Das weibliche Beuteschema hinterfragen

Buchtipp

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Erfolgreiche ältere Männer tauschen gern ihre gleichaltrigen Frauen gegen jüngere aus.
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Erfolgreiche Frauen sind nicht so pflegeleicht, wie sich der Herr es wünscht.
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Warum immer mehr Frauen keinen Partner finden, geschrieben von einem Mann mit Praxisbeispielen.

Dr Stefan Woinoff:
Überlisten Sie ihr Beuteschema.
Mosaik bei Goldmann, München, 2007,
ISBN 13: 9783442391271.

Erfolgreiche Frauen haben es nicht leicht, einen passenden Partner zu finden. Doch wo liegt eigentlich der Grund und was kann dagegen getan werden?

 

Cornelia Forrer

02:10:2009

 

Sind Sie weiblich, erfolgreich und allein? Und wünschen Sie sich einen Partner? Einer, der Ihnen auch ebenbürtig ist? Doch das ist gar kein leichtes Unterfangen. So jedenfalls sieht es Stefan Woinoff (ja, richtig, ein Mann!), der Ursachen für die zunehmende Einsamkeit starker Frauen suchte.

 

Der Psychotherapeut erzählt in seinem Buch "Überlisten Sie ihr Beuteschema" aus seiner langjährigen Praxistätigkeit und vermittelt Tipps, was es zu beachten und nötigenfalls zu ändern gilt und wie attraktive und erfolgreiche Frauen zu "fischen" und zu "jagen" haben. Das Beuteschema nennt Woinoff als Ursache archaischer Verhaltensmuster, die auch moderne und emanzipierte Frauen unbewusst nach dem überlegenen Ernährer und Beschützer Ausschau halten lässt.

 

Das Problem liegt nur darin, dass mit zunehmender Stärke der Frau immer weniger Männer zur Auswahl stehen. So gilt es denn sein Beuteschema zu analysieren und zu überwinden, um schliesslich einen Partner zu finden, der die wahren Bedürfnisse und Erwartungen vollumfänglich abdeckt.


Gross soll er sein und erfolgreich

Die Suche nach einem Mann mit hohem Status und gutem Einkommen soll sich angeblich durch alle Gesellschaftsschichten, alle Kulturen und ale ethnischen Gruppen ziehen, wie Evolutionsforscher David M. Buss in einem Versuch mit 10'047 Versuchspersonen aus 37 Kulturen belegt, auf dessen Studien sich Stefan Woinoff in seinem Buch stützt. Grosse Männer sind bei erfolgreichen Frauen gefragt, solche die den Überblick über alles behalten, etwas, das auf der Jagd einst massgeblich war.

 

Die Fähigkeit, Frau und Anhang auch körperlich zu verteidigen, wird ebenfalls einem hoch gewachsenen Mann zugeschrieben, auch wenn geschichtliche Fakten (siehe Beispiel Napoleon) oft anderes belegen. Ist der Angebetete auch gleich der Stammesführer, dann umso besser für die Frau, so sieht sie es. Die Frau im Alter Mitte dreissig bis Anfang vierzig wird am härtesten getroffen, insbesondere dann, wenn ihr Ziel eine Familie mit Kindern ist. Oft ist sie auf der Karriereleiter nämlich schon so weit aufgestiegen, dass sie kaum noch in Frage kommende Kandidaten finden kann.

Der Mann muss gemäss Studie nämlich gleichaltrig oder älter sein und vom Status her mindestens auf derselben Stufe oder besser noch höher stehen. Da sie ihn aber als Vater der Kinder vorsieht, muss er zusätzlich noch einige Charaktereigenschaften wie Fürsorglichkeit, Verständnis und Einfühlsamkeit bieten, die dem Kandidaten mit gehobenem Status aufgrund der fehlenden Zeit, der lebenserhaltenden Durchsetzungsfähigkeit und der gewissen Härte eigentlich widersprechen sollten. Der nette Krankenpfleger kommt für die erfolgreiche Ärztin also genauso wenig in Frage, wie der kinderliebende Tierpfleger als Partner der ehrgeizigen Rechtsanwältin.

