Im Zeichen des Stiers
20. April bis 20. Mai

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Europa reitet den Mondstier.
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Venus von Laussel mit dem Mondhorn-Croissant in ihrer Hand.

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Für viele gehört die Stierzeit zur schönsten des ganzen Jahres! Nach dem diesjährigen langen Winter geniessen wir wohl mit mehr Bewusstsein das neue Aufblühen der gesamten Natur. Alles öffnet sich, erblüht, verströmt seinen frischen Duft und seine leuchtenden Farben!

 

Patricia Ertl

15:05:2012

 

Wonnezeit

In den Stierwochen schwelgt die Natur in ihrer vollen Schönheit! Der Frühling ist ins Land gezogen mit seiner ganzen Pracht. Die Bäume kleiden sich in strahlendes Weiss wie Bräute für die Hochzeit. Die letzten noch geschlossenen Knospen öffnen sich dem Licht. Das Leben hält Einzug und befruchtet die Erde. Sie, die uns trägt und nährt. Ohne sie könnten wir als Menschen nicht existieren. Darum wird sie „Mutter Erde“ genannt, das Land der Völker, unser Lebensraum in der Natur. In der Stierzeit bringt sie das Leben zum Erblühen, in der Skorpionzeit (180° gegenüber) nimmt sie es wieder zu sich herein.


Erdzeichen

Stier ist ein Erdzeichen. Sozusagen die fruchtbare Ackerscholle mit ihrem ganzen Reichtum. Sie verspricht Wachstum, Vermehrung, Fülle und dereinst reiche Ernte. Sie ist unser Potenzial, das handfeste Material zur Formung unserer Ideen und Ideale. Stier ist die Ruhe in Person und lässt sich nicht hetzen: ein gesundes Gegengewicht zum atemraubenden Tempo unserer Zeit. Erde ist von Natur aus passiv und schwer, aber voller Lebenskraft. Sie wartet geduldig auf die Impulse von Licht und Wärme und Feuchtigkeit, dann beginnt sie zu keimen und zu sprossen. Und so ist es auch mit uns, mit uns inkarnierten Seelen in einem Körper in der Welt der Materie. Die Erde gibt uns Form und Beständigkeit. Um gesund zu bleiben, braucht sie die Verbindung mit den anderen Elementen, insbesondere dem Wasser. Wenn sie übergewichtig wird und wir sie gar als unseren Besitz betrachten, können wir eng und gierig werden. Die Folgen sind bekannt. Wie bei jedem Zeichen und jedem Element, entscheiden wir selber über dessen Licht- und Schattenseiten.


Stempel des Patriarchats

Wir alle wissen, dass die Erde im Zeitalter des Patriarchats keinen leichten Stand hatte. Sie wurde als weiblich definiert (Mutter Erde) und entsprechend abgewertet und geschändet. Ausgebeutet bis zum geht-nicht-mehr. Bodenschätze geplündert, Urwälder abgeholzt, Wüsten verbreitet, Böden vergiftet, Pflanzen und Tiere ausgerottet, fruchtbares Land zubetoniert. Analog zu den Körpern der Frauen. Materie galt als Feind des Geistes. Sie musste mit Gewalt untergekriegt werden. Man musste sie besiegen, bezwingen, kasteien. Ihr Platz war ganz unten. Ihre Inhalte wurden abgewertet und ins Unterbewusstsein abgespalten. Oft genug auf die Frauen projiziert. Sinnenfreude und jede leibliche Lust waren des Teufels. Frauen, die sich Erotik erlaubten, wurden zur Hexe gestempelt. Aber auch Männer litten und leiden darunter. Durch alle Kulturen hindurch war es üblich, dass Männer sich selber Schmerzen zufügten (bis zur Selbstzerstörung), um zu beweisen, dass ihr Geist über den Körper triumphierte. Solche Rituale galten als hochgeistig und waren in den Religionen sehr heilig. Sogar Kriege wurden „geheiligt“ und Massenmorde „im Namen Gottes“ verübt.


Andere Überlegungen

Vergewaltigung der Erde war das Leitprinzip des Patriarchats: Geist = oben - Materie = unten! Diese Trennung wurde durchgehend auf alle Ebenen angewandt und entsprechend bewertet. Oben = gut, unten = böse.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass keines der Tierkreiszeichen tiefer- oder höherwertig ist als ein anderes. Der Tierkreis ist ein Kreis bzw. eine Spirale und seine Philosophie ist zirkulär. Im Gegensatz dazu steht das linear-hierarchische Denken der patriarchalen Philosophie, welche das OBEN als über dem UNTEN stehend wertet. In der Astrologie gilt jedoch „wie oben – so unten“, „wie im Himmel – so auf der Erde“: Jedes der 12 Zeichen hat seine Höhe und seine Tiefe. Es gibt wohl einen Entwicklungsweg im Tierkreis, aber keine besser-schlechter-Wertung. Jedes Zeichen ist Zugang, Tor und Weg zur Mitte.


