Salome

Vollmond und Abgrund

Ein Vollmond mit ausgeklügelter Technik als Vorhang, sehr passend an diesem Vollmondabend, die Bühne karg und kalt, dennoch alles andere als simpel. Die Sänger agieren während der gesamten Oper auf einer geneigten Spiegelfläche. In der Mitte ein kreisrundes Loch, Spiegel des Vollmonds, das die Figuren stets nah an den Abgrund stellt. Nur ein unachtsamer Schritt ...!

Die Bühne Vincent Lemaires stellt mit ihrer Schlichtheit die fantastische Kostümierung in den Vordergrund, entworfen vom namhaften Designer Christian Lacroix und mit Stoffen des St. Galler Unternehmens Schläpfer/Bambula ausgekleidet.

Faszination ohne Ohrwurm

Doch auch die Musik hält die Zuschauer in Atem. Richard Strauss schuf mit Salome ein Werk, das ganz ohne Ohrwürmer auskommt. Aber dennoch, für jene, die sich auf die Emotion einzulassen vermögen, verzaubernd, umgarnend und letztendlich in einer Zerrissenheit endet, die kaum zu ertragen ist.

Dirigent Modestas Pitrenas fühlt sich in seiner Vertonung mit dem Orchester in sensibler Weise auf die symbolträchtige Inszenierung Vincent Boussards und die Sänger ein.

Unter sieben Schleiern

Salome, Symbol für eine Frau, die sich zwischen guten und bösen, heiligen und lüsternen  Männergestalten bewegen muss und die dazwischen in ihrer Ausweglosigkeit letztendlich beide gegeneinander ausspielt. Nicht nur gesanglich ist die Rolle ein Drahtseilakt, der sich zwischen mehreren Oktaven abspielt und in jeder Hinsicht von der bulgarischen Sopranistin Alex Penda meisterhaft verkörpert wird.

Anfangs zugeknöpft lässt sich die Prinzessin, einer Zwiebel gleich, Schleier um Schleier, im Lebenstanz entblössen, bis sie nackt unter einem hauchdünnen weissen Schleier den bluttriefenden Kopf des Jochanaan empfängt und damit ihre Lust befriedigt.

Ganze Geschichte kurz

Während eines Festes, gehalten vom Tetrachen Herodes (Andreas Conrad), beobachtet Hauptmann Narraboth (Derek Taylor) Salome ganz verliebt und wird deswegen durch den Pagen (Terhi Kaarina Lampi) eindringlich gewarnt. Als Salome die Stimme Jochanaans aus dem Kerker hört, der den Lebenswandel ihrer Mutter Herodias (Gabriele Schnaut) und ihre Beziehung zu Herodes anklagt, ist sie fasziniert und will ihm unbedingt begegnen.

Narraboth erfüllt ihr den Wunsch, muss aber zusehen, wie Salome dem Propheten verfällt und nimmt sich in seiner Verzweiflung das Leben. Jochanaan, der sich Salomes Begehren verweigert, verflucht sie. Während sich die Juden und Nazarener über das Kommen des Messias streiten, bittet Herodes Salome, für ihn zu tanzen. Diese willigt mit der Bedingung ein, dass er ihr jeden Wunsch erfüllt und fordert den Kopf des Propheten.