Eine neue Epoche

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Sieht diese Frau aus wie ein Model?
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Gegen die Austauschbarkeit!

BRIGITTE:
"Die Mode hat sich geändert.
Die Frauen haben sich verändert.
Unsere Welt ist eine andere.
Also starten wir eine Revolution."
Hier können Sie sich ein Bild machen:
www.brigitte.de/mode/
ohne-models/
.

So bezeichnet die BRIGITTE Zeitschrift selbstbewusst und voller Zuversicht ihre seit Januar laufende Initiative "Ohne Models". Manche von Ihnen kennen vielleicht die Initiative bereits und haben sich schon persönliche Überlegungen dazu machen können. Diejenigen, die noch nicht davon gehört haben, finden die entstandene Debatte um ein lang bestehendes Thema bestimmt ebenfalls interessant und lohnenswert.

 

Franziska Elsaesser

03:10:2010

 

Worum geht es?

BRIGITTE hat beschlossen, nur noch Fotostrecken mit  Frauen wie "du und ich" - oder fast - zu veröffentlichen. Eine Entscheidung, die auf sehr grosse Beachtung stiess in Deutschland wie auch in andern Teilen Europas.

Anlass zur Initiative gab zum einen die seit vielen Jahren bestehende Diskussion zu den extrem schlanken bis spindeldürren Models, zum anderen geht es BRIGITTE laut eigenen Angaben darum, von der Austauschbarkeit der professionellen Models wegzukommen. Die Individualität soll betont werden und gesucht sind somit ausdruckstarke Frauen mit einer unverwechselbaren Persönlichkeit. Ausserdem sollen sich die BRIGITTE-Leserinnen in den abgebildeten Frauen wiederfinden, sich mit ihnen identifizieren können.

 

Wer kann mitmachen?

Alle Frauen. Das Interesse ist in vieler Hinsicht gross. Bislang sind in neun Monaten 25'000 Bewerbungen eingegangen. Nach einer Vorauswahl werden die Kandidatinnen auf der Website vorgestellt und es kann online darüber abgestimmt werden, wer "das neue Gesicht" werden soll. Die ausgewählten Frauen arbeiten dann wie die regulären Models gegen Bezahlung, wobei BRIGITTE anmerkt, dass der Aufwand bei den Aufnahmen grösser ist, da die Erfahrung fehlt.

 

Hoher Anspruch, hohe Erwartungen

Während die Initiative viel Lob erhält, unter anderem auch Zuspruch aus der Modebranche, melden sich erwartungsgemäss auch kritische Stimmen und entstanden ist ein aufschlussreicher sowie gewinnbringender Dialog. "Zu jung, zu hübsch, zu hässlich?" Manche Leserinnen finden, sie könnten sich in den dargestellten Frauen nicht erkennen, da diese immer noch zu gut aussehen. (Die Redaktion stellt sich der Diskussion www.brigitte.de/mode/ohne-models/.) Und wenn man sich die Frauen anschaut, muss man sehr wohl eingestehen, dass sie allesamt äusserst attraktiv sind. Aber auch einzigartig, man würde die eine bestimmt nicht mit der anderen verwechseln.

 

Dick aufgetragen: eine Revolution?

Was immer man auch einwenden mag mit Argumenten wie, dass es BRIGITTE vor allem um höhere Auflagen geht, dass die Frauen zu schön oder zu jung sind, bin ich doch der Meinung, dass wir hier einen Schritt in die richtige Richtung haben - wenngleich ich selber nicht gerade das Wort Revolution in den Mund nehmen würde, wie BRIGITTE dies getan hat. Aber dennoch, es ist so lange nur geredet worden und nun kommt tatsächlich etwas in Bewegung, die Diskussion ist im Gang.

Jedenfalls hat die Initiative keine zeitliche Begrenzung und professionelle Models werden in Zukunft nur noch in den Beiträgen über Modemessen zu finden sein.

Was mir persönlich übrigens besonders aufgefallen ist: die Kandidatinnen werden unter anderem auch gefragt, was sie an sich besonders mögen. Das ist doch bereits ein positiver Ansatz und die Aufmerksamkeit dem Wesentlichen. Was fällt denn Ihnen diesbezüglich zu sich selber ein?

Und zum Schluss, vielleicht finden Sie diese Aussage auch bedenkenswert: Schönheit ohne Makel ist ein Makel an sich (Havelock Ellis, englischer Psychologe). Ohne Makel sind wir nämlich bereits wieder nah an der Austauschbarkeit, nicht wahr.


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