Rosenstrumpf und dornenknie

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Das ehemalige Kloter Rheinau, Flugaufnahme
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Johann_Heinrich_H., Besteck, Holz, geschnitzt

Die Ausstellung dauert bis zum 13, März 2011. Sie ist Di bis Fr von 14 bis 18 Uhr, Sa/So von 12 bis 17 Uhr geöffnet, am 26. Dezember von 12 bis 17 Uhr.

24./25./31 Dezember 2010 und 1. Januar 2011 geschlossen.

Öffentliche Führung am Sonntag, 19. Dezember um 11 Uhr. Rahmenprogramm: Rosenstrumpf und dornenknie, Vortrag zur Sammlung Rheinau: Sonntag, 23. Januar 2011 um 11 Uhr. KKK-Kunst-Kaffee-Kuchen und Lesung mit Matthias Flückiger: Sonntag, 13, Februar 2011 um 15 Uhr. Kinder-Kunst „Geheimschriften- Schriftgeheimnisse“, Mittwoch, 16. Februar 2011, 14.30 bis 16.30 Uhr

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Im Museum im Lagerhaus in St. Gallen werden derzeit erstmals Werke aus der Psychiatrischen Pflegeanstalt Rheinau aus der Zeit von 1867 bis 1930 gezeigt. Die Ausstellung ist der Auftakt einer geplanten Reihe des Museums im Lagerhaus zu „Verborgenen Schätzen aus Schweizer Psychiatrien“. Die „St. Galler Ausstellung“ wandert 2011 weiter an das Medizinhistorische Institut und Museum der Universität Zürich.

 

Elke Baliarda

15:12:2010

 

Im Museum im Lagerhaus sind bislang unbekannte Werke von Patientinnen und Patienten zu sehen, die 1867 bis 1930 in der Pflegeanstalt Rheinau ZH entstanden sind. Heute stehen die Gebäude des ehemaligen Klosters und der Klinik leer und sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Mit 109 Bildern und Objekten von 11 Künstlerinnen und Künstlern bekommt das Publikum einen ersten Einblick in die Sammlung und damit auch in einen Teil der Rheinauer Geschichte.

 

Die kostbaren Werke waren noch nie öffentlich ausgestellt und sind der Fachwelt und dem breiten Publikum gänzlich unbekannt.

Es sind überraschende und berührende Arbeiten, wie die aus Matratzenfüllungen (Algen) gestrickten Objekte von Lisette H., Schriftbilder und Gedichte von Heinrich M. oder Pläne zu Eisenbahnen, Flugschiffen, Kraftwerken und Kochherden von Heinrich B., kryptische Stickereien von Jeanne Natalie Wintsch. oder imaginierte Landschaften von Jakob Friedrich W.. Ein in Latein beschriftetes Holzbesteck von Johann Heinrich H. ist das älteste Werk der Sammlung. Es entstand 1856 im Irrenhaus am Predigerplatz in Zürich, von wo es der Schnitzer 1867 mit nach Rheinau nahm..

 

1867 wurde im ehemaligen Kloster Rheinau die Kantonale Zürcherische Pflegeanstalt Rheinau eröffnet, die mit 1200 Patientinnen und Patienten zur grössten Pflegeanstalt der Schweiz wurde. Eine eigentliche Behandlung gab es hier um 1900 nicht, sondern vor allem einen streng geregelten Arbeitstag, der in der Mithilfe in dem grossen Betrieb, in Hauhalt, Garten und in der Landwirtschaft bestand. Viele Kranke verbrachten hier Jahre, nur wenige wurden entlassen.

Es gab Patientinnen und Patienten, die hier ein Lebenswerk schufen: der Dichter und Zeichner Hermann M,. der Erfinder Heinrich B., die Strickerin Lisette H., die Stickerin Jeanne Natalie Wintsch oder die Schneiderin Anna Z., die in der Rheinau eine packende Lebensbeschreibung  verfasste. Es ist eine Sammlung von aussergewöhnlichen Werken erhalten geblieben, die kürzlich katalogisierte wurden und nun erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden.

 

Die Patientinnen und Patienten arbeiteten oft über Jahre an ihrem Werk: in der Unruhe des Aufenthaltsraumes ihrer Abteilung oder in ihrer Zelle, aber ausgeschlossen vom öffentlichen Leben. Von den Tausenden von Blättern wurden einzelne Werkgruppen von Psychiatern wie Karl Gehry oder Oskar E. Pfister aufbewahrt. Es sind Bruchteile von Lebenswerken, die sich, wenn auch geheimnisvoll und verschlüsselt, mit einer Botschaft an die Öffentlichkeit wenden. Sehen und hören wir, was sie zu berichten haben

 


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