Es ist soweit: Wintersonnenwende! Die Sonne hat ihren tiefsten Stand erreicht und beginnt einen neuen Zyklus. Überall auf der Erde wird in allen Kulturen diese Zeit gefeiert. Es ist ein Geburtstag, die Geburt eines neuen Jahres! Von heute an beginnt das Licht der Sonne wieder zu steigen. Tag für Tag.
Patricia Ertl
20:12:2008
Aufgrund verschiedener Kalenderanpassungen im Laufe der Geschichte haben sich in unserem Terminkalender Sylvester/Neujahr und Weihnachten vom Datum der eigentlichen Wintersonnenwende wegverschoben. Im ursprünglichen Sinne, in Natur und Astronomie, ist der 21. Dezember die Vereinigung aller unserer Festtage dieser Zeit.
Wir können von Glück reden, dass wir mehr als nur einen einzigen Tag frei nehmen können, um das alte Jahr abzuschliessen und das neue zu beginnen. Wir haben uns so daran gewöhnt, durch die Zeit zu rasen, dass ein einzelner Tag in unseren Agenden kein Gewicht mehr hätte. Weil aber selbst für die hartgesottensten Workoholics die meisten Büros über die Feiertage geschlossen bleiben, sind uns doch einige Tage und Nächte geschenkt, um der Bedeutung dieser kleinen Zeitenschwelle nachzusinnen.
Die zwölf „Rauhnächte“ zwischen Weihnachten und den heiligen Drei Königen am 6. Januar gelten seit alters als magische Zeit. Sie entsprechen der Zwölfheit des ganzen Tierkreises. Sie öffnen uns Tore zu anderen Bewusstseinsebenen. Es heisst, die Träume dieser Nächte geben uns orakelgleich Botschaften für die entsprechenden Monate des kommenden Jahres.
Der tiefste Feiertag der Christenheit hat seinen Ursprung in früheren Kulturen. Wohl seit die Menschen mit Bewusstheit den Sonnenzyklus verfolgten, zumal in den geografischen Breiten mit Jahreszeiten und Lichtrhythmen, haben sie der Wintersonnenwende eine besondere Bedeutung gegeben.
Im alten Rom wurden zu dieser Zeit die „Saturnalien“ gefeiert, das Fest zu Ehren des Gottes Saturnus (= Planet des Steinbock-Zeichens). Nach dem langen Eintauchen in die Tiefe der Dunkelheit wird nun, aus diesem dunklen Schoss heraus, das Licht erneut geboren. So wie die Sonnengötter anderer Religionen (Mithras, Horus) wurde in dieser Nacht (!) das Lichtkind Jesus geboren. Und zwar nicht in einer Luxussuite in Samt und Seide, sondern in einem kargen Stall, in einer Krippe mit Stroh, mit Ochs und Esel an seiner Seite.
Diese Kargheit entspricht dem astrologischen Zeichen Steinbock und seinem Regent Saturn. Der Natur dieses Tieres entsprechend ist das leicht nachzuvollziehen. Steinböcke und Steinziegen leben im Hochgebirge, in Landschaften voll Fels und Geröll.
Sie kommen mit dürftiger Nahrung aus und können zäh die Unbilden der frostigen Witterung ertragen. Ihre Bewegungen sind eher gemächlich, denn schnelle unbedachte Schritte könnten in den Abgrund führen. Sie klettern mit grosser Sicherheit in steile Höhen und lassen sich kaum aus dem Gleichgewicht bringen. Sie lehren uns, dass mit Konzentration und Zentrierung auch steile Klippen gemeistert werden können.
Diesem Aufstieg in die Höhe entspricht das langsame Wiederaufsteigen der Sonne im Steinbockmonat. Die Natur in dieser Zeit ist kalt, die Böden sind gefroren, alles fühlt sich hart an. Der einzige Schmuck sind die funkelnden Kristalle von Schnee und Eis. Wo kein Schnee das Land mit Weichheit bedeckt, herrscht die Klarheit der unverhüllten Form. Die Bäume stehen nackt, gleichsam als Skelette in der Landschaft. Ihre Zweige sind so starr wie tot.
Wer im Innern nicht das Vertrauen birgt in den kommenden Frühling, der kann unter solchen Bedingungen der Depression verfallen. Denn obgleich die Wiedergeburt der Sonne neues Leben versprach, so ist es im Aussen noch lange nicht sichtbar. Bevor es aufbrechen kann in neue Blüten, braucht es einen Weg der Geduld. Die Winterwege abseits der quirligen von Touristen überquellenden Skipisten erfordern Eigenschaften, die in unserer schnelllebigen Zeit zu oft vergessen gingen: Langsamkeit, Besinnung auf das Wichtige im Leben, Reduktion auf das wirklich Wesentliche.
Erst durch Entbehrungen wird uns bewusst, was wirklich Wert hat im Leben. Die Suche nach dem einfachen Leben wird schon fast zum Werbemittel, mit dem sich Geld verdienen lässt. Gewinn durch Verzicht. Weniger ist mehr.
Die Natur als grosse Lehrmeisterin macht uns vor, wie wir Winterzonen im Leben durchwandern können: Das Leben der Pflanzen hat sich ganz nach innen zurückgezogen, wo es sich eine Ruhephase gönnt und sich aus der Tiefe wieder regeneriert.
Die Tiere haben ihren Stoffwechsel auf Sparmodus heruntergeschaltet und tun nur noch das Allernötigste. Nichts Überflüssiges. Andere Tiere halten Winterschlaf. Wir könnten es ihnen insofern gleichtun, als wir uns in diesen Wochen mehr Ruhe und Schlaf gönnen als sonst. Und unsere äusseren Aktivitäten auf ein Minimum herunterschrauben.
Was ist wirklich wichtig? Was hat Priorität? Was kann warten?... Was wäre der Blätterbaum des Sommers ohne sein tragendes Gerüst? Es ist der Steinbock-Monat, der uns auf das zurückbesinnen will, was uns innerlich stützt. Für deinen Körper sind es die Knochen. Was ist es für deinen Gefühlskörper? und was für deinen Gedankenkörper?
Steinbock hat die Einstellung: Wenn mir ein Ziel wichtig ist, scheue ich keine Mühe, um es zu erreichen. Ich nehme dafür Weg, Zeit, Geld, Arbeit, Aufwand, Anstrengung, Einschränkungen auf mich. Ich bleibe drann und gebe nicht auf. Auch wenn’s lange geht. Zitat von Sri Anandamayi Ma: „By constant practice one finally achieves the goal“. Wer schon einmal einen Berggipfel von unten her erstiegen hat, weiss wovon die Rede ist. Heute sind viele Berggipfel schnell mit einer Bahn zu erreichen. Mühelos auf höchste Gipfel! Ein lohnendes Ziel? Der Steinbock sagt nein. Stolz auf der Spitze erfordert Schweiss beim Aufstieg! Wer hoch hinaus will, muss dafür auch etwas in Kauf nehmen. Steinige Pfade, Geröll, Hitze oder Kälte. Der Wille ist gefordert, Selbstdisziplin, Überwindung der Schwere. Verzicht auf Bequemlichkeit. Zum Erfolg führt eine entsprechende Vorbereitung, Kondition, Planung, Ausrüstung. Am Berg wird Steinbock physisch spürbar, als konkrete Leiberfahrung. Die Analogie kann auf jedes Ziel übertragen werden: Was sind die Berggipfel in meinem Leben?
Auf entbehrungsreichen langen Wanderungen, sei’s im Schnee oder im steinigen Gebirge, zeigt sich schon bald, was uns von innen heraus trägt, physisch und psychisch. Solche Wege offenbaren die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit. Sie zu kennen, kann das Überleben sichern. Gerade bei Alleingängen in den Bergen macht uns Steinbock klar, was (Selbst-) Verantwortung für die eigenen Schritte bedeutet.
Ein unachtsamer Fehltritt kann zum Absturz führen. Höhe und Tiefe liegen oft nahe beieinander. Gemeinsame Ausflüge auf Wandergipfel lehren uns Verantwortlichkeit für ein Kollektiv. In Extremzonen wie im Himalaya stellt Steinbock die Kletterer auf harte Prüfungen, wenn es zwischen dem Ehrgeiz fürs eigene Ego und der Fürsorge für schwächere Gruppenmitglieder zu entscheiden gilt. Wenn Steinbock seinen weichen „Gegen“pol Krebs vergisst, kann er tatsächlich eiskalt werden.
Den äusseren Herausforderungen eines Winter-Klimas (in Celsius-Temperaturen oder in Graden emotionaler Kälte unserer Umwelt) kann nur standhalten, wer innerlich über entsprechende Standfestigkeit („starke Knochen“, „starkes Rückgrat“), Licht und Wärme („inneres Feuer“) verfügt. Das Licht wird in uns neu geboren, wenn wir uns dem inneren Kind zuwenden.
Mit Jesu Geburt, dem Sonnenkind, kann auch das göttliche Kind in uns neu erwachen. Seine Köstlichkeit und Reinheit gibt uns frohen Mut, den oft mühseligen Weg durch unsere Alltage aufzuhellen.
Die Steinbock-Zeit lädt uns ein zur Rückbesinnung auf unsere Seelen-Wurzeln (Mondzeichen Krebs). Diese Rückverbindung (re-ligio) mit unserer Seele ermöglicht es im manchmal harten irdischen Leben, unseren eigenen Weg zu finden. Astrologisch entspricht der Mond auch dem Kind, denn Kinder sind ihrer Seele noch nahe.
Zum göttlichen Kind führte der Stern. Mittlerweile ist es auch den Wissenschaften klar geworden, dass die „drei Weisen aus dem Morgenland“, die dem Stern folgten und dem Kind in der Krippe ihre Geschenke brachten, Magier, d.h. Astrologen aus dem Zweistromland waren, die aufgrund ihrer Sterndeutungskunst erkannten, dass in Judäa ein König zur Welt kommen würde.
In diesem Sinne begann das Christentum mit einem Geburtshoroskop höchster Güte! Die „Heiligen drei Könige“ zeigen wunderschön, wohin es führt, wenn wir der Botschaft der Sterne (= unserem Horoskop) folgen. Himmlische Astrologie zeigt uns den Weg zum göttlichen Kind in uns, dem grössten Schatz, den wir in uns tragen.
Die drei „Könige“ an der Krippe des neugeborenen Kindes haben jedoch noch eine andere, tieferliegende Bedeutung, deren Wurzeln weit in die matriarchalen Religionen zurückreichen. Aus jener Zeit stammt das Bild der Schicksalsgöttin, die dem Neugeborenen sein Geschick bringt (in heutiger Sprache: sein Horoskop).
Die dreifaltige Göttin trug die Farben weiss, rot, schwarz (auf vielen Abbildungen sind die drei „Könige“ noch in diesen drei Farben dargestellt). Sie war bekannt unter vielen Namen, z.B. als Nornen, Parzen, Moiren. Die eine spinnt den Lebensfaden, die andere bemisst seine Länge, die dritte schneidet ihn, sobald die Zeit gekommen ist. Das Wort Schick-Sal bedeutet das uns zum Wohl Geschickte. Das lateinische salus heisst so viel wie Wohlergehen, Gesundheit, Heil, Leben, Gruss. Und Heil wiederum bedeutet Ganzheit.
Was uns die Schicksalsgöttin an Gaben und Auf-Gaben in die Krippe (Wiege) legt, sichtbar im Horoskop, soll unserer Entwicklung dienen. Sie schenkt dem Kind seine Be-Gabungen. Es sind die Sterne, denen wir folgen sollen, um auf unserem Lebensweg zum Ziel zu gelangen. Und obwohl die Göttin vermännlicht wurde, erinnern uns die Volksbräuche der Steinbock-Zeit immer wieder an ihre vergessenen Ursprünge.
Frau Percht und Frau Holle sind eine Erinnerung an die einstige alte Wintergöttin. Unser Berchtoldstag am 2. Januar war einst der Tag oder vielmehr die Nacht der Percht. Wo sie früher als Göttin verehrt wurde, hat das Patriarchat sie zu einer Teufelsbraut dämonisiert, die auf einem Satansbock (= Saturnsbock, Ziegenbock, Steinbock) durch die Lüfte reitet. Solcherart als Hexe diffamiert, konnte sie entsprechend verfolgt und ausgerottet werden. In Italien ist es noch die „Weihnachtshexe“ Befana, die an Epiphanias (= Erscheinung der Göttin, 6. Januar) den Kindern Geschenke bringt.
An vielen Orten ist es noch Brauch, dass weissgekleidete Sternsinger am 6. Januar durch die Strassen ziehen und an den Türen die Zeichen der Göttin anbringen: C + M + B: Abgesehen von den kirchlichen Erklärungen zu diesen Buchstaben bevorzuge ich ihre Herkunft von den Namen der „drei Heiligen Frauen“ Katharina, Margaretha und Barbara, den drei Beten. Im Angelsächsischen Raum war Weihnachten die Zeit der „modranicht“, was die „Nacht der Mütter“ bedeutet oder die „Nacht der Muttergöttin“.
Im matriarchalen Griechenland war es die grosse Bergmutter Rhea, die titanische Mutter der olympischen Götter. Als Rhea Kronia war sie die Mutter der Zeit. Das Patriarchat teilte sie später einem Mann zu, der nach ihr benannt wurde (analog den bekannten sonstigen Vermännlichungen) und Kronos hiess, die griechische Entsprechung zum römischen (und astrologischen) Saturn.
Um die Erinnerung an die ursprüngliche Göttin zu ehren, verwende ich darum in der Astrologie oft den Namen Saturnia. Sie ist die ursprüngliche „Hüterin der Schwelle“, die unseren „Ein- und Ausgang“ bewacht, um welchen Übergang es sich auch handeln mag in unserem Leben. Ja, sie ist die Schwelle und das Tor.
