Die Krise als Chance nutzen

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Nationalrätin Jacqueline Fehr sprach am "Tag der Arbeit" in Wil.
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Die Zürcher SP-Nationalrätin rief in einem feurigen Referat dazu auf, die Krise als echte Chance zu nutzen.

Jacqueline Fehr ist Nationalrätin des Kantons Zürich. Sie ist SP-Mitglied und lebt in Winterthur.

Mehr über sie und ihren Werdegang erfahren Sie unter diesem Link.

 

Zitate wie "Yes we can", "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" oder "Krise als Chance nutzen" sollen nicht nur Worthülsen berühmter Persönlichkeiten bleiben. Vielmehr sind es Aufträge an die Gesellschaft, wie SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr am 1. Mai-Anlass der Wiler Genossinnen und Genossen ausführte.

 

Cornelia Forrer

02:05:2009

 

"Es kann doch nicht sein, dass Vater jahrelang mit vollem Einsatz gearbeitet hat und nun auf der Strasse landet", sagt der Sohn eines frisch gekündigten Angestellten. "Wieso soll ich keinen Platz im Arbeitsmarkt haben, wo ich doch meine Lehre, erfolgreich bestanden und so viel Zeit dafür verwendet habe?", fragt ein Lehrabgänger. "Wofür dann der Aufwand? Und was hat er gebracht?", schiebt er nach.

Nicht lauter Einzelkämpfer bleiben
Doch die Wahrheit ist bitter und lässt keine raschen Lösungen erahnen. Ist es Stärke und bringt es etwas, wenn eine bürgerliche Mehrheit ein rotes Konjunkturpaket so einfach abschmettert, wie dies vorletzte Woche geschah? "Krise als Chance nutzen", so ein Stichwort, das oft und allerorts ausgesprochen, zur Worthülse zu verkommen droht.

"Krise als Chance nutzen", beinhalte eine zynische Note und lasse zusammenzucken, besonders wenn es bedeute, dass jeder halt für sich selber schauen sollte. "Das kann es nicht gewesen sein", denke wohl der Jugendliche, der als zukünftiger Stellenloser die Lehre abschliesse.

Nein, das könne es wirklich nicht sein, ist auch Nationalrätin Jacqueline Fehr überzeugt und forderte in ihrer Ansprache, Investitionen in Bildung und neue Technologien. Starke Volksschulen seien nötig, mehr Lehrstellen, soziale Sicherheit und Investitionen in Berufsfelder mit Zukunft, z.B. ins Gesundheitswesen, wo bald schon Tausende Fachpersonen fehlten.

Gemeinsam die Welt verändern
Die SP, die vorletztes Jahrhundert, ins Leben gerufen wurde, um die Welt zu verändern, habe dies Schritt für Schritt erreicht. "Weil Vorgenossinnen und Vorgenossen an eine bessere Welt geglaubt haben", so die Referentin. Die AHV, das Frauenstimmrecht, die Krankenversicherung und der Ausbau der Krippen seien Beispiele dafür.

Ähnliches sei heute wieder möglich, sofern man daran glaube und gemeinsam dafür kämpfe: der ökologische Umbau, eine verlässliche soziale Sicherheit, eine bessere Bildung, gerechte Löhne, sichere Einkommen - und eine Politik, die die Krise als Chance nutze.

Anhand einer Geschichte aus Hongkong aus den 90er-Jahren zeigte Jacqueline Fehr auf, wie Worthülsen Bedeutung erhalten könnten. Die Investition in Infrastrukturen, half damals langfristig dem ganzen Land, und die Finanzen flossen nicht bloss in die Taschen chinesischer Funktionäre.

Die Arbeit wird nicht ausgehen
Die Schweiz könne daraus lernen. Es gelte abzuschätzen, ob gezielt zum Wohle der Allgemeinheit investiert werde, oder ob das Geld in die Taschen Einzelner fliesse. Die Anzeichen sprechen in jedem Falle eine klare Sprache. Es wird nicht einfach werden.

Mit dem Ausspruch "Yes we can", hat Barack Obama die USA und damit die ganze Welt aufgerüttelt und verändert. Michael Gorbatschow schrieb unter dem Motto "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" Geschichte. "Nutzen wir vereint die Krise als wahre Chance", rief die Referentin auf.

Die Schweiz braucht die Sozialdemokratinnen, Sozialdemokraten und Gewerkschaften. Und sie hat sie gar nötiger denn je. Solange täglich 200 Menschen ihre Arbeit verlieren, solange Lehrstellen gestrichen werden und Lehrabgehende stellenlos bleiben, so lange braucht es sozialdemokratische Kämpfer. Der "Tag der Arbeit" macht dies immer wieder bewusst.


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