Dezember-Bettmümpfeli: Mias Teddy

Bild
Mia vermisst ihren Teddy, der ihr liebster und treuster Begleiter war.
Bild
Was haben die Kollektensammler mit dem Teddy zu tun?

Bettmümpfeli

Erinnern Sie sich noch an die Geschichten, die Ihnen Ihr Grosi, die Mama oder der Papa jeweils vor dem Schlafengehen erzählten? Wissen Sie noch, wie gut es sich danach schlafen liess?

Aus diesem Grund veröffentlichen wir eine neue Rubrik für unsere Mütter mit Kleinkindern: das monatliche Bettmümpfeli.

Seit einiger Zeit vermisst Mia ihren kleinen Freund. Er ist ihr aber nicht entwendet worden. Nein, sie hat ihn selbst als Flohmarktartikel gespendet. Lesen Sie die Geschichte von Mias neuem Teddy.

 

Sarah und Cornelia Forrer

29:12:2011

 

„Du bist zu alt für diesen Bären“, sagte die Mutter stets, wenn es Schlafenszeit war. Mia war schon elf und damit wohl wirklich zu gross für ihren kleinen Freund, der sie zeitlebens begleitet hatte. Er war es, dem sie anvertraute, wenn sie Kummer plagte, wenn sie schlechte Schulnoten schrieb oder die Freundin sie unfair behandelte. Und er war es auch, der mit ihr das Bett teilen und sie in die Ferien oder ins Klassenlager begleiten durfte.

Ohne Schnuddel ging nämlich gar nichts. Auch wenn Mia ihn mehr und mehr vor neugierigen Blicken verstecken musste, blieb er doch ihr liebster und treuster Begleiter. Schnuddel war ein kleiner plüschener Eisbär, dem mehrmals die Augen ersetzt werden mussten. Sein Wuschelfell war schon ganz zerzaust und an einigen Stellen so dünn, das fast schon die Plüschhaut platzte. Für Mia aber war Schnuddel das schönste Geschenk, das ihr die Eltern je geschenkt hatten. An den Anlass konnte sich Mia natürlich nicht mehr erinnern, lag sie doch damals als Neugeborene im Spital. Seit sie sich aber bewusst war, war Schnuddel an ihrer Seite, im Kinderwagen, im Laufgitter, beim Kindergarten- und Schuleintritt und eben auch im Bett.


Nun aber war er weg. Und Mia selbst trug eigentlich die Schuld daran, hatte sie sich doch endlich überreden lassen und ihn als Flohmarktartikel für arme Kinder gespendet. Glücklicherweise wusste Mia nicht, dass Schnuddel eigentlich von der Mutter im Kehricht entsorgt worden war, denn das hätte sie ihr wohl nie verziehen. Mia träumte oft von ihrem kleinen Freund und vermisste ihn so sehr, dass sie immer wieder erwachte und nach ihm griff. Doch der Teddy war und blieb fort. „Wir schenken dir einen neuen Teddy“, versprach der Vater kurz vor Weihnachten, weil er nicht mehr mitansehen wollte, wie seine Tochter um ihren Freund weinte.

So machten sich Vater und Tochter bereit und zogen von Ladengeschäft zu Ladengeschäft, um einen neuen Teddybären zu suchen. Keinen aber konnte sich Mia als neuen Freund vorstellen. „Wie muss der neue Bär denn aussehen?“, fragte der Vater und sah sich hilflos im letzten Geschäft um. „Ich muss ihn hier spüren“, antwortete Mia und griff sich an den Bauch. Bei keinem aber spürte Mia etwas, nicht beim lebensgrossen Luxusbären und auch nicht beim braunen Taschenbärchen. „Wir suchen ein anderes Mal weiter“, versprach der Vater seiner enttäuschten Tochter, als alle Spielwarengeschäfte der Stadt durchstöbert waren, und Mia war einverstanden.


Als die Beiden auf die Strasse traten, erklang in der Ferne ein „Halleluja“ und Mia wollte hingehen und sehen, wer da sang. Es waren Sänger der Heilsarmee, die für die Weihnachtsfeier der Armen und Einsamen Geld sammelten. Sie hielten Sammelbüchsen und Plakate in den Händen. „Die Armen haben sicher auch keinen Teddy“, sagte Mia plötzlich zu ihrem Vater. „Wir geben das Geld doch lieber ihnen“, schlug sie vor, „und wenn ich an die Freude denke, dann spüre ich es auch warm hier im Bauch“. Der Vater hielt ihr den Geldschein entgegen, mit dem er den Teddy bezahlen wollte. Mia nahm ihn und steckte ihn in die Dose. „Danke schön“, sagten die Sänger und sangen dann weiter. „Frohe Weihnachten“, wünschte Mia und strahlte. Sie hörte noch einige Zeit den Singenden zu und dachte dabei an ihren kleinen Freund, der sich sicher auch über das schöne Geschenk gefreut hätte.


zurück            Diesen Artikel versenden            Mein Kommentar zu diesem Artikel
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch