Frauen sollen leben, nicht verschwinden

Die Redaktion will nur noch Models und Leserinnen mit gesunden Körpermassen für die Abbildungen verpflichten. Mit diesem Trend ist die Redaktion der "Brigitte" keineswegs Pionierin. Vielmehr bewegt sie sich in einem sich langsam steigernden Trend, mit dem schon die Kosmetikmarken Yves Rocher und DOVE begonnen haben.

Dennoch ist es ein grosser Schritt für das neue Ansehen der Frau, wenn das auflagenstärkste Mode- und Lifestyle-Magazin sich entschliesst, mit einem Schönheitsideal Schluss zu machen, das sich seit immerhin 50 Jahren hartnäckig hält. Grund für den Entschluss ist die massive Kritik, die sich aus den Reihen der Eltern und Mediziner meldet. Aber auch die Frauenbewegung sieht die verschwindend dürren Models und Schauspielerinnen als eine moderne Art der Frauen-Unterdrückung. Magermodels sind zudem, neben anderen Faktoren, unbestritten Vorbilder, die zur ständigen Zunahme der Magersucht beitragen. Jährlich sind es mehr Frauen - zunehmend auch Männer - die sich buchstäblich zu Tode hungern.

Wird die Mehrheit nun endlich genug von Vorbildern haben, die nur noch aus Haut und Knochen bestehen? Auch wenn sich die grössten Skeptiker aus den traditionellen Modehäusern melden, ein Ding der Unmöglichkeit ist es nicht, wie das Beispiel von Crystal Renn zeigt. Als erfolgloses Model, das nur noch 45 Kilo wog, forderte ihre Agentur, dass sie eine Diät machen sollte, um mehr Erfolg zu haben. Dabei klopfte, nach eigener Aussage, bereits der Tod an ihre Tür. So beschloss sie endlich zu essen. Heute wiegt sie 75 Kilo, bei einer Körpergrösse von 1,80 Meter ein vollkommen normales Gewicht, und ist heute dank dem Modeschöpfer Gaultier eines der meistgebuchten Models der Welt.

Vielleicht sehen wir bald, wie damals in den Fünfzigern, Diven wie Lauren Bacall, Gina Lollobrigida und Sofia Loren als Schönheitsideale mit Kleidergrösse 42 - 44, Mode tragen und in Filmen Geschichten erzählen. Frauen voller Ausstrahlung, Lebenslust, Kraft und Sexappeal. Ein Lustgewinn für alle. Oder was meinen Sie, meine Herren?