Das Leben der Indianerin – Folge II

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Mädchen wurden bei den Indianern bis zur Pubertät weitgehend gleich erzogen wie Jungen.
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In einer Trage eingehüllt entdeckte das indianische Kind die Umwelt.

Seit einigen Jahren bin ich im Sommer am Necker  im Tipi anzutreffen. Die Liebe zu den Indianern habe ich wohl von meiner Mutter geerbt. Welches Mädchen liest nicht als eines der ersten Bücher „Der rote Seidenschal“ von Federica de Cesco? Es ist auch eines meiner Lieblingsbücher, auch wenn es das indianische Leben nicht ganz korrekt beschreibt. Die Geschichte der Ann Morrison erzählt dennoch von Weite, von Pferden und von Abenteuer. Lesen Sie es doch auch wieder einmal! Unter folgendem Link erfahren Sie mehr! 


Alles Liebe
Eure Sarah



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Zur ersten Folge über die Indianerinnen

Dass Indianerinnen keine Rechte hatten, ist ein Gerücht, das so nicht stimmt. In vielen Stämmen hatten sie grosse Bedeutung. Das Überleben des ganzen Stammes lag nämlich in weiblicher Hand. Mädchen erhöhten auch den Reichtum.

 

Sarah und Cornelia Forrer

01:02:2010

 

Die Indianer waren liebevolle und geduldige Eltern und sie machten keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, auch wenn die Freude über einen Sohn überwog, da dieser die Anzahl der Krieger im Stamm erhöhte und sicherte.



Gleichheit
Die Namensgebung erfolgte kurz nach der Geburt und richtete sich nach einem Tagesereignis oder nach einem Tier, einer Pflanze oder einer körperlichen Eigenschaft. Auch Heldentaten eines Verwandten wurden für die Namensgebung benutzt.

Die Namen änderten aber oft mehrmals im Laufe eines Indianerlebens, da er Auskunft über Fähigkeiten, Tapferkeit und Verdienste geben konnte. Die weiblichen Stammesmitglieder behielten in der Regel ihren Geburtsnamen.

Die ersten Lebensmonate verbrachte das Kind auf einer Tragewiege, auf der es festgeschnallt wurde. Damit konnte die Mutter es am Rücken tragen oder am Sattel einhaken. Im Krabbelalter lernten indianische Kinder ihre Umgebung kennen und konnten eigene Erfahrungen sammeln. Dazu wurden sie mit der Tragewiege aufgestellt, um die Umgebung beobachten zu können.

Ein schreiendes Kind wurde mit der Tragwiege ins Gebüsch gestellt und sich selbst überlassen. Damit lernte es, dass Gejammer nicht viel nützt. Schreiende Kinder waren auch eine Gefahr, da sie Feinde auf den Stamm aufmerksam machten. Schon früh wurden die indianischen Jungen und Mädchen auf ihr künftiges Leben vorbereitet.

Im Alter von drei bis vier Jahren eiferten sie ihren Eltern nach. Während die Mädchen mit Puppen spielten, wurden die Jungen mit Pfeil und Bogen bewaffnet, mit denen sie dann Kampfszenen und Jagdausflüge simulierten. Im reiferen Alter gingen die Mädchen der Mutter zur Hand.

Rollenspiele
Sie lernten hierbei alles für die Hausarbeit und für die spätere Rolle als Hausfrau, während die Jungs die Väter auf der Jagd begleiteten und dabei das Spurenlesen, Reiten, Bogenschiessen und Schwimmen lernten.

Ab dem Pubertätsalter wurden die Mädchen und Knaben getrennt und durften nun nicht mehr zusammen spielen. Die Mädchen mussten jetzt in der Nähe des Tipis bleiben, durften nicht mehr unkontrolliert im Lager herum streifen und mussten sich der Hausarbeit widmen.

Im heiratsfähigen Alter mussten alle Kinder auf eigenen Füssen stehen. Der Junge war zum Krieger herangereift. Das Mädchen war eine Frau geworden, die darauf hoffte, nun verheiratet zu werden und eigene Kinder zu bekommen.

Ehe und Scheidung sind keine neuere Erfindung – und keine der Weissen. Wenn ein Indianer eine Familie gründen wollte, machte er seiner Liebsten einen Heiratsantrag. Seinen zukünftigen Schwiegereltern übergab er Pferde und mehrere Stücke Vieh als Geschenk. Der Ehrgeiz der jungen Frau war es, zu einem möglichst hohen Preis gekauft zu werden.

Eheschliessung
Damit brachte die jungfräuliche Braut ihrer Familie viele Tiere und ein höheres Ansehen. Ein bereits entjungfertes Mädchen musste aber froh sein, wenn es überhaupt einen Mann bekam. Dessen Vater musste sich Spott über seine missratene Tochter gefallen lassen.

Die junge Frau hatte zwar nicht viel zur Partnerwahl zu sagen, dennoch richtete sich der Vater meist nach den Neigungen der Tochter. Bei den Präriestämmen besuchte der Freier das auserwählte Mädchen in der Abenddämmerung vor ihrem Tipi. Er schlug seine Decke um ihre Schultern. So verhüllt, konnte das Paar sich austauschen, ohne von anderen Stammesmitgliedern beobachtet zu werden.

Eine religiöse oder zivile Trauung kannten die Indianer noch nicht, denn die Eheschliessung war ein einfacher Akt, während dem Geschenke ausgetauscht und getanzt wurde. Bei einigen Nationen war es Brauch, dass nach dem Eheschluss Ehemann und Schwiegermutter nicht mehr miteinander sprachen. Dadurch wurden Streitigkeiten und Einmischungen ausgeräumt.

Meist hielten indianische Ehen, da sie auf gegenseitiger Achtung und Liebe gegründet waren. Dennoch gab es Trennungen. Faulheit des Mannes, Ehebruch und die böse Zunge der Frau waren die häufigsten Gründe. Die Frau konnte die Ehe auflösen, wenn sie die Habseligkeiten des Mannes aus dem Tipi warf, denn das Tipi gehörte immer ihr.

Ehescheidung
Während die Frau den Mann aber nicht bestrafen durfte, hatte der Mann nach Ehebruch zum Beispiel das Recht, sich von der Frau zu trennen und ihr dann die Zöpfe und sogar die Nase abzuschneiden. Diese Entstellung brandmarkte sie fürs weitere Leben und machte sie für Männer unattraktiv.

Vielweiberei war bei vielen Stämmen verbreitet, weil zahlreiche Männer bei Jagdunfällen oder im Krieg starben. So konnte ein Mann sich mehrere Frauen nehmen. Eifersüchteleien waren dabei nicht auszuschliessen. Um Spannungen zu vermeiden, vermählte sich der umsichtige Krieger mit einer Schwester seiner ersten Frau.

Meist erwarb sich ein Indianer, der die älteste Tochter einer Familie heiratete, Rechte auf all ihre Schwestern. Der Cheyenne Crooked Neck (Schiefhals) ist wohl einer der meistverheirateten Indianer, denn er ging gleich mit fünf Schwestern die Ehe ein. Je mehr Frauen in einem Haushalt lebten, desto mehr Bisonhäute konnten verarbeitet werden. Damit wuchs der Reichtum.


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