Sonderausstellungen im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen

Hommage an eine vielseitig begabte Künstlerin

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Selbstporträt.
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St. Gallerin in Tracht.

Zur Ausstellung ist eine Publikation von Peter Zünd erschienen. „Hedwig Scherrer- Schriften, Skizzen und Miniaturen“. .Erhältlich in der Vadiana und im Historischen und Naturmuseum. Peter Zünd setzt sich seit Jahrzehnten für die Erinnerung an Hedwig Scherrer ein. Durch sein unermüdliches Wirken hat er wesentlichen Anteil daran, dass ihr Werk noch weitgehend erhalten und zu einem Teil im Fundus der Hedwig-Scherrer-Stiftung und in der Kantonsbibliothek Vadiana gesichert ist.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Montags geschlossen, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Über die Feiertage: 24.Dez,/25.Dez . und 31.Dez./1.Jan.2011 geschlossen.

Es ist eine Doppel-Ausstellung, mit deren Eröffnung das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen sein Ausstellungsprogramm 2010 abschliesst, aber auch gleichzeitig das Jahr 2011 einläutet. Denn die Sonderausstellung „Wilhelm Meier- ein St. Galler Bildhauer zwischen Tradition und Moderne“ und „Hedwig Scherrer- Streben nach dem Gesamtwerk“ dauert bis zum 18. September 2011.

 

Elke Baliarda

27:12:2010

 

Die St. Galler Kunstschaffenden Hedwig Scherrer (1878) und Wilhelm Meier (1880) haben beide ihre Wurzeln in der Jugendstil-Bewegung der Jahrhundertwende. Das Werk von Wilhelm Meier mit seinen zahlreichen Skulpturen und Plastiken ist im öffentlichen Raum der Ostschweiz noch heute präsent. Die Malerin, Buchillustratorin und Architektin Hedwig Scherrer gehörte seinerzeit zu den ersten Ostschweizerinnen, die eine künstlerische Laufbahn einschlugen. Daneben engagierte sie sich als Frauenrechtlerin und Pazifistin. Die Ausstellung zeigt Werke aus dem öffentlichen wie aus dem privaten Schaffen der Künstlerin. Es handelt sich dabei um Ölbilder, Zeichnungen, Gebrauchsgrafik, Wandgemälde, Miniaturen sowie Entwürfe für Marionettentheater und für Trachten.

 

Hedwig Scherrer, am 11. März 1878 in Bad Sulgen geboren und in St. Gallen aufgewachsen, erhielt ihre Ausbildung in St. Gallen, München und Paris. 1908 bezog sie ihr selbst entworfenes Atelierhaus in Montlingen. „In ihrer Malerei blieb sie stets der gegenständlichen Kunst verpflichtet und stand mit ihren dekorativen Jugendstilformen sowie ihren märchenhaft-symbolistischen Inhalten sichtlich unter dem Einfluss von Ferdinand Hodler (1853 bis 1918) und Giovanni Segantini (1858 bis 1899). Anlässlich des 70. Todesjahres der Künstlerin zeigt das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen Hedwig Scherrers Werk im Kontext der Idee des Gesamtkunstwerks und der Reformbewegungen um 1900“.

 

Die Ausstellung widerspiegelt die Vielseitigkeit der Künstlerin. Immer wieder versuchte sie sich an neuen Herausforderungen. Sie dichtete auch Märchen, komponierte Lieder, entwarf Bühnenbilder und Plakate. Dies alles wird präsentiert zwischen den Räumlichkeiten „Afrika“ und „Ägypten“, in dem dekorativ ausgemalten Gang und in den beiden historischen Stuben. Bei den Gemälden und Zeichnungen finden sich vor allem Landschaftsbilder des St. Galler Rheintals und des vorarlbergischen Gamperdond sowie Portraits von Verwandten und Freunden. Bemerkenswert sind die Miniaturen, die Hedwig Scherrer in den 1920er und 1930er Jahren schuf. Aus einem Auftrag für die Bestückung einer Brosche entstand eine

Leidenschaft für diese kleinen Bilder, für welche sie eine besondere Technik entwickelte.

 

Hedwig Scherrer betrachtete die geistige Erneuerung Europas als Teil ihrer Lebensaufgabe. Mit verschiedenen künstlerischen Mitteln versuchte sie ihre Anliegen der Gesellschaft näher zu bringen. Buchillustrationen, Märchenbücher und die Arbeiten für das 1903 gegründete Marionettentheater (heutiges FigurenTheater St. Gallen) dienten im weiten Sinne der Bildung und Erziehung der Jugend. Auf Postkarten und Grafik-Blättern warb sie für Wandervögel und Skiclubs. Als Entwerferin von Trachten förderte sie die handwerkliche Arbeit und die Stellung der Frau. Auf Antikriegsplakaten prangerte sie die Rüstungsindustrie an. Neben den in der Ausstellung präsentierten Werken zeugt auch ihr schriftlicher Nachlass, der grösstenteils in der Kantonsbibliothek Vadiana aufbewahrt wird, von ihrer menschenfreundlichen Gesinnung.

 

Ausserhalb der Kunst setzte sie sich für Frauen, Kinder und Bedürftige ein. In ihren letzten Lebensjahren verwendete sie ihre ganze Kraft für die Betreuung von Flüchtlingen und Grenzschutzsoldaten. Bei dieser aufopfernden Tätigkeit zog sie sich eine starke Erkältung zu, von deren Folgen sie sich nicht mehr erholen sollte. Am 8. Mai 1940 starb sie in einem Zürcher Spital im Alter von 62 Jahren..


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