Wie schon in den vorangegangenen Artikeln dargelegt, haben die meisten modernen Menschen grosse Mühe im Umgang mit der Dunkelheit. Sie wird oft völlig undifferenziert assoziiert mit dem Tod und dem absoluten Ungewissen, mit Chaos oder Hölle.
Diese Furcht, dieses abgrundtiefe Misstrauen in die Nacht hat seine Wurzeln in den Philosophien und Religionen des Patriarchats: die Politik der Trennung („divide et impera“ = teile und herrsche!). Wenn Steinbock von seinem Partnerpol Krebs abgespalten wird, kann sein Planet Saturn tatsächlich zum patriarchalen Satan werden, der uns in der Finsternis zur Ver-zwei-flung bringt. So wurde die Angst der Menschen gezüchtet.
Es fehlte der weibliche Pol des Mondzeichens Krebs. In den matriarchalen Weltanschauungen hatte das Dunkel noch seinen gleichberechtigten Platz neben dem Licht. Die beiden grenzten sich nicht feindlich gegeneinander ab, sondern gingen vielmehr ineinander über, so wie es noch im Yin-Yang-Symbol so schön zu erkennen ist.
Der dunkle Schoss der Nacht und der Erde war Herkunftsort der Seelen und gleichzeitig ihr Heimkehren beim sogenannten Tod. Hier waren die liebenden Arme der göttlichen Mutter, die ihre Kinder wieder zu sich nimmt. Weih-nachten ist unsere tiefste Er-inn-erung an dieses uralte Erbe aus alter Zeit. Es ist eine zutiefst weibliche Zeit. Sie erinnert an die einstige Weihe der Nacht, wo in der tiefsten Dunkelheit das Licht gefunden wurde.
Eine Entsprechung dieser Symbolik finden wir in zahlreichen Märchen und Sagen, wo in Nacht und dunklen Höhlen der leuchtende Goldschatz gefunden werden kann. So wie aus dem Dunkel der weiblichen Gebärmutter das Kind das „Licht der Welt“ erblickt, so wird uns in der geweihten heiligen Nacht das leuchtende Kind geboren. Es ist auch meine „Selbst-Geburt“: ich selber gebäre mich neu!
Es ist die Nacht der Einweihung unserer Selbst mit unserer Seele, die Nacht des Heils, nachdem zuvor der Weg der Ganzwerdung durchschritten wurde, wie er im Gang durch die Tierkreiszeichen beschrieben wurde.
Welch ein Trost ist diese Botschaft! Allen, deren Seele von Traurigkeit und Depression verdunkelt ist, will sie zurufen: „Fürchtet euch nicht! Euch ist der Heiland geboren!“ so wie es der Engel den Hirten verkündet hat (Lukas 2, 10f). Es ist die älteste Erfahrung der Menschheit, dass aus der tiefsten Tiefe der Nacht (Mitternacht-Gottesdienst!) wieder neues Licht geboren wird.
Die Nacht umfasste früher die Bedeutung dessen, was für das äussere Auge nicht sichtbar war. Im ähnlichen Sinne, wie auch Saint-Exupéry erkannte: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ (Der kleine Prinz). Es sind die geistigen Welten, aus denen unsere Seelen kommen und in die sie wieder heimgehen.
Das Wesentliche, so wie es uns das Steinbock-Zeichen klar machen will, wohnt nicht im Äusseren, sondern tief innen, im Herzen. Und an Weihnachten ist das Tor zum Herzen und zur Welt der Engel weit geöffnet.
So wie jedes astrologische Zeichen unauflöslich mit seinem Gegenüber im Tierkreis verbunden ist, so ist es auch der Steinbock mit dem Krebs. In der Sternenkonstellation Krebs findet sich die Sternensammlung „praesaepe“ = lateinisch Krippe, Stall.
Wie kaum sonst im Jahreskreis wird an Weihnachten deutlich, wie sehr die einander gegenüberliegenden Zeichen zusammengehören. Krebs als Mondzeichen zeigt uns die Weichheit und Verletzlichkeit des Kindes. Es braucht eine bergende saturnische Hülle, die es warm hält und schützt. Das Bild des Kindes in der Krippe bzw. das Kind im (auf dem) Schoss der Mutter Maria zeigt die Zeichen Krebs und Steinbock in tiefster Verbundenheit. Mond ist das Kind, Saturn die Mutter.
Im alten Symbol hiess der Steinbock noch Ziegenfisch und wurde dargestellt als Doppelwesen mit fischigem Unterleib, der seine Herkunft aus dem wässrigen Krebszeichen noch bildhaft anzeigt. Das Wasserelement ist Heimat und Urgrund der Seelen. Hier liegt der Ursprung dessen, was uns beseelt und unsere Gefühle bewegt. Schon in uralter Zeit wurde diese Verbindung von Erde und Wasser verehrt in der Symbolik der Schalensteine.
Im Mittelalter wurde sie bekannt als Thematik des Heiligen Grals: die steinerne Schale mit dem Wasser des Lebens, eine Analogie zum weiblichen Schoss der Schöpfung.
Das Bild des Kindes mit seiner göttlichen Mutter begegnet uns in den Weihnachtswochen überall. Im Krebszeichen ist sozusagen der Schoss der Familie, während der aufstrebende Steinbock zu den eigenen Lebenszielen hinstrebt.
Weltlich übersetzt geht es um das Thema von Familie und Karriere, Kind und Beruf. Wir leben in einer Welt, die beide Pole noch oft genug als unvereinbar definiert. Verbale Absichtsäusserungen wortstarker Politiker lassen deren konkrete Umsetzungen in der Praxis vermissen.
Ein neuer Bundesrat der Schweiz soll zwar gesagt haben, eine Frau, die Kinder erziehe, sei das Grösste, was unsere Gesellschaft bieten könne und diese Arbeit müsse gesellschaftliche Anerkennung bekommen. Er stellte sie sogar auf die gleiche Stufe wie eine Karriere in der Wirtschaft (!). Die Frage nach dem WIE bleibt jedoch unbeantwortet. Steinbock und Krebs zusammen würde die Familie ins Rampenlicht der Öffentlichkeit stellen.
Wir alle wissen zwar, dass in unserer Leistungsgesellschaft Anerkennung auf dem Geldweg ausgezahlt wird (siehe Wirtschaft). Doch seltsamerweise kann der genannte hochpositionierte Mann (und er ist nicht der einzige) diese Gedankenverbindung zu den Frauen noch nicht knüpfen.
Weltlich gesehen ist er sozusagen „top of Steinbock“, immerhin an höchster Stelle im Land. Auf verbal-theoretischer Ebene stellt er zwar den Bezug zum Gegenpol Krebs (Kinder, Familie) her, doch die Verankerung im konkreten Tatbeweis ist nicht vorhanden. So wie Maria als jungfräulich-unbefleckte Mutter des Jesuskindes galt, so scheinen die heutigen Mütter auf überirdische Art des Bezuges zum (niederen? jedenfalls machtvollen!) Geldwesen enthoben zu werden. Als ob es sie beschmutzen würde?...
Im solar-definierten Zodiak beginnt der Kreis mit Widder am Aszendenten (Sonnenaufgang). Weil das Horoskop nicht nach dem Jahreslauf, sondern gemäss dem Tageslauf der Sonne gezeichnet wird, kommt Steinbock zuoberst zu stehen und Krebs zuunterst. Diese Lagerung der Zeichen widerspiegelt sich in unserer Gesellschaft und wird patriarchal gewertet: Oben sind die (mehrheitlich) männlichen Führungsfiguren in Politik und Wirtschaft – unten ist die Familie, wo (mehrheitlich) Frauen für die Grundlage des Lebens sorgen. Mit ihren unbezahlten Leistungen aller Hausarbeiten unter-halten sie die Basis der Gesellschaft und ermöglichen es den Männern, sich zu profilieren. Es ist bekannt, dass viele berühmte Männer nur auf Kosten der unsichtbaren Kraftquelle ihrer Frauen in der Öffentlichkeit bekannt wurden. Was bliebe von diesen psychisch abhängigen Männern übrig, wenn ihnen diese (unbewusste) weibliche Energie entzogen würde?
Der neue Bundesrat erkennt nicht, dass Steinbock sich seiner Verantwortungspflicht für das Kollektiv (Krebs), zu dem auch die Kinder und Familien gehören, nicht entziehen dürfte. Nicht umsonst bilden Krebs und Steinbock im Horoskop auch die „politische Achse“. Hier zeigt sich schnell, wo die Macht sitzt. In der patriarchalen Trennungs-Philosophie wurden die Gegenpole strikte geschieden. Doch die Zukunft liegt in der Synthese der Pole, in der (Wieder-) Zusammenführung von Steinbock und Krebs.
Ihr seht, Astrologie kann auch ganz schön politisch sein! Und wer weiss, vielleicht geschehen diesbezüglich künftig ja noch Zeichen und Wunder im Schweizerland, so wie über dem Atlantik mit der aktuellen Präsidentenwahl in den USA!
Es ist kein Zufall, dass Barack Obama zu einer Zeit gewählt wird, wo Pluto, Planet der machtvollen Transformation, ins Zeichen Steinbock übertritt. Dies ist wahrlich wie der Gongschlag in eine neue Ära!
Sowohl in seiner Antrittsrede wie in den zahlreichen Pressekommentaren fand ich typische Steinbock-Sätze: „Unsere Kampagne wurde aufgebaut von hart arbeitenden Männern und Frauen“ – „Die Strasse vor uns ist lang, der Weg wird steil“ – „Die kommenden Jahre werden pragmatischer Natur sein“ – „Er sucht keine Visionäre, er braucht Leute, die seine Visionen ausführen können“ – Obama spricht von einem neuen Geist des Dienstes an der Allgemeinheit und einem Verantwortungsgefühl, „das jeden dazu bringt, sich einzusetzen, härter zu arbeiten und nicht (nur) für sich, sondern auch für Andere zu schauen“.
Obama verkörpert als politische Führungsfigur archetypische Qualitäten, er ist sozusagen „astrology life“ in perfekter Übereinstimmung mit der aktuellen „Sternenbühne“ am Himmel!
Hohe Ziele können nicht ohne Arbeit erreicht werden. Wer auf Kosten Anderer in die Höhe kommt, kann ebenso rasch wieder abstürzen (siehe Finanzwelt). Der Gipfel, den wir zu erklimmen haben auf unserem Lebensweg ist unsere persönliche Ver-voll-kommnung. Die eigene Fülle meines wahren göttlichen Selbst. Nicht umsonst ist die Rede vom legendären Füllhorn. Capricornus (Ziegenhorn) ist das cornu Copiae, Horn der Göttin der Fülle. Aus ihm flossen Nektar und Ambrosia, damit nährte Amaltheia, die kretische Ziegenamme, das göttliche Kind Zeus, Sohn der Rhea. Himmlische Nahrung für unsere Individuation zur Ganzheit.
Es ist in der Tat ein langer Weg, der uns alle steinböckischen Eigenschaften lehrt. Sein Planet Saturn ist der Hüter der Schwelle, der uns das Gütesiegel erst verleiht, wenn wir die Tests erfolgreich bestanden haben. Da muss ich auch alleine geradestehen können. Im Kosmos gibt es keine Mogeleien. Steinbock hat die Aufgabe, „oben im Gebirge“ seinen eigenen Pfad zu gehen und die „Kristalle“, die er dort findet, ins Kollektiv zu tragen. Eine Steinböckin muss die Einsamkeit meistern können, wenn sie Verantwortung für das eigene Leben und das einer Gemeinschaft tragen will.
Steinbock als Zeichen der Individuation (Individuum = lateinisch „das Unteilbare“) setzt zur Wintersonnenwende die Botschaft von Ganzheit und Heilung in die Welt (englisch whole = ganz, heil; holy = heilig). Das Untrennbare wurde vom Patriarchat mit Gewalt äusserlich (ab)gespalten. Im „Unter-Bewusstsein“ drängen jedoch die Energien wieder zueinander; in der Tiefe sind sie eins. In Wirklichkeit lassen sie sich nicht teilen. Wie weit wir kommen auf diesem (Bewusstseins-)Weg, hängt von uns ab. Wir haben einen freien Willen und treffen unsere Entscheidungen.
Auftrieb empfangen wir dabei vom Zeichen Krebs und seinem Planeten Mond: wie geht es mir gefühlsmässig? Bekomme ich emotionale Unterstützung von meinem Umfeld? Leistungsstreber, die ihre Gefühle abspalten, landen in der Einsamkeit. Für ein gesundes Wachstum ist die lunare Empfängnisfähigkeit des Krebses Voraussetzung. Wer vergessen hat, wie das geht, kann von den Kindern lernen.
Weihnachten ist traditionsgemäss das Fest der Familie (Krebs) und weckt Erinnerungen an die Kindheit. Viele Leute feiern das Fest eigentlich nur noch „den Kindern zuliebe“. Man kommt manchmal nur noch unter Pflichtdruck (Saturn) zusammen und die emotionalen Erwartungen (Mond) sind gross. Das Kind (Mond) mit seiner Mutter steht im Zentrum der Weihnachtsthematik. Es wirft Fragen auf: Wie stand es um meine eigene Geburt? War ich willkommen und geborgen? Oder Kälte, Bedrohung, Verfolgung ausgesetzt? Wie war das „Klima“ in meiner „Krippe“? Es kann sein, dass wir aus verschiedenen Gründen in unserer biografischen Kindheit Ablehnung, Stress oder Schmerz erfuhren. Wie alt an Jahren wir heute auch sind, dieses Kind von damals ist noch in uns vorhanden. Wie fühlt es sich in mir? Gebe ich ihm eine Daseinsberechtigung?