 

Jung muss sie sein und anschmiegsam

Da haben es Männer deutlich bessern, denn sie können gegen "unten" suchen und auch reichlich jüngere Kandidatinnen ins Auge fassen. Das Ziel des Mannes ist gemäss Woinoff nämlich nicht die gleichberechtigte Partnerin, sondern die attraktive und junge Frau, die dann statusmässig "an ihn heranrutschen" kann. Hat sie dies um das 50. Lebensjahr herum dann endlich geschafft, tauscht er sie zwar gern für eine jüngere und noch fortpflanzungsfähige, anschmiegsame Partnerin aus und startet nochmals richtig durch (siehe Beispiel Sarkozy/Bruni).
Von der Erfolgsfrau ist der moderne Mann meist heillos überfordert und wartet lieber auf eine neue Frauengeneration, die weniger fordert und mehr zu geben bereit ist, wie authentische Aussagen der Patienten von Woinoff aussagen.

 

Im Gegensatz zur Frau, die durch ihren Erfolg einsam wird, ist es beim Mann die Erfolgslosigkeit die ihn in die Isolation treibt. Sei es der schlechte Verdienst, seien es die mangelnden Qualifikationen oder auch die Stellenlosigkeit - all das macht einsam. Für Frauen hält der Autor eine pragmatische Übung bereit, wie sie in sechs Schritten zum modifizierten Beuteschema kommen können. Dies soll erfolgreichen Frauen helfen, von ihrem hohen Ross herunter zu steigen und bei einem ganz anderen Männertyp zu suchen.

 

Der "Exote"etwa, der Künstler, Pferdeflüsterer, Hutmacher oder Fischer, wären hier zu nennen, Männer die nicht bloss auf Geld und gute Stellung aus sind, sondern Kreativität und Originalität bieten können. Das Plus dieser Männer liegt im unausgeschöpften Potenzial und in der Tatsache, dass Vergleiche zu ziehen sinnlos wäre.

 

Der "neue Mann" hat laut Woinoff nicht am Beuteschema zu arbeiten, wie die Frau es tut, sondern eher daran, dass er als unmännlich wahrgenommen werden könnte, etwa wenn er die Erziehungsarbeit übernehmen soll. Woinoff sieht die Chance der schwer vermittelbaren, weil beruflich weniger erfolgreichen oder stellenlosen Männer, darin, dass er als "neuer Vater" eine Rolle übernehmen kann, die ihn für seine erfolgreiche Frau unbezahlbar macht.

 

Mehr Weiblichkeit, Stolz und Ehrgeiz

Zwar überzeugt Stefan Woinoffs Buch nicht in jeder Beziehung, vertritt der Autor doch teilweise Thesen, die zwar engagiert vermittelt und mit zahlreichen Praxisbeispielen und verschiedenen Selbstentlarvungstests bespickt sind, doch letztlich sind es genau diese Punkte, die das Buch unterhaltsam und lesbar machen.

 

Und oft erkennt sich die Frau in einem ganz unfreiwillig komischen Beispiel wieder und muss ganz einfach lachen. Mal Hand aufs Herz: Wo gibt es sie nicht, die Frau, die nach dem Mann sucht, zu dem sie "aufschauen" kann? Und kriselt es nicht oft genau dort, wo sich Mann und Frau nicht auf Augenhöhe befinden?

"Frauen müssen ihr Beuteschema modifizieren und Männer neue Rollen übernehmen", rät Woinoff und hat damit gar nicht so unrecht. Sein Buch jedenfalls liest sich flüssig und leicht und gibt verschiedene Antworten, auch wenn "frau" vieles davon intuitiv bereits weiss. "Frauen sollten sich darauf besinnen, was sie zu bieten haben, statt ihr Licht unter den Scheffel zu stellen", rät der Münchner Arzt und Autor in seinem Buch und ruft damit zu mehr Selbstbewusstsein, stolzer Weiblichkeit, inklusive Erfolg auf.


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