28:05:2014
Die Streichung der einzigen Pharaonin aus der Geschichte ist
vermutlich darauf zurückzuführen, dass Pharaonen männlichen Geschlechts sein
mussten, da sie als gottähnlich galten. Es kann aber auch sein, dass der um
sein Erbe betrogene Stiefsohn eine Rolle spielte, weil Hatschepsut ihm den
Thron verweigerte und als Frau selber regierte.
Vor nicht so langer Zeit wurde eine Mumie gefunden. Sie entpuppte sich als Hatschepsut. Um sie ranken sich Legenden und Geschichten. War sie ein Mann? Oder stimmt die Überlieferung, dass Hatschepsut ihrem Stiefsohn die Regentschaft abstahl und unglaublicherweise als Frau mit Bart gleich selber regierte?
Sarah Forrer
In Ägypten gab es keine grössere Ehre, als Pharao zu werden.
Der Pharao galt als Sohn der Sonne. Er konnte mit Göttern sprechen, liess den
Regen fallen oder den Nil über die Ufer treten, um den Boden fruchtbar zu
machen. Er stand für die Ordnung und Wahrheit. Er war Mann mit Bart und Hoden
und erbte die Herrschaft als Nachfolger seines Vaters oder eines engen
Vertrauten. Der Pharao starb erst, um seine Jenseitsreise anzutreten und sich
mit Osiris zu verbinden, dem Herrscher des Reiches der Toten.
Als Pharao Thutmosis II starb, ging die Erbfolge ebenfalls
an seinen Sohn Thutmosis III weiter, doch Pharao Maatkare (Hatschepsut) riss die
Macht an sich. Die eiserne Herrscherin war nicht sehr beliebt, wurde doch ihre
Mumie an einem unbekannten Ort vergraben und die Hieroglyphen ihres Namens von den Obelisken geschlagen und von
den Tempelwänden weggekratzt – auch um die Rache der Götter abzuwehren. Mehr
als 3000 Jahre wurde Maatkare aus der Geschichte gestrichen, denn er entpuppte
sich als Frau. Er, der gemäss der Überlieferung, Gott gewordener Mensch (Mann)
sein sollte.
Hatschepsut war die erste Pharaonin, die sich die Macht
einfach nahm. Ein unglaubliches Unterfangen der mächtigsten Frau, die je am Nil
lebte. Frauen, die anstelle unmündiger Thronfolger vorübergehend herrschten, hatte es schon vor Hatschepsut
gegeben. Doch zwischen dem 2. und 7. Regierungsjahr, machte sie sich selbst zum
Pharao und wurde König – Pharao Maatkare. Offiziell war der Thronfolger ihr
Mitherrscher, doch die Politik Ägyptens bestimmte sie ganz alleine und dachte
auch nicht daran, ihr Regiment vor ihrem Tod abzugeben.
Nach dem Glück, ihre Mumie zu finden, wurde von Wissenschaftlern
auf der ganzen Welt geforscht. Sie rekonstruierten ihren Totentempel in Deir
el-Bahari. Andere bauten die rote Kapelle wieder auf, und weitere Forscher
deuteten die Reliefs im kleinen Tempel von Medinet Habu. Man versuchte, mit
Hatschepsut über ihre sprechenden Steine Kontakt aufzunehmen und liess nichts
aus, um mehr über die Geschichte und die etlichen Legenden um Hatschepsut zu
erfahren.
Hatschepsut soll zwischen 1479 und 1458 vor Christus gelebt und ihren Halbbruder Thutmosis II geheiratet
haben. Sie gebar ihm zwei Töchter, die
aber von Ziehmüttern aufgezogen wurden. Der Herrscher zeugte also mit einer
Nebenfrau einen Sohn, um die Thronfolge zu sichern. Hatschepsut wollte und
konnte dies nicht akzeptieren und beschloss darum, selber zu regieren. Ihre
Krönung wurde am 29. Peret II gefeiert,
dem gleichen Tag, an dem ihr Vater Thutmosis I einst gekrönt worden war. Sie
trug die Königstitulatur eines Pharao von Ober- und Unterägypten, mit Ausnahme
des Titels «starker Stier». Hatschepsut legitimierte ihr Regime mit der «göttlichen
Geburt» ihrer Zeugung durch Gott Amun-Re.
Der früheste Beleg für Hatschepsuts Regierung stammt aus dem
siebten Regierungsjahr des Thutmosis III. In den Steinbrüchen von Assun wurde
ein Graffito angebracht, in welchem beschrieben wird, dass Re ihr das gerechte
Königtum übergeben habe. Ebenfalls sind Darstellungen der Regierungsübernahme
an den Wänden der Hathor-Kapelle in Deir el-Bahari erhalten geblieben. Überliefert sind auch Bilder von Feldzügen und
von Hatschepsuts wichtigstem Unterfangen, der Expedition nach Punt.