George Clooney und sein Rucksack

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Schauen was drin ist im Rucksack, der sich leben oder Leben nennt.
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Ein bißchen inne halten und für die eigene Balance sorgen - das tut gut und macht uns zu individuellen Wesen.

Ein Zitat zum Thema:

G.B. Shaw, ein englischer Dramatiker hat einmal gesagt - frei übersetzt:

„Menschen hängen sich manchmal mehr an ihre Bürden (im Sinne von anhänglich sein) als sich ihre Bürden an sie hängen.“*

 

*People become attached to their burdens sometimes more than their burdens become attached to them.

Haben Sie vielleicht auch schon den neusten Film mit Georg Clooney gesehen, „Up in the Air“*? Also mal ganz abgesehen vom männlichen Charme, der übers Publikum versprüht wird, kann man durchaus auch den einen oder andern Denkanstoss mit auf den Heimweg nehmen.

 

Franziska Elsaesser

18:02:2010

 

Und während ein zeitweiliger Aufenthalt über den Wolken den meisten von uns gut tut und uns die allenfalls notwendige Distanz zum Alltag verschaffen kann, geht vermutlich ein Grossteil meiner Leserinnen mit mir einig, dass wir langfristig mit einem Leben auf dem Boden der Realität schliesslich doch weiter kommen als mit dem Ansammeln von Flugweilen.
Zehnmal um den Globus und zurück - und dabei eventuell doch nur am Ort treten?  Es gibt wohl Lohnenswerteres. 

Was mir aber auch Anlass zu weiteren Überlegungen gegeben hat, ist Clooneys   Rucksack (im Film Ryan Bingham). Neben seinem Hauptjob als fliegender Feuermann - im Sinne des modernen Outsourcing ein professioneller Personalentlasser - betätigt sich die Hauptfigur zusätzlich als Referent zum Thema Biss und Erfolg im Berufsleben. Die Einleitung zu seinem Vortrag beginnt mit einem Rucksack, der übrigens nicht so ganz zum smarten Clooney/Ryan Binham passen will. 
Ryan lädt sein Publikum ein sich in Gedanken vorzustellen, was jede, jeder der Anwesenden so alles im   persönlichen Rucksack hat. Es finden sich da Dinge wie Auto, Haus, Einrichtung, Bücher, persönliche Beziehungen, PC, Rasenmäher, iPod, Verpflichtungen   - eine Liste, die sich lange weiterführen lässt. Für Ryan ist bis auf ein paar wenige Notwendigkeiten fast alles davon eindeutig blosser Ballast, den es sich nicht lohnt dauernd durchs Leben mitzuschleppen.
Er fordert die Teilnehmenden auf, sich diesen Aspekt einmal gut zu überlegen und so viel wie möglich aus dem Rucksack zu entfernen.

 

Erst, wenn der Rucksack fast leer ist, meint er, sind wir wirklich frei: keine Verantwortung, keine Angst etwas zu verlieren, nichts, das uns hindern kann zu Haien zu werden, die unbeirrt und gnadenlos dem Erfolg hinterherjagen.  

Ich glaube, ich kann mir gut vorstellen, was Sie sich jetzt dabei denken. Doch, wenn auch nicht neu, ist die Idee mit dem Rucksack an und für sich sehr hilfreich, nicht wahr.  
Was genau darf denn Inhalt Ihres persönlichen Rucksacks sein? Wenn Sie allein bestimmen können, was hinein gehört. Ich denke, es lohnt sich hin und wieder darüber nachzudenken und neu zu sortieren. Dem Leben den Inhalt zu geben, der uns ganz persönlich Sinn macht.

Was hält es inne? Sind Sie sicher, dass Sie wirklich nur das drin haben, was Ihnen lieb ist und das, was Ihnen nicht dienlich, oder sogar hinderlich, ist, sofort wieder weggeschafft wird? Oder höchstens kurzfristige Aufenthaltserlaubnis erhält, falls wirklich nötig. Zwischendurch sollten wir vermutlich immer mal wieder sicherstellen, dass uns niemand ungefragt etwas Wertvolles herausgenommen oder etwas hineingelegt hat, das da gar nichts zu suchen hat. Das ist nicht immer so leicht zu erkennen   und viele dieser Prozesse laufen leise und fast unbemerkt ab - besonders manchen von uns Frauen kann das leicht passieren. 

Deswegen tun wir alle gut daran, gelegentlich inne zu halten und genau nachzuschauen. Unnötige Energieverschwendung ist auf Dauer niemandem zuträglich.  Sollte dann tatsächlich einmal etwas Wertvolles abhanden gekommen sein, ist es vermutlich Zeit sich zu überlegen, was man anstatt gerne hineinlegen möchte. Das kann ja eine ganz erfreuliche Erfahrung sein, einfach frei zu entscheiden.
Und natürlich müssen wir auch speziell darauf achten, dass wir alles, was unwillkommen ist und da überhaupt nichts verloren hat, so schnell wie möglich wieder zurückgeben. Denn wie immer man auch „unnötig“ definieren mag, da gehe ich mit Clooney/Ryan einig: das Leben ist zu kurz, als dass wir Zeit damit verschwenden sollten uns unnötige Lasten aufzubürden.

Übrigens, Inhalt heisst in einigen andern Sprachen „content“ [E], „contenu“ (F), „contenuto“( I) usw. und das Interessante dabei ist, dass in diesen Sprachen „content(o)“ gleichzeitig auch „zufrieden“ bedeutet. Ist das nicht schön? Der (richtige) Lebensinhalt verleiht Zufriedenheit.
Und was richtig ist, bestimmen wir ganz allein. Aber darüber vielleicht ein anderes Mal mehr. Und zurück zum Film - für diejenigen, die ihn nicht gesehen haben: auch die Hauptfigur bewegt sich und manche Frau würde wohl Clooney mit seinem traurigen Bilck in den Augen nur allzu gerne tröstend in die Arme nehmen. 

* Zur Handlung : Ryan Bingham (George Clooney) liebt seinen Job, den 99 Prozent aller Menschen wahrscheinlich nicht einmal geschenkt haben möchten: Für eine Firma in Omaha, Nebraska feuert er amerikaweit Leute aus ihren Jobs. Immer dann, wenn ein Manager kalte Füße bekommt, tritt Bingham auf den Plan und eröffnet den Mitarbeitern, dass es ihre Stelle nicht länger gibt oder dass sie freigestellt werden.
Er ist der Beste seines Fachs. Eiskalt, aber dennoch einfühlsam, soweit dies möglich ist. Seine Welt liegt über den Wolken und in anonymen, austauschbaren Flughafen-Hotels. Er hasst Verpflichtungen, hat aber ein großes, persönliches Ziel: Er will als siebter Mensch die Zehn-Millionen-Bonusmeilen-Schallmauer durchbrechen.
Als Bingham in der Geschäftsfrau Alex eine Seelenverwandte erkennt, gerät seine kleine Welt, die er gerade der ehrgeizigen Jung-Geschäftsfrau Natalie im Auftrag seines Bosses Craig erklärt, ins Wanken…


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