Stadtratswahlen St.Gallen - Frauen müssen mindestens drei Rücktritte kompensieren

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Die Stadt St.Gallen wählt ihr Parlament und den Stadtrat neu.
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Bei der Zusammensetzung des Stadtrates wird es keine grossen Veränderungen geben.
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Im Waaghaus beim Bohl tagt jeweils das Parlament.

Auf der Zielgerade
Die kommunalen Wahlen im Kanton St.Gallen sind jeweils der Endspurt eines veritablen Wahlmarathons. Nach den eidgenössischen Wahlen im Herbst 2007, den Wahlen ins kantonale Parlament und den Regierungsrat im ersten Quartal 2008 bilden die Wahlen vom kommenden Wochenende den Abschluss. In drei Jahren geht es dann wieder los.

In knapp einer Woche werden im Kanton St.Gallen die Gemeindeexekutiven und -legislativen neu gewählt. Gossau, Wil und St.Gallen verfügen auf kommunaler Ebene über Parlamente. Werfen wir hier ein Schlaglicht auf die Frauenbeteiligung in der gesetzgebenden Behörde der Kantonshauptstadt.

 

Brigitta Schmid Pfändler

22:09:2008

 

63 Sitze, 9 Rücktritte und 285 Kandidierende auf 12 Listen - so präsentieren sich die wichtigsten Eckdaten für die kommenden Wahlen ins St. Galler Stadtparlament. Gleichzeitig wird auch der Stadtrat neu gewählt, wobei alle fünf Mitglieder - unter ihnen Elisabeth Beéry Siegwart und Barbara Eberhard - wieder antreten. Konzentrieren wir uns deshalb aufs Stadtparlament.

 

Drei Frauen-Rücktritte

Mit Christine Bölsterli-Wickart (CVP), Astrid Köstli und Ida Kraner (beide SP) verlassen drei der insgesamt 25 Frauen das St. Galler Stadtparlament. Dazu kommen 6 Rücktritte von Männern. So wird schnell ersichtlich, dass kaum mit einer Erneuerung im grossen Stil zu rechnen ist. Wenn die Parteien ähnlich viele Stimmen erhalten wie vor 4 Jahren, dann werden wohl die meisten der 54 Bisherigen die Wiederwahl schaffen.
Ob dies sich im Detail  bewahrheitet, bleibt offen. Es hängt natürlich auch davon ab, welche Partei zulegen kann und welche zu den Verliererinnen gehören wird, denn die Anzahl Frauen auf den verschiedenen Listen ist sehr unterschiedlich. Logisch, dass die Politische Frauengruppe (PFG) mit einer reinen Frauenliste antritt. Knapp ein Drittel der Kandidierenden ist bei der FDP weiblich, bei der CVP sind immerhin noch 7 von 26 Kandidierenden weiblich, während die SVP gerade einmal 5 Frauen auf ihrer 29 Köpfe umfassenden Liste aufweist.
Die Grünliberalen schlagen 8 Frauen vor (bei 20 Kandidierenden), die EVP 12 von 27, die Grünen 17 von 32 und die Jungen Grünen 6 von 21 Kandidierenden. SP und Gewerkschaften nominieren 14 Frauen auf einer 30er-Liste. Allein 7 dieser Frauen können als Bisherige antreten. Die Juso vereinigt 14 Frauen und 11 Männer auf ihrer Liste. Insgesamt sind es gegen 130 Frauen, die das Feld der 285 Kandidierenden bereichen. Ohne PFG allerdings, die ihren einen Sitz verteidigen will, würde die Zahl der Kandidatinnen unter die 100er-Grenze sinken.

 

Nahe an den Top Ten

Ohne auf die Parteistärken genauer einzugehen, lohnt sich ein vergleichender Blick auf die Frauenanteile in kommunalen Parlamenten der Schweiz. Ein Vergleich (Quelle: Badac, Stand 2006) aller Städte mit mehr als 10'000 Einwohnerinnen zeigt, dass St.Gallen gesamtschweizerisch nicht so schlecht abschneidet. Mit einem Frauenanteil von 38.1 Prozent belegt St.Gallen den 13. Rang. An der Spitze liegt Muri bei Bern, in dessen Parlament die Frauen die Hälfte aller Mitglieder stellen. Wenn an den kommenden Wahlen vier neue Frauen gewählt würden - also neu 29 Frauen dabei wären - dann läge St.Gallen bereits an zweiter Stelle schweizweit. Die Entwicklung entspräche den Erfahrungen, die seit rund 25 Jahren gemacht werden. Der Anteil an Frauen in Schweizer Gemeindeparlamenten erhöhte sich seit 1983 schrittweise von durchschnittlichen 16.2 Prozent auf 31 Prozent im Jahr 2004.

Im Vergleich mit Wil und seinem Anteil von 27.5 Prozent und Gossau mit 26.7 Prozent wird die Kantonshauptstadt alleweil noch die Nase vorne haben. Ausser in diesen beiden Städten könnten die Frauen massiv zulegen - schön wäre es ja. Und falls nicht, liegen auch Wil und Gossau noch vor dem Kanton: Gerade einmal jedes vierte Mitglied des Kantonsparlaments ist weiblich. 


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