Altersarmut – wie kann das passieren?

Aufgepasst!

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Auf der Schattenseite...
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... auf der Sonnenseite des Lebens.

Als Babyboomer bezeichnet man Menschen, die zu Zeiten steigender Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg (dem Babyboom) in den vom Krieg betroffenen Staaten geboren wurden. Der Babyboom endete mit dem Pillenknick!

DINKS sind (Ehe-)Paare, meist um die Dreißig, die kinderlos sind und sich auf ihre Karriere konzentrieren. Da beide Teile des Haushaltes berufstätig sind, erwirtschaften sie ein relativ hohes Einkommen. DINKS sind – wie die Yuppies – meist der oberen Mittelschicht zuzuordnen

Der Begriff Yuppie steht für young urban professional. Der englische Begriff professional bedeutet im engeren Sinne ‚Angehöriger der freien Berufe‘, ‚Experte‘ und im weiteren Sinne ‚Angehöriger der oberen Mittelschicht‘. Yuppies sind also junge Erwachsene der städtischen oberen Mittelschicht oder auch junge karrierebewusste, großstädtische Menschen. Der Begriff des Yuppie kam in Großbritannien und den USA in den 1980er Jahren auf, die gelegentlich auch als Yuppie-Jahrzehnt bezeichnet werden, da diese Zeit viele erfolgreiche Geschäftsleute hervorbrachte. Auch der Boom der Computer-Branche und später der New Economy der 1990er Jahre setzte diesen Trend fort.

Mit der AHV, seit 1948 in Kraft, oder Pensionskasse, seit 1985 ab 25. Altersjahr obligatorisch, sollte es doch heute reichen, oder? Lange redete man nur von den reichen Alten. Wo sind sie geblieben? Fragt man bei Gemeinden, Dienstleistungsorganisationen oder googelt man, so kommt man schnell auf die bekannten Gründe für Altersarmut. Stellvertretend für alle diese unzähligen Härtefälle hier ein Beispiel.

 

Marcella Bergamin

18:04:2012

 

Eine Dame bettelte mich verschämt an einer Bushaltestelle an. Erst habe ich sie abgewimmelt, aber dann hat’s mich doch interessiert, wieso gerade sie. Gekleidet im Stil der 60er Jahre in einem dunkelgrauen Mantel, Béret mit Netz bis zu den Augen und einer Kunstlederhandtasche mit Klappverschluss. Ich musste sie überreden, sie zum Essen einladen zu dürfen.

 

Mit 43 Jahren und drei unmündigen Kindern Witwe geworden, weil ihr Mann, selbstständiger Malermeister, einen tödlichen Arbeitsunfall erlitt, erzählte sie. Selber nie Lohn bezogen, obwohl sie immer dort einsprang, wo Not am Mann (!) war. Dadurch fehlten ihre AHV-Beiträge, die Pensionskasse war damals noch nicht obligatorisch. Und für eine Witwen-Rente war sie noch zu jung.

 

Die Lebensversicherung zahlte ihr 75‘000 Franken per Saldo aller Ansprüche. Aus ihrer Sicht eine immense Summe in den 80er Jahren. Erspartes gab es nicht, weil jeder Franken in den Betrieb gesteckt wurde. Die Lebensversicherung war schnell aufgebraucht. Ihr blieb nichts anderes übrig, denn als Putzfrau zu arbeiten. Es reichte für die Kinder bis zum Schulabgang. Für eine Ausbildung reichte es nicht mehr. Die sind heute ohne Lehrabschluss, ohne festen Beruf und können ihre Mutter nicht unterstützen. Sie schämt sich, Unterstützung zu beantragen und meint, sie müsse halt arbeiten bis sie tot umfalle.

 

Spare zur Zeit, dann hast Du in der Not

Nach dieser Redensart wurden die Babyboomer erzogen und können heute die Früchte ernten als reiche Alte, kombiniert mit ihrer Vorsorge. Zudem haben sie auch alles getan, damit ihre Kinder, die sog. DINKS und Yuppies, es einmal besser hätten. Finanzierten ihnen gute Ausbildungen, und dank der Globalisierung, Lehr- und Wanderjahre in die Welt. Somit einen optimalen Start ins Arbeitsleben.

 

Daraus hervor gingen zum Beispiel (um nur einen Berufszweig zu nennen) Finanz-Ingenieure, die Produkte für die Bankinstitute kreierten, die sie selber immer reicher machten und die Kunden immer ärmer. Mit der Finanzkrise erwischt es nun sie selber auch. Denn die Kehrseite der Globalisierung sind Fusionen der Konzerne, Verlegungen in andere Länder, Wegrationalisierungen bestbezahlter Mitarbeiter u.v.m.

 

Wer den Rappen nicht ehrt…

Ohne Rücklagen, jedoch mit exorbitanten Löhnen, wurden Villa mit Pool an bester Lage, Ferienhaus im Süden, Zweitwohnung in einem Skiort, zwei Autos in der Garage, Privatschulen für die Kinder usw. zusätzlich mit fremden Mitteln finanziert.

 

Nicht zu vergessen: Sein und Schein im Design. “Ich lebe heute und nicht morgen …“. Beneidet von Freunden. Heute von denselben gemieden, weil der Schein infolge Jobverlust nur eines Partners zusammengefallen ist. Eine Bekannte, Bankangestellte, weiss zu berichten, dass die Verdiener mit 200‘000 Franken Jahreseinkommen und mehr am meisten Probleme hätten, bis Ende Monat durchzuhalten.

 

Über diese neue Armut wird erst hinter vorgehaltener Hand geredet. Statistiken darüber gibt’s noch nicht. Hoffentlich findet bald ein Umdenken statt, damit sie nicht auch noch arbeiten müssen, bis sie tot umfallen.


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