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Polly singt für ihren Mann Mackie Messer.
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Mit der Dreigroschenoper gelangte Brecht zu Weltruhm.

Mit der Dreigroschenoper, die auf der Vorlage der Betteloper von John Gays (1685 – 1732) basiert gelangte Bertholt Brecht (1898 bis 1956) zu Weltruhm. Ebenso sind Kurt Weills Songeinlagen von der Seeräuber-Jenny oder die Moritat von Mackie Messer zu Gassenhauern geworden. Mit seinem Stück kritisiert Brecht mit Spott und Satire die zweifelhaften Werte einer bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft, die damals wie heute in die Wirtschaftskrise geführt haben. Nächste Aufführungen: 17.Oktober und 22.Oktober um 19.30 Uhr, 24. Oktober um 14.30 Uhr und 29.Oktober um 19.30 Uhr.

Die Dreigroschenoper von Berthold Brecht, Musik Kurt Weill aus dem Jahre 1928, hat an Aktualität kaum eingebüsst. Das letzte Mal 1992 im Theater St. Gallen aufgeführt, steht das Theaterstück nun erneut auf dem Spielplan. In der Inszenierung von Kurt Josef Schildknecht hatte es kürzlich Premiere.

 

Elke Baliarda

13:10:2010

 

Um der zunehmenden Verhärtung der Menschen zu begegnen, hat der findige Geschäftsmann Peachum mitten in der Londoner Bettlerwelt Soho ein eigenes Geschäft eröffnet: „Bettlers Freund“, ein Laden, in dem die Elendsten der Elenden so verkleidet werden, dass sie die Herzen und Geldbörsen der Vorbeieilenden öffnen. Und da es genug verarmte Menschen gibt, läuft das Geschäft bestens, denn der clevere Freund kassiert die Hälfte von deren Einnahmen, so auch von Filch (Christian Hettkamp, der in dieser kleineren Rolle ein Kabinettstückchen ablieferte).

 

In der neuen Inszenierung von Schildknecht spielen sämtliche Szenerien im Tresorraum einer Bank (Bühne: Rudolf Rischer, Kostüm: Gera Graf). Inmitten von Bankschliessfächern haben Jonathan Jeremia Peachum (Hans Rudolf Spühler) und seine Frau (Vera Schweiger) ihr Büro eingerichtet. Ihre Darstellung kam beim Publikum bestens an. Treffsicher war auch ihr Ton der Brecht-Weillschen Songs. Im Bühnenhintergrund auf einem Bildschirm taucht hin und wieder ein Hai auf, was darauf schliessen lässt: Man befindet sich unter Haien.

 

Zu Beginn des Stückes trat der Moritatensänger (Romeo Meier) auf und besang die Moritat von Mackie Messer fassettenreich, in verschiedenen Tonlagen und so herrlich frech. Man hätte sich gewünscht, dieses Lied im Verlaufe des Stückes noch einmal zu hören.

 

Nun hat Peachum in der Londoner Unterwelt einen ernsthaften Gegenspieler: den Gaunerkönig und Charmeur Macheath, genannt Mackie Messer. Ausgerechnet diesem Verbrecher verfällt Peachums Tochter Polly. Für die Hochzeit übernimmt Mackies Bande: Trauerweidenwalter (Marcus Schäfer), Hakenfinger (Romeo Meier)  Münzmatthias ( Matthias Albold) die passende Ausstattung. Mackie (Bruno Riedl), aalglatt und charmant, auf der anderen Seite knallhart dargestellt, präsentiert auch entsprechend seine Songs. Er ist auch als Sänger anderer Produktionen in guter Erinnerung.

In der Rolle der anfangs naiven Polly Andrea Haller, die zu einem späteren Zeitpunkt, als Mackie im Gefängnis sitzt, tatkräftig seine Geschäfte übernimmt. In die Hochzeitsfeier platzt Mackies alter Jugendfreund, der oberste Polizeichef von London, Tiger Brown hinein, diesmal aber nur als Privatmann. Gemeinsam singen sie den Kanonen-Song. Alexandre Pelichet interpretiert die Rolle des Tiger Brown glaubwürdig. Erbost über die Heirat seiner Tochter Polly mit Mackie erstattet Peachum Anzeige, was ihm aber nicht viel nützt. obwohl Mackie bei seinem Besuch im Hurenhaus geschnappt wird (hier Annette Wunsch als Spelunkenjenny sehr beeindruckend in Darstellung und Gesang).

Am Ende des Stückes wird die ironische Desillusionierung bis zur Auflösung der Handlung getrieben. Der reitende Bote der Königin verkündet die Begnadigung Mackies. Er wird in den erblichen Adelstand erhoben und bekommt ein Schloss und eine Lebensrente. Das Stück schliesst ab mit dem Finale: Verfolgt das Unrecht nicht zu sehr.

Wie ein roter Faden führte Bettina Schwarz als Ansagerin in ironisch witziger Weise durch die Handlung,

Gut gefielen auch die musikalischen Darbietungen der Band unter der Leitung von Martin Gantenbein. Zum Schluss gab es für die gesamte Besetzung viel Beifall.


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