Das Leben der Indianerin – Teil I

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Die Indianerin Pocahontas spielte eine bedeutsame geschichtliche Rolle und wurde am königlichen Hof in London ehrenvoll empfangen.
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Eine Indianerin macht ihre Tochter schön.

Seit einigen Jahren bin ich im Sommer am Necker  im Tipi anzutreffen. Die Liebe zu den Indianern habe ich wohl von meiner Mutter geerbt. Welches Mädchen liest nicht als eines der ersten Bücher „Der rote Seidenschal“ von Federica de Cesco? Es ist auch eines meiner Lieblingsbücher, auch wenn es das indianische Leben nicht ganz korrekt beschreibt. Die Geschichte der Ann Morrison erzählt dennoch von Weite, von Träumen und Pferden und von Abenteuer. Lesen Sie es doch auch wieder einmal! Unter folgendem Link erfahren Sie mehr darüber!


Liebe Grüsse

Eure Sarah


www.lesen.ch

Zur zweiten Folge über die Indianerinnen!



Soviel einmal vorab: „Squaw“ ist ein Wort, das mit der indianischen Frau gar nichts gemein hat. Die weissen Siedler konnten das Wort „Otsiskwaw“, das für die weiblichen Genitalien steht, nicht aussprechen und bildeten daraus den Begriff „Squaw“, der eigentlich für eine Hure stünde. Die indianische Frau war aber auf gar keinen Fall eine Hure. Sie sicherte alles rund um Leben und Erziehung.

 

Sarah und Cornelia Forrer

27:01:2010

 

Es liegt am weissen Klischee, dass dieses Wort Verbreitung fand, obwohl es weit von der Wirklichkeit entfernt war. Ortsbezeichnungen wie Squaw Valley, wo die olympischen Winterspiele 1960 durchgeführt wurden, wurden umgetauft, nachdem Forscher Vernon Forster von der University of Berkley die abschätzende Bedeutung bekannt machte.

Unermüdliche Schwerstarbeiterin
Die indianische Frau war Sammlerin, Pflanzerin, Köchin, Gerberin, Schneiderin, Töpferin, Weberin und Bäuerin. Neben ihrer Schwerstarbeit erfüllte sie die Rollen als Partnerin und Mutter. Sie genoss eine gewisse Hochachtung in den Stämmen, wurde jedoch von den Männern als persönliches Eigentum betrachtet, über das frei verfügt werden konnte.

Erst hatte der Vater, dann der Ehemann oder auch der älteste Bruder das Sagen über die indianische Frau. Auf Hilfe ihres Lebensgefährten durfte sie kaum zählen, denn dieser hatte die wichtige Aufgabe, sich der Jagd und dem Krieg zu widmen und war sich zu schade, im Haushalt zu wirken oder auf dem Feld mitzuhelfen.

Von frühester Jungend an wurde die Indianerin erzogen, ihrem Lebensgefährten jeden Wunsch zu erfüllen. Einige Cowboys und Rancher erkannten den hohen Wert dieser Tugend und heirateten eine rote Frau, selbst wenn sie danach Squaw-Mann genannt wurden und als minderwertig galten.

„Weisse Frauen sind ganz anders. Indianerinnen sind wundervolle Ehefrauen. Sie widersprechen einem Manne nie und tun doch, was sie wollen. Aber was sie wollen, das muss jedem Manne, der seine fünf Sinne beisammen hat, gefallen“, sang der weisse Teddy Blue Abbott einst über die Indianerinnen. Er hatte selbst eine geheiratet.

Unerschrockene Kriegerin
Die Indianerin kümmerte sich liebevoll um die Kinder, brachte ihnen die Sitten und Gebräuche des Stammes bei und klärte sie über religiöse Praktiken auf. Sie lehrte dem Nachwuchs die Sprache und erzog ihn zum zähen und genügsamen Menschen, der in einer feindlichen Umwelt zu Überleben vermochte.

Die Indianerin war auch Künstlerin, die mit geschickter Hand Häute und Felle gerbte, Kleidungsstücke und Zaum oder Sattelzeug herstellte und mit Stickereien verzierte Überzüge für die Zeltstangen nähte, Körbe flocht, töpferte und wob.

Nur selten gelang es einer Indianerin, sich im Kampf als ausgezeichnete Kriegerin zu bewähren, denn in der Regel hielt sie sich aus kriegerischen Handlungen heraus. Einzig bei den Crows wurde eine im Alter von zehn Jahren gefangen genommene Indianerin später Anführerin und Woman Chief, also weiblicher Häuptling.

Bei vielen Indianerstämmen wurde den Frauen jedoch die  Gewalt über Leben und Tod der Gefangenen zugesprochen, denn die Indianerinnen waren dafür bekannt, noch grausamer zu martern als die Männer.

Indianische Prinzessin
Bei den Irokesen hatte die Indianerin eine einzigartige gesellschaftliche Stellung, denn sie verfügte – neben der Acker- und Hausarbeit – über einen Einfluss im Stamm, von dem eine andersstämmige Indianerin nicht einmal zu träumen wagte.

Die Frauen nämlich wählten den Häuptling des Stammes und konnten ihn auch aus dem Stamm entfernen, wenn er versagte.Es herrschte gar eine Art Matriarchat bei den Irokesen. Über jeden Clan – es gab rund ein Dutzend davon – herrschte eine Clanmutter oder Matrone, die den Einfluss des Häuptlings oder Sachems bei weitem überwog. Bei keinem anderen nordamerikanischen Stamm hatten die Frauen nur annähernd so viel Macht.

Immer wieder tauchten in einzelenen Stämmen aber Frauen auf, die Geschichte schrieben. So wurde Pocahontas die Indianerprinzessin des Algonkin-Volkes des Powhatans in London im Jahr 1616  am königlichen Hof mit grosser Ehrenbezeugung empfangen.

Sacajawea (die Vogelfrau), geboren als einfache Shoshonen-Frau, führte die beiden Forscher Meriwether Lewis und William Clark 1805 auf ihrer Expedition nach Westen und sorgte dafür, dass das erste Treffen der Shoshonen mit den Weissen friedlich verlief. Damit ging auch sie in die Geschichte ein.

Verehrte Matriarchin
Frauenbünde waren besonders im Gebiet des oberen Missouri bekannt. Bei den Mandan vollzogen die Gänsefrauen und der Weisse-Bisonkuh-Bund die Riten, mit denen die Bisonherden in ihre Territorien gelockt und damit die Maisernten gesichert wurden.

Verwandtschaftliche Beziehungen waren überall akzeptiert, doch die Ackerbauern neigten dazu, nur eine einzige verwandtschaftliche Beziehung gelten zu lassen, wenn es um die familiäre Abstammung ging. Man leitete nämlich überall in den Siedlungen des Südens und Ostens die Herkunft von der mütterlichen Linie ab.

Generationen von Müttern und Töchtern bildeten grössere soziale Einheiten. Die sogenannten Lineages oder Matrilineages bestanden aus Müttern und ihren Kindern, wobei die Autorität von den Brüdern der Frauen auf die Söhne der älteren Frauen überging, also von den Mutterbrüdern auf deren Schwestersöhne oder Neffen.

Für einen Mann war es von Vorteil, Bruder  einer mächtigen Matriarchin zu sein, denn Gesellschaften, wie jene der Mississippi- und Pueblo-Indianer, vererbten das Häuptlingtum nach matrilinearer Linie weiter.


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