Von der Gülle zum Parfum

06:05:2013

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Blumenwiese, duftend.
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Gülle auf dem Acker verbringen.

Um nur gerade mal zwei Duftpfanzen zu erwähnen:

 

Galan de Noche (Cestum nocturnum) ist ein Busch mit betörendem Duft. Am Tage ist ein unscheinbarer Busch mit geschlossenen Blüten, doch abends verströmt er einen intensiven Duft.

 

Die wintergrüne Ölweide (Elaeagnus x ebbingei) steckt voller Überraschungen und gehört zu den Top-Ten unter den Duftpflanzen! Ihre eher unscheinbaren, cremefarbenen bis weißen Blütenglöckchen im Spätsommer und Herbst, die mit goldfarbenen Tupfern dekoriert sind, verströmen einen unglaublich intensiven, süßen Duft.

Darüber machte ich mir Gedanken während eines meiner ersten Spaziergänge an einem der ersten schneefreien Tage. Denn die Verbindung dieser verschiedenen Düfte ist auch ein Geruch.

 

Marcella Bergamin

 

Fährt, läuft, rennt, spaziert man oder wie auch immer im Frühjahr durch Feld, Wald und Wiesen, so steigen einem verschiedene, markante Landdüfte in die Nase. Im Wald der feuchte Modergeruch beispielsweise, auf den Wiesen der Jaucheduft. Oder ebenso beim ersten Flanieren im Frühling in der Stadt riecht man verstärkt erste Parfumergüsse, von angenehmen bis zu penetrant chemischen. Auch solche Gerüche können die Nase manchmal empfindlich belästigen. Während der kalten Wintermonate steigt mir draussen nie ein Parfümduft in die Nase. Und natürlich auch kein Jauchegestank. Wahrscheinlich liegt‘s an der Kälte.

 

 

Nun gut, es muss gedüngt werden, damit die Blumen wachsen und nicht nur ihre Schönheit, sondern auch ihre Düfte entfalten können. Ich finde es immer wieder wunderbar, mich in der Natur aufzuhalten und dabei diese natürlichen Pflanzendüfte wahrzunehmen. Oder erst die schweren sinnlichen  Wohlgerüche in den mediterranen Ländern wie die der blühenden Zitrusbäume im Frühling, des Jasmins im Sommer, im Herbst des  „Galan de noche“, der Ölweide um nur einige zu erwähnen.  Sogar die Feigenbäume entfalten den unverkennbaren süssen Duft, sobald ihre Knospen wachsen.

 

 

Ein blumiges Parfum erwacht

 

…oder ähnlich verspricht uns die Werbung, sobald wieder ein neues Duftgemisch auf dem Markt erscheint. Und will uns mit blumigen Adjektiven weismachen,  wie beispielsweise … diese floralen, einzigartigen, universellen oder ausdruckstarken Düfte vermögen die Weiblichkeit ins rechte Licht zu rücken und gleichzeitig das Geheimnis jeder Frau bewahren...  Das kann ich gut nachvollziehen, denn ein Werbeslogan  wie „das Geheimnis dieser Essenzen liegt in der Gülle“ eignet sich dafür denkbar schlecht!

 

 

Meiner Meinung nach haben diese künstlichen Duftkompositionen fast nichts mehr gemein mit den sinnlichen natürlichen Düften. Vor allem, wenn ich zwar den Güllenduft nicht daraus riechen kann, aber doch immer noch im Hinterkopf präsent habe!

 

Keine Angst, ich will weder der Parfumindustrie noch den Duftverkäufern das Geschäft – vor allem nicht am Muttertag – streitig machen, dafür liebe ich Düfte viel zu sehr und sowieso am liebsten die natürlichen.


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