Den Stier bezwingen

Es kann nicht darum gehen, den Stier (Körper, Materie, Natur) zu bekämpfen, zu besiegen, zu bezwingen; das ist Vokabular patriarchalen Denkens und heute leider noch immer weit verbreitet, sogar unter sehr gebildeten Menschen. Was es konkret heisst, sehen wir noch drastisch in den brutalen Stierkämpfen Spaniens. Der Stier hat keine Chance gegen das todbringende Schwert des Matadors. In der Mythologie finden wir die Vorläufer dieser Grausamkeit: die griechisch-patriarchalen Helden Herakles und Theseus kämpften schon gegen den Stier und der persische Sonnengott Mithras wird als Stiertöter dargestellt. Der Stier und sein Blut haben eine sehr lange Geschichte. Stier ist ein UR-Symbol, das wir schon in den Höhlen der Altsteinzeit finden. Wir müssen darum unterscheiden zwischen dem ursprünglichen sakralen Stieropferritual und der nachfolgenden Massenschlächterei wie z.B. der Ausrottung der Bisonherden bei der Eroberung Amerikas. Auch die Indianer töteten Büffel, aber sie taten es zum Erhalt des Lebens und achteten ihn als das heiligste ihrer Tiere. Er symbolisierte die umfassenden Lebenskräfte des ganzen Universums.


Stieropfer

Obwohl wir aus der kretisch-minoischen Kultur Darstellungen gewaltfreier Stierspiele kennen (wie sie ähnlich auch in Portugal üblich sind), können wir davon ausgehen, dass auch dort der Stier sein Blut lassen musste für sakrale Rituale. Das Leben fordert Opfer, sozusagen unser Herzblut. Im ursprünglichen Sinne waren die Opfertiere aber sakrale Wesen, erfüllt von göttlicher Kraft. Der Stier war heiliges Tier der Göttin, zutiefst verbunden mit den zyklischen Rhythmen von Himmel und Erde. Die Göttin bringt das irdische Leben hervor und nimmt es wieder zu sich. Dieses Verständnis spiegelt sich in der zunehmenden und abnehmenden Mondsichel. Sowohl in Kreta wie in der anatolischen Kultur von Catal Hüyük (ca. 7000 bis 1200 v. Chr.) war die Stier-Symbolik überall gegenwärtig. Interessanterweise fällt in jene Zeit auch die Periode, in welcher der Frühlingspunkt durch die Konstellation Stier lief (ca. 4500 – 1900 v.Chr.).


Liebe und ihre Opfer

Ein Opfer (Skorpion) ist aber nur etwas wert, wenn es in Liebe und Freiheit dargebracht wird. Hass, Angst oder Abhängigkeit werden kaum Gutes bewirken. Das schönste Beispiel finde ich dafür in Jesus Christus, der seinen Leib freiwillig aus Liebe zu den Menschen opferte. Erlösung findet nicht durch Bezwingen statt, sondern durch Liebe. Doch solche Opfer wollen recht verstanden werden. Zu schnell werden sie von Machthabern (und das kann jeder Ausbeuter sein) falsch verstanden und missbraucht. Opfer erfordern Weisheit. Sonst wirken sie destruktiv. Die Energien, die sie hervorbrachten, werden sie auch wieder hervorrufen! Entsprechend müssen astrologische Zeichen und ihre Deutung im historisch-sozialen Kontext gesehen werden. Hier kann die Philosophie der matriarchalen Religionen grundlegende Impulse geben für die Entwicklung und Rettung der Menschheit aus den destruktiven Folgen der patriarchalen Naturbekämpfung. Lange genug wurde die Materie (Leiblichkeit, Frau) abgewertet und ihre angebliche Sündhaftigkeit mit Gewalt unterdrückt. Was wir abwerten, können wir nicht lieben, das gilt in jeder Beziehung. Materie „erlösen“ heisst sie lieben und durchlichten. Schliesslich ist Stier ein Venus-Zeichen, der Göttin von Liebe, Frieden und Schönheit gewidmet.


Den Stier reiten

Der Unterschied der Philosophien und ihres Umgangs mit dem „Tier“ und der Materie ist anschaulich dargestellt in bildlichen Darstellungen alter Kunst: Während patriarchale Sonnenhelden (wie z.B. Theseus im Labyrinth von Knossos oder Herakles) die „Bestien“ gewaltsam bekämpfen bis auf den Tod, so reitet die Göttin der matriarchalen Kulturen auf ihnen. Sie lenkt das starke Tier unter ihr mit sanfter Hand. Die moderne Reiterei findet übrigens seit jüngster Zeit wieder zurück zu dieser Haltung. Die Göttin/Frau auf dem Stier meistert die geballte Kraft des Irdischen. Dafür braucht es keine Muskelkraft, sondern Weisheit. Das Bild der auf dem weissen Mondstier reitenden Göttin Europa stammt noch aus matriachaler Zeit, wohingegen die Interpretation dieses Bildes im griechischen Mythos als gewaltsame Entführung bereits die patriarchale Sicht verrät. – Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu sagen, was aber den Rahmen hier sprengen würde.


Den Mond in der Hand

Denkt nicht, dass es solch weisse Stiere nur auf Kreta gab! Wir finden ihn