Faszination Ägypten, eine Zeitreise im Historischen Museum St. Gallen

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Ausstellungsimpression zur faszinierenden Schau.
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Blick in die Ausstellung, die bis Anfang März 2011 zu sehen ist.

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr

Jeden Montag geschlossen

 

Restaurierung von Sarkophag und Mumie aus der Sammlung des HVMSG.

Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen besitzt seit 1957 einen eigenen Sarkophag mitsamt zugehöriger Mumie. Leider sind beide Stücke in schlechtem Zustand. Es wäre schön, wenn ein/e Sponsor/in gefunden werden könnte, der/die für die Restauration aufkommt. Um einen Einblick in die Arbeit der Restaurationsabteilung zu geben, zeigt die diplomierte Restauratorin Annik Grubel am Eingang zur Ausstellung die fachgerechte Konservierung und Restaurierung eines Falkensarkophags.

Im Banne Ägyptens. Begegnungen mit der Ewigkeit“ nennt sich die neue Ausstellung im historischen Museum St. Gallen. Es werden ägyptische Mumien und Grabschätze aus eigenen Beständen, verschiednen Schweizer Museen, darunter zahlreiche Stücke aus dem Museum für Völkerkunde in Burgdorf und aus Privatsammlungen gezeigt. Doch der heimliche Star dieser Präsentation ist die Chepinese, die berühmteste Mumie der Schweiz, die nicht wie üblich im Barocksaal der Stiftsbibliothek Hof hält, sondern bis zum 17. Oktober das Historische Museum als Aufenthaltsort auserkoren hat.

 

Elke Baliarda

08:09:2010

 

Die Faszination Ägypten in Gang gebracht hat unter anderen Napoleon mit seinem Feldzug ins Land der Pyramiden (1798 bis 1801). Seither ist das  Interesse der westlichen Welt am Alten Ägypten ungebrochen. Entscheidend dazu beigetragen habe auch die so genannte „Description de l’Egypte“, eine berühmte Text-und Bildsammlung von neun Quart und elf Bildbänden in übergrossem Format, heisst es seitens des Museums. Diese Sammlung ist in der Ausstellung zu sehen.

 

Wer im 19. Jahrhundert aus Ägypten heimkehrte, brachte gerne Souvenirs mit. So gelangten über 30'000 Ägyptiaka in die Schweizer Museen. Auch mehr als zwei Dutzend Mumien und Mumienteile kamen so in unser Land. Die prominenteste „Schweizer“ Mumie, die 1820 nach St. Gallen kam, ist die Mumie aus der Stiftsbibliothek, die Schepenese mit ihren Sarkophagen

Ihr kommt denn auch ein würdiger Platz in der Ausstellung zu. Im Zentrum steht neben den Mumien sehr eindrucksvoll, eine nachempfundene Grabkammer. Hier entdeckt man allerlei Beigaben wie Schmuckstücke, Gefässe zur die Aufbewahrung von Speisen, von denen die Ägypter annahmen, dass sie der Verstorbene im Jenseits benötigte. Alexandra Küffer. Ägyptologin und Co-Leiterin des Völkerkundemuseums in Burgdorf:“ Die Ägypter waren nämlich der Überzeugung, das richtige Leben beginne erst im Jenseits, also nach dem irdischen Tod.“ Gesamthaft wird den Besuchern der Eindruck vermittelt, als befänden sie sich in der 1922 von Howard Carter entdeckten Grabkammer von Tutanchamun.

 

Doch zurück zur Schepenese aus Teben. Im gleichen Raum befindet sich auch eine zu Lebzeiten mögliche Freundin von Schepenese. Es ist die heute im Musée historique in Vevey aufbewahrte Gen-.tu-es, die Tochter eines Amun-Priesters. Von ihr haben sich leider nur der prächtige Sarkophag und einige Knochen in einer Glasurne erhalten. Die Mumie kam 1858 als Geschenk eines in Ägypten wohnhaften Schweizers nach Vevey. Dort wollte sie eigentlich niemand haben und es begann eine mehrjährige Irrfahrt durch verschiedenen Museen und Depots. Als ihr Schüler einen Fuss abgerissen hatten, äscherte man die Mumie 1948 kurzerhand ein. „Das ist das Schlimmste, was einer altägyptischen Mumie passieren kann. Nach den damaligen Vorstellungen gilt der Feuertod als eine der schlimmsten Todesarten überhaupt, da die Vernichtung der Mumie eine Fortexistent im Jenseits verunmöglicht, sagt Alexadra Küffer

 

In der Ausstellung werden neben den ganzen Mumien auch Teilstücke wie etwa Skelette Köpfe oder Hände gezeigt „Ob diese Zuschaustellung ethisch vertretbar ist, darüber dürfen die Museumsbesucher ruhig diskutieren“, meint Museumsdirektor Daniel Studer.Er weiss, dass die Diskussionen häufig subjektiv und emotional geführt würden. Hinzu kommt, dass vor allem in der modernen westlichen Gesellschaft Sterben und Tod mehr und mehr aus dem Alltag verbannt wird.

Die Ausstellung beginnt mit einem sog. Bauchsarg, dem grössten in der Schweiz vorhandenen Sarkophag. Er ist eine Leihgabe aus dem Museum für Völkerkunde in Burgdorf, aus dessen Sammlung stammt auch das mumifizierte Krokodil. In einer Vitrine sind Uschebtis zu sehen. Das sind Statuetten in Mumienform, die dem Verstorbenen als Helfer zur Verfügung stehen. Nach der religiösen Vorstellung der Alten Ägypter rief der Verstorbene den Uschebti in der Totenwelt an, damit er diverse Arbeiten, vor allem im landwirtschaftlichen Bereich, für ihn verrichten konnte.

 

Ein reichhaltiges Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung. Unter anderem lernen Kinder in einem Workshop ihren Namen in Hieroglyphen zu schreiben. Das ist auch eine gute Möglichkeit Kindern die Geschichte des Alten Ägyptens näher zubringen.


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