Für viele ist der Mai die schönste Zeit des Jahres! Alles grünt und geht auf, alle Farben sind frisch, das Leben erscheint neu in seinem blühenden Gewande. Es ist der Monat der üppigsten Fülle in allen Variationen von Grün, Gelb und Weiss. Der erste Mai beginnt immer im Zeichen der Venus, der Göttin von Liebe und Schönheit.
Patricia Ertl
30:04:2012
Wer von uns ist sich noch bewusst, dass die meisten Monatsnamen des Jahres von den Namen der Grossen Göttin hergeleitet sind? Auch der Mai ist nach einer der vielen Erscheinungsformen der Göttin benannt, es ist Maia, die Grosse Schöpferin. Maia war die älteste der sieben Plejaden (=Tauben). Ursprünglich war sie die Göttin des Nacht-Himmels, des Ursprungs allen Lebens.
Maia regiert über die Kräfte des Wachstums und der Wärme. Bei den Römern war sie eine Feuergöttin. Später wurde sie mit der Bona Dea gleichgesetzt, der „Guten Göttin“.
In der Mythologie ist Maia die jungfräuliche Mutter des erleuchteten Hermes, so wie ihr hinduistisches Pendant, die Göttin Maya, den erleuchteten Buddha gebar. Sein Geburtstag, das Wesak-Fest der Buddhisten, wird jedes Jahr beim ersten Vollmond im Stern-zeichen Stier, dem astrologischen Venus-Monat, gefeiert. Als „Mutter aller Buddhas“ gilt auch die indische Göttin Tara (= Stern, Befreierin, Retterin). Ihr gewidmet ist das wunderschöne Mantralied „Om Tare Tuttare Ture Svaha“. Sie erscheint in vielen Formen und Farben. Der Name Tara ist verwandt mit der lateinischen Terra und der hebräischen Terah, der von Indien bis Irland bekannte indoeuropäische Name der Urgöttin Erde. Maya ist auch ein Titel der Jungfrau Kali als Schöpferin der irdischen Erscheinungsformen, die durch ihren Tanz das Leben im Universum erzeugt und in Gang hält. Sie war auch Maga oder Maj, die Mai-Jungfrau Skandinaviens. In Ägypten gab es eine Göttin Mayet. Und wer weiss, vielleicht ist auch das Volk der Maya in Mittelamerika nach ihr benannt und die Muttergöttin Mayahuel im Alten Mexico.
Maias Fest war am 1. Mai, am ersten Tag ihres Monats. Wie alle Feste der Göttin, begann es schon am Vorabend (Walpurgis), wenn der junge Mond als „Erzeuger“ des neuen Monats sich erstmals wieder am Westhimmel zeigte. Noch heute sind vielerorts die Maibräuche im Volksbrauch lebendig. Gefeiert wird die Maienbraut und ihr Maikönig, zusammen mit Maienbaum und Maienkranz. So findet z.B immer am ersten Sonntag im Mai in Bad Ragaz der Maibär-Umzug statt. Die christliche Kirche hat den Ritus der Maia nicht ausrotten können und ihn darum vielerorts übernommen. Sie feierte dann Maria als die Maienkönigin mit Maiumzügen und Maiandachten.
Gleichzeitig hat die Kirche die erotischen Frühlingsfeste der Maia dämonisiert und zum Tanzgelage von Hexen umdefiniert, die wild mit dem Teufel kopulierten. Im wiederaufkommenden Brauch der Walpurgisnacht klingt die Erinnerung an Hexen-Tänze noch mit. Im keltischen Irland war es das Beltane-Fest, eines der acht grossen Jahreszeitenfeste. Gefeiert wurde das neue Leben und die Liebe zur Erde, die grosse Bejahung unserer irdischen Existenz mit all ihren Freuden. Ich wünsche, dass sich mehr Frauen und Männer wieder einreihen in diesen Tanz des Lebens und seiner Erneuerung!