Pailletten, Perlen, Körbchen und der Busen

Dessous und so

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Mit viel Liebe zum Detail und auch sonst: einfach schön!
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Elke Baliarda schreibt zu Kultur und Frauengeschichte.

Die Ausstellung im Museum Appenzell rund um das Brüecheli dauert bis August 2013. Öffnungszeiten: Bis 1. November täglich 10 - 12 / 14 - 17 Uhr, ab 2. November Di - So 14 - 17 Uhr.

Zahlreiche Geschichten, Anekdoten und Bilder ranken sich um den Busen und um das Drumherum. Zwei Ausstellungen in St. Gallen und Appenzell veranschaulichen die so genannten Dessous und das Hübsche für Obendrüber.

 

Elke Baliarda

19:09:2012

 

Den Medien nach feiert der BH heuer seinen 100sten Geburtstag. Bereits am 5.September 1899 liess die Dresdnerin Fräulein Christine Hardt ihren BH patentieren. Dabei blieb es erst einmal.

Denn erst vor 100 Jahren befreite ein Stuttgarter Unternehmer die Frauen vom damals üblichen Korsettpanzer, indem er die ersten Serien Büstenhalter der Marke Prima Donna anfertigte. Erst wurde der BH von Feministinnen gefeiert, dann als Symbol der Unterdrückung verbrannt. Doch er hat überlebt, und wie sexy auch. Nachzutragen ist, dass man sich auch in anderen Ländern wie Frankreich und USA um die Weiterentwicklung des gewissen Etwas bemühte.

 

 

In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts trug meine Grossmutter immer noch die Modelle aus der Zeit ihrer Jugend, sie nannte sie Untertaille. Wie dem auch sei.

Die Medien berichten inzwischen von den ältesten „Körbchen“ der Welt. Vier Büstenhalter aus dem späten Mittelalter sind in Schloss Lengberg in Osttirol entdeckt worden. Untersuchungen ergaben, dass dieses BH’s zwischen 1440 und 1485 getragen wurden.

Zwei der Büstenhalter seien nicht mehr komplett erhalten, gleichen aber frappierend den heute verwendeten Teilen. Die beiden anderen Funde würden wie „ärmellose Hemden mit eingebauten Körbchen“ aussehen, berichtet die Archäologin Beatrix Nutz von der Universität Insbruck. Nutz kündigte an, 2014 eine wissenschaftliche Publikation mit dem Titel „Unters Kleid gekuckt, die Textilien aus der Deckenfüllung von Schloss Lengberg zu veröffentlichen.

 

Unters Kleid guckt derzeit auch die St. Galler Künstlerin Katrin Mosimann im Frauenpavillon im Stadtpark St. Gallen. Mit ihrer Ausstellung „Dessous“ thematisiert sie unterschiedliche Befindlichkeiten. Alle ihre Exponate sind mit Faden und Nadel gemacht. Modisches oder rein Ästhetisches ist nicht dabei. Vielmehr geht es der Künstlerin um das Darunterliegende. Oft ist es Schmerzliches, Verwundetes, Ungesagtes, was sie mit der Kunst offen legen will.

Die Ausstellung dauert noch bis zum 21. September. Sie ist offen während der Veranstaltungen oder unter Kontakt mit Tel. 078 944 12 08.

 

Schmuckstück aus Innerrhoden

Das Brüechli, in der Fachsprache Göller genannt, verhüllt auf der einen Seite züchtig das Dekolleté und betont auf der anderen Seite die Brust der Trachtenträgerin mit Goldstickereien und kunstvollen Plissierungen, Noch nie war in einer Ausstellung wie gerade bei der im Museum Appenzell eine derartige Vielfalt an verschiedenen Brüechli zu sehen.

Ergänzt werden die Original-Trachtenteile mit Trachtenbildern von namhaften Künstlern (Ölbildern und Trachtengrafik des 19. Jahrhunderts) und vor allem mit zahlreichen historischen Fotos aus den reichen Beständen des Museums.

Das Brüecheli der Innerrhoder Frauentracht ist ein dekorativer Blickfang. Dieses spezielle Trachtenteil hat sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts heraus gebildet. Das augenfällige und gleichzeitig verhüllende Schmuckstück übernahm die Funktion von Schulter- und Halstüchern.

 

Als sich um 1880 die Modefarbe Schwarz durchsetzte, trugen Trachtenfrauen Brüecheli aus edlen schwarzen Seidentaft- und Damaststoffen. Gleichzeitig kam das Besticken mit Perlen. Pailletten und Goldfäden in Mode. Die heute noch getragenen farbigen und reich bestickten Brüecheli entstanden um 1900 und haben sich seither nur wenig verändert.


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