Wirtschaft beginnt zu Hause

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Wirtschaft beginnt zuhause!
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Der Anlass wurde genutzt zum Austausch und Gespräch.

In der anschliessenden Podiumsdiskussion stellte Beda Meier fest, dass es im Kanton St. Gallen die wenigsten familiengängigen Angebote in Sachen Kinderbetreuung gibt. Aber es gelte auch zu beachten,. dass die traditionelle Familienordnung möglich sei -

Fazit: Ohne Hauswirtschaft keine Geldwirtschaft. Und es gehe darum, dass man sich für etwas entscheide, Beruf oder Haushalt, denn die Kinderjahre gehen schnell vorüber. Lohngleichheit werde als Thema immer wichtiger -hier sei ein Umdenken im Gange.

Die Frauenzentrale St. Gallen hatte kürzlich zur Fachtagung „Wirtschaft beginnt zu Hause: Hausarbeit teilen – ein Gewinn“ in den Kantonsratssaal im Klosterhof eingeladen. Die Anwesenden waren sich darin einig: Wirtschaft beginnt in der kleinsten Zelle der Gesellschaft, nämlich in der Familie. Und Familienarbeit, ja die ist nicht a priori weiblich.

 

Elke Baliarda

09:12:2010

 

Wirtschaft, Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Familiengestaltung kommen um das Thema nicht herum. So setzte sich denn auch die Fachtagung  Ziele wie : Wert und Bedeutung der Haus- und Familienarbeit für Volkswirtschaft aufzuzeigen, Aktuelle Erkenntnisse, Fakten und Entwicklung aus der Wissenschaft zu präsentieren, Bedeutung von geschlechtsspezifischen Rollenbildern und Vorbildern zu reflektieren und Umsetzungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Betrieb anhand von Beispielen  aus der Praxis kennen zulernen.

 

Susanne Vincenz.Stauffacher, Präsidentin der Frauenzentrale St. Gallen begrüsste  die gegen 90 Besucherinnen und vereinzelt auch Besucher. „Wir wollen die Frauen in das Zentrum rücken. Wir wollen etwas anstossen und mit dem Kompetenzzentrum für Integration und Gleichstellung des Kantons St. Gallen zusammenarbeiten“, sagte sie und wies darauf hin, dass die für den Anlass eingeladenen Referentinnen und Referenten die Zuhörerschaft auf den neuesten Stand der Wissenschaft zum vorgegebenen Thema bringen wollen.

 

Durch das Programm führte und moderierte humorvoll aber auch durchaus ernst und sachlich Bänz Friedli, Hausmann, Autor und Kolumnist. Neun von zehn Haushalten in der Schweiz werden von Frauen geführt, er gehöre dem zehnten Teil an, bemerkte er schmunzelnd. Den Job daheim finde er taff. Und ihm sei voll bewusst, dass Hausarbeit ein wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor sei.

 

Beda Meier, Leiter des Kompetenzzentrums IGP, freute sich, dass die Frauenzentrale das Thema „Wirtschaft beginnt zu  Hause“ anpacke. Aus seiner Sicht könne man die Hauswirtschaft in zwei Gruppen einteilen. 1. in die regenerative Arbeit mit Kochen, Waschen, Putzen und 2. in die reproduktive Arbeit mit dem Aufziehen von Kindern, Krankenpflege, Pflege des Beziehungsnetzes. Und wer leiste da den Löwenanteil: Die Frauen natürlich.

 

Ihm sei aber die Hausarbeit nicht fremd. Er leiste sofern es mit seinem Beruf vereinbar sei, auch seinen Anteil. Im Weiteren wies er darauf hin, dass der Wert der Betreuungsarbeit in der Schweiz mit 80 Milliarden Franken veranschlagt wird. Auf Grund von Erhebungen werden in der Schweiz 8,7 Milliarden unbezahlte Stunden geleistet. Die Stundenlöhne für die Zubereitung von Mahlzeiten würden praktisch SRF 34.50 betragen, für hauswirtschaftliche Tätigkeit SFR 34.10, für administrative Arbeiten würden SFR 56,30 aufgerechnet. Deshalb sei die Arbeit einer Hausfrau nicht hoch genug zu schätzen, meinte Jacqueline Schön-Bühlmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesamtes für Statistik im Bereich Lebensbedingungen und Gleichstellung von Mann und Frau.

 

Es gab etliche Parlamentarische Vorstösse zum Beispiel zum Thema wie viel Zeit wird in unbezahlte Arbeiten investiert? Oder: Kann ihr ökologischer Wert geschätzt werden? Und weshalb erscheint dieser nicht in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

 

Die Fachstelle UND verleiht seit 2008 das Prädikat „Familie UND Beruf“ an Unternehmen, die die Vereinbarkeit von Familien und Beruf sowie die Gleichstellung von Frau und Mann erfolgreich fördern. „Ausgezeichnet sein lohnt sich“, sagte Daniel Huber, Geschäftsführer Fachstelle UND.

Er wies darauf hin,. dass in unserer Region die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen das Verfahren, das bis zur Verleihung eineinhalb bis zwei Jahre dauern würde, erfolgreich durchlaufen habe. Die Fachstelle engagiert sich u.a. für Väter UND Hausarbeit, Mütter UND Kaderstellen, aber auch für persönliches Wohlbefinden, UND positive Unternehmensbilanz.

 

Gleichermassen für Ständeratspräsidentin Erika Forster beginnt die Wirtschaft zu Hause. „Jede, jeder jedes trägt zu Hausarbeit bei, damit das Gemeinwohl wachsen kann. Wir haben alle unseren Job, aber wir teilen uns die Hausarbeit“. Oft werde nicht verstanden, dass der Mann abends, wenn eine Sitzung stattfindet, vorher  noch sein Kind aus dem Hort abholt. „Poltisch gesehen, kann ich die Anliegen der Frauenzentrale nur unterstützen, denn auf keinen Fall darf in Sachen Erreichtes  eine Rückwendung in die ehemalige traditionelle Familienteilung stattfinden, Vorwärtsgehen ist angesagt.

 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie- auch für Männer war das Thema von Dr. Margaret Bürgisser.. Die Forscherin und Autorin beleuchtete Vaterschaft heute, was Männer wünschen. Männer wollen heute nicht mehr bloss Ernährer und Geldverdiener sein. Sie wünschen eine aktive Vaterrolle. Sie wollen in der Familie helfen, aber keine Familienassistenten sein. Bei ihren Untersuchungen habe sie festgestellt, dass partnerschaftliche Beziehungen zufriedener und stabiler sind. Hinderungsgründe für Männer bei der Vereinbarkeit sind die traditionellen Rollenvorstellungen, konservative Unternehmenskulturen, Vorbehalte von Vorgesetzten, Mangel an Teilzeitstellen, Vorbehalte/Ambivalenz der Partnerin, Lohngleichheit.

 

Margaret Bürgisser fordert die Förderung der Vereinbarkeit in Unternehmen zum Beispiel Wandel der Unternehmenskultur, Teilzeitstellen, Väter-Netzwerke, Kinderbetreuungsangebote, Urlaubsregelungen.. In der Gesellschaft: Gleichstellungsförderung, Ausbau der Kinderbetreuung, Vaterschaftsurlaub, Abbau  von Lohnungleichheit.  In der Partnerschaft; Egalitäre Rollenteilung, Toleranz im Umgang mit Unterschieden.

Fazit: Man muss das Modell vorleben, dann findet es Nachahmung. Man soll zum Ausdruck bringen, dass man davon persönlich viel profitieren kann, Es ist aber auch an den Frauen, ihre Rollenbilder zu ändern, Sie betrachten Haus und Familie oft noch als ihre alleinige Domäne. Sie müssen lernen, den Männern mehr Raum zu geben.


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