Die Weihnachtszeit ist eine Einladung, unserem inneren Kind erneut die Lebenserlaubnis zuzusprechen. Kinder sind Gefühlswesen, davor hat der patriarchale Steinbock manchmal Angst. Wenn er seinen Krebs in die Niederungen verbannt, kann er zum strengen, „gefühllosen“ Zuchtmeister werden, der Kinder von sich stösst und emotionale Regungen strikte unter Kontrolle hält. Pokerface. Schliesslich sind wir erwachsen! Wenn Steinbock den weichen Fluss der Gefühle (Krebs = Wasser) nicht mehr zulässt, kann er zu Härte erstarren wie eine steif gefrorene Januarlandschaft. – Wenn der gereifte Steinbock jedoch seinen Krebs integriert, wird er zur weisen Lehrmeisterin, die ihre Elternrolle im besten Sinne erfüllt und wie Jesus sprechen kann: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“ - Mit so einem Steinbock in unserem Horoskop können wir als Erwachsene selber die Verantwortung für dieses Kind (Mond) und seine Bedürfnisse übernehmen. Nehmen wir es an die Hand und gehen mit ihm liebevoll ins neue Jahr. Wir können beide Seiten in uns vereinigen.
So wie wir die drei Zeichen der Göttin 20 C+M+B 09 über unsere Haustüren schreiben als Segnung dieses Übergangs in eine neue Zeit, so will uns auch der Name des Monats Januar an das grosse Lebenstor erinnern, aus dem wir einst diese Welt betraten und durch welches wir sie dereinst wieder verlassen werden.
Der römische Gott Janus mit seinen zwei Köpfen war der Gott jedes Eingangs und Ausgangs. Und wie meist, wenn wir nach den Ursprüngen suchen, wird es auch hier weiblich: Das lateinische Wort ianua (Haustor, Öffnung) ist verwandt mit dem altindischen YONI. Und lange vor (dem vermännlichten) Janus war es die altrömische Mondgöttin JUNO und ihre Pforte des Lebens, welche am Eingang ins Neue Jahr geehrt wurde.
Vor ihr war es die etruskische UNI, welche im Raum der Zeiten zurück und voraus schauen konnte. Sie will uns stets daran erinnern an die All-EIN-heit allen Lebens im UNI-versum.
Steinbock und Krebs markieren die höchste und tiefste Qualität im Jahreskreis. Es sind Gegenpole, die einander gegenseitig spiegeln: Winter und Sommer, Mitternacht und Mittag, Norden und Süden. Besonders in der Vollmondnacht vom 11.1.2009 ist das Zusammenspiel dieser Kräfte am Himmel und im Horoskop abgebildet. Zusammen bilden sie eine Einheit und ihre Verbindung trägt die Botschaft „Wie oben so unten“, „Wie im Himmel so auf Erden“.
Im Horoskop bilden sie die grosse Vertikale im Bild, die „Wachstumsachse“, den Individuationsweg des Menschen. Im Schamanismus bilden sie den Lebensbaum, die lebendige Verbindung zwischen Erde und Himmel, den Paradiesbaum, die Axis Mundi, die Weltenachse, die Himmelsleiter. Die Säulen griechischer Tempel und gotischer Kathedralen.
Wie auch immer wir diesen Weg zwischen den Welten des Unten und des Oben nennen wollen. Jeder Baum zeigt uns diese Aufrichtekraft zwischen Wurzeln und Krone. Und ganz besonders natürlich der Weihnachtsbaum.
Die Axis Mundi, die Weltenachse ist die Verlängerung der Erdachse in den Weltraum. Heute zeigt sie (fast) genau auf den Polarstern im Norden. Auf einem rotierenden System, so wie es unsere Erde darstellt, ist es der einzige Ort, der gleichsam in sich ruhend an seiner Stelle bleibt. Das Zentrum. An ihm können wir uns orientieren. Alles rundherum dreht sich, nur hier ist es still. Im Horoskop ist es als die zentrierende Achse in der Mitte markiert. Hast du diesen Ort in dir schon gefunden, liebe Leserin? An Weihnachten scheint die Zeit in der Natur still zu stehen. Es schlägt Mitternacht im Jahreskreis. An manchen Orten werden noch Mitternachtsgottesdienste gefeiert. Bei 0° Steinbock wird ein neuer Zyklus geboren (analog zum Neumond). Der Tag beginnt mitten in der Nacht. Hier ist die Geburt der Hoffnung! Das Sonnenkind beginnt seine Reise in ein neues Jahr (manche Völker zählten die Lebensjahre in Anzahl Wintern).
Steinbock, das ist, wie wenn du ganz früh am Morgen, im Nachtdunkel, aufbrichst zu einer langen Bergtour. Mit klarer Entschlossenheit, das hohe Ziel (der „21. Juni“) innerlich vor Augen, die Schritte fest und ruhig. Die Wanderung wird weit sein, die Kräfte werden eingeteilt, sie müssen reichen für den ganzen Tag. Du gehst beständig, wie ein Mantra, Schritt für Schritt, Tag für Tag. Du freust dich schon auf den Sonnenaufgang. Es ist diese „bergige“ Aufbruchstimmung, die in der Qualität dieses Zeichens steckt. Und da jetzt zugleich der mächtige Planet Pluto soeben erst in den Steinbock eingetreten ist, markiert diese Wintersonnenwende den Beginn eines 248 Jahre dauernden Zyklus. Und, wer weiss, vielleicht sogar noch viel grösserer Zyklen, über die hier zu schreiben den Rahmen sprengen würde. In mehrfacher Hinsicht stehen wir auf einer grossen Schwelle. Da werden machtvolle Weichen gestellt für eine neue Zeit!
Mein persönlicher Ort dieser Verbindung von Steinbock und Krebs, oben und unten, ist Scuol im Unterengadin im Steinbockland Graubünden. Von Anfang an war ich verzaubert von den alten Häusern hier, bemalt mit den magisch-kosmischen Symbolen. Der Name Scuol bedeutet „hoher Fels“ und kennzeichnet den aufragenden Vorsprung über der schlangengleich fliessenden Inn, wo sich heute die alte Kirche erhebt. Gemäss den Forschungen von Kurt Derungs stammt der Name Inn ursprünglich von ANA, der grossen göttlichen Urmutter (Krebs). Schon an dieser, wohl schon seit Urzeiten spirituellen Stätte, zeigt sich greifbar die Verbindung der beiden Pole. Zudem entspringen in der Region Scuol aufgrund einer einzigartigen geologischen Formation über zwanzig verschiedene Mineralquellen aus der Erde. Sie fliessen aus den Brunnen im Dorf und dienen seit jeher zu Trink- und Heilkuren. Im wunderbaren Bad Scuol kann die von den Anforderungen des Berufslebens gestresste Steinböckin entspannen und sich in den warmen Wassern erholen. Schwerelos wie der Fötus in der Gebärmutter kann sie hier Druck lösen und gleichzeitig den Blick zu den hohen Bergen scheifen lassen, die zu sommerlichen Gipfeltouren locken. Scuol vereinigt in seiner Natur in urtümlicher Weise die beiden Pole von Steinbock und Krebs, gleichsam wie ein Weihnachtsbaum. Und wer Scuol zur Mittwinterzeit besucht, kann die örtliche mit der zeitlichen Qualität vereinigen zu einem ganz besonderen Erlebnis. Der Symbolik des Lebensbaumes begegnet man hier auf Schritt und Tritt, bei Sgraffitoritzungen an Häusern, Bäumchen auf Brunnen oder im märchenhaften Baum an der Frontseite der Chasa Sofia.
Der Christbaum ist ein greifbares wunderbares Zeichen für die grosse Wahrheit der Verbindung. Schon auf jahrtausendealten Felszeichnungen und Steinritzungen wurde dieses Symbol dargestellt. In allen Kulturen finden wir den Lebensbaum, vom fernen Sibirien bis nach Südamerika. Nicht nur im Christentum wird er auch als Kreuz dargestellt! Als würdevoller Tannenbaum, dessen grüne Blätter nie verwelken (zumindest im Wald nicht, und wenn nicht zuviel saurer Regen auf ihn fällt), verkündet er die Grünkraft des ewigen Lebens.
Das Kreisen der Säfte hinauf und hinunter. Er wächst langsam von unten nach oben und wird von oben her beschenkt. Im Glanz der Lichter ist er eine der schönsten Meditationsanregungen für uns Menschen. Seine Gestalt ist uns so ähnlich, dass wir uns selber als Lichterbaum visualisieren können, als lebende aufrechte (aufrichtige) Verbindung zwischen Erde und Himmel. So wie die Astrologie selber die Vermittlung herstellt zwischen Sternenwelten und Erdennatur. Im grunde ist alles eins. Drum lasst uns die Dunkelheit würdigen und entzündet ein Licht in der Dunkelheit! Es ist ein Akt des freien Willens und verändert die Welt, innen und aussen. In diesem Sinne wünsche ich allen LeserInnen der OCH lichtvolle Feiertage, verbunden mit den allerbesten Wünsche für das Neue Jahr!
21.12.08 – 19.1.09 | Sonne in Steinbock | |
27.12./00.57 Uhr – 29.12.08/13.44 Uhr | Mond in Steinbock (Neumond am 27.12.) | |
noch bis am 2.1.09 (wird rückläufig am 12.1.09) |
Merkur in Steinbock | |
ab dem 28.12.08 |
Mars in Steinbock (bis Februar 09) | |
noch bis 6.1.09 |
Jupiter in Steinbock | |
seit dem 27.11.08 |
Pluto in Steinbock (bis 2024) | |
ab dem 4.1.09 |
Lilith in Steinbock (bis Okt 09) |