"Ich muss noch aufräumen - morgen kommt meine Putzfrau." Dieser Spruch kennzeichnet die Unsicherheit, mit der wir unseren Putzfrauen begegnen. Dieser Ratgeber gibt Verhaltenstipps zum Umgang mit der Putzfrau und liefert in einem umfangreichen Glossar die wichtigsten Ausdrücke und Sätze in den häufigsten Sprachen, die unsere Putzfrauen beherrschen. Das ideale Geschenk für alle, die sich eine Putzfrau leisten.
Titel: "Wie sag ich's meiner Putzfrau? " Mit einem Grundwortschatz in 7 Sprachen
Autoren: Christine Demmer /Heide Huck
ISBN: 382184860X.
Das Thema Reinigung und Putzen aus anderer Perspektive bietet eine Veranstaltung in der Kartause Ittingen im Juni 2009 mit Ina Praetorius.
Die Reinigungsbranche ist ein klassischer Niedriglohnbereich, in dem Schwarzarbeit blüht, ein Gebiet, in der viele ausländische Arbeitnehmer und vor allem viele Frauen tätig sind. Egal ob in Unternehmen oder Privathaushalten, die guten Geister putzen meist im Hintergrund. Nur ein kleiner Teil der Schwarzarbeit wird von Putzfrauen willkürlich gemacht, meist scheitert es jedoch am administrativen Aufwand, der Arbeits- oder Aufenthaltsbewilligung, in seltenen Fällen wird eine Unfallversicherung abgeschlossen. Oft sind die Beschäftigten dem Arbeitgeber ausgeliefert, haben keine Ferienentschädigung, keinen Schutz im Falle einer Schwangerschaft oder bei Unfällen.
Nina Nuhodzic
12:05:2009
Eine Studie der Universität Linz hat errechnet, dass hierzulande im Jahr 2001 rund 37 Milliarden Franken durch Schwarzarbeit hinterzogen wurden. Eine genaue Aufschlüsselung nach Branchen fehlt allerdings, so dass der Umfang des durch «schwarzes» Putzen hinterzogenen Geldes nicht angegeben werden kann.
Die andere Seite der Geschichte zeigt sich, wenn man als Normalverdiener in der Deutschschweiz eine bezahlbare, zuverlässige und freundliche Putzperle sucht, die einfach zur Wohnung passt. Auf mein Inserat melden sich in der Bundesstadt mehr als ein Dutzend Kandidatinnen für die wöchentliche Reinigung einer 3-Zimmer Stadtwohnung, davon erscheinen die meisten auch zum verabredeten Termin.
Eine Dame gibt mir das Gefühl, ich sei ein Messie und ich schäme mich wegen der zwei ungespülten Gläser in meiner Küche. Die nächste rümpft die Nase über meine Putzmittelsammlung, die jede Hausfrau mit Putzfimmel ins Schwärmen bringen würde, mein neuer Staubsauger ist ihr zu kompliziert.
Die Lohnvorstellungen bei einigen Damen überragen sogar den Stundenlohn eines Zahnarztes - kurz gesagt: nach mehreren Vorstellungsgesprächen gibt jede durchschnittliche Schweizerin auf und befragt den Bekanntenkreis. Dort werden Informationen über gute Putzfrauen gehandelt wie Diamanten, man gönnt den Kollegen ja auch eine perfekt saubere Wohnung.
Im Büro werden in der Pause schnell die Qualitäten der "guten Hausfee" gerühmt, der glänzende Boden und die kalkfreien Wasserhähne sind dann manchmal wichtiger als Juniors erste Worte oder die neue Frisur. Wenn man erst die perfekte Haushälterin gefunden hat, ist es das Ende einer langen Odyssee.
Einmal in der Woche ist dann das eigene Zuhause eine Oase der Sauberkeit, man braucht sich um nichts zu kümmern und kann loslassen. Viele gestresste, berufstätige Menschen schätzen dieses Gefühl besonders.
Aus der Sicht der Putzfrauen:
"Ich bin eigentlich keine Putzfrau"- das höre ich von Maria, die seit Jahren ihr Geld mit Putzen verdient. Wie viele andere war sie vor die Wahl gestellt: Sozialhilfe oder Putzen. Sie wählte das zweite, obwohl sie in ihrem Heimatland einen Hochschulabschluss erreicht hat.
Das Schicksal vieler hochqualifizierter Ausländerinnen, deren Diplome aus rechtlichen Gründen nicht in der Schweiz anerkannt werden. Putzen war am Anfang nur "schwarz" möglich, da die Arbeitgeber den administrativen Aufwand und die Kosten einer Unfallversicherung vermeiden wollten. Selten war jemand bereit, sich den Hürden der Behörden zu stellen für eine Nicht-EU Bürgerin.
Schnell stellte sich heraus, dass die Kunden nicht immer zahlen wollten, während der Ferien hatte Maria keinen Lohn und musste zurechtkommen, ein "Danke" war niemals zu hören. Ein Arbeitgeber wollte sogar immer zusehen beim Putzen, andere Kunden boten nach mehreren Stunden Arbeit nicht einmal ein Glas Wasser oder einige Minuten Pause an.
Wenn man wiedersprach, wurde einem schnell klargemacht, dass es immer jemanden gibt, der auch billiger arbeitet. Als Maria, aus Angst vor Konsequenzen der Schwarzarbeit, ihre Arbeitgeber vor die Wahl stellte und faire Arbeitsbedingungen forderte, stimmten nur wenige zu. In der Tat eine Arbeit, die viel körperliche und psychische Anstrengung verlangt und doch nur einen bescheidenen Stundenlohn bringt.
Alle befragten Raumpflegerinnen beklagten vor allem aber den Mangel an Wertschätzung für ihre Leistungen, ihre soziale Unsichtbarkeit und die eigene Scham über die zum Teil erniedrigende Arbeit.
Eine neue Variante der Suche nach qualifizierten, netten Putzfrauen bietet dagegen das Projekt "Proper job". Pia Tschannen, die Begründerin des Projekts bei Fairness at work GmbH ist in ihrer Studie über die Arbeitsverhältnisse in der Schweizer Reinigungsbranche, «Putzen in der sauberen Schweiz», von 130 000 Personen ausgegangen, die ihr Haupteinkommen mit Saubermachen verdienen. Um den Arbeitnehmerinnen bessere Anstellungsbedingungen bieten zu können, hat sie eine Vermittlungsagentur aufgebaut, in der gestressten Arbeitgebern mit dreckigen Wohnungen die richtige "gute Fee" vermittelt wird.
Alles legal, bei einem Bruttolohn von rund 26 Franken und guten Sozialleistungen, der Kunde gibt seine Sorgen ab und hat ein sauberes Gewissen.
Die Angestellte hat Referenzen, Deutschkenntnisse, eine Arbeitsbewilligung, ist versichert und auf Seriosität überprüft. Das Klima in der Hauptfiliale von "Fairness at work" ist recht entspannt, die Mitarbeiterinnen im Büro haben trotz mehr als 200 angestellten Putzfrauen in der ganzen Schweiz den persönlichen Kontakt nie verloren. Was klein anfing mit wenigen Frauen, wurde eine riesige Bewegung ähnlich der Bio-Welle.
Da ist es normal, mit der Chefin als Putzfrau per Du zu sein. Die Geschäftsführerin war in den letzten 3 Jahren immer auf die Würde und Anerkennung ihrer Angestellten fokusiert, somit war es nicht ungewöhnlich, dass der 2. Jahrestag des Projekts mit Prosecco und einem edlen Büffet gefeiert wurde.
In Zeiten der Finanzkrise, in denen der kleine Arbeiter immer weniger wert ist, hat man in dieser Firma immer ein Ohr für seine Mitarbeiterinnen, genau wie für den König - den Kunden selbst. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir als Konsumenten verschiedener Dienstleistungen umdenken. Schliesslich stehen Bioprodukte hoch im Kurs, Fairtrade wird gepriesen, man macht sich Sorgen über den Kaffeebauern in Kolumbien aber denkt nicht nach über die Gerechtigkeit in den eigenen vier Wänden.
Wie der Trend zeigt, gibt es immer mehr Agenturen in der Schweiz, die diese Dienste anbieten - es ist also zu erwarten, dass Frau und Herr Schweizer auch hier Zeichen setzen.
Für die wenigen Glücklichen, die ihre Hausdame schon gefunden haben gilt es, diese auch zu behalten. Vielleicht ist ein Zettel mit "Merci für alles" ein guter Anfang.