslaufbahn. „Was die jungen Frauen brauchen, sind passende Infrastrukturen – angefangen von bezahlbaren Mieten bis hin zu einem optimalen Betreuungsangebot für die Kinder. Dazu kommt die Förderung der jungen Frauen bei ihren beruflichen Ambitionen und ein gerechtes System der Entlöhnung bei der Arbeit: „Der Lohn muss an die Arbeit, nicht an die Person gebunden sein.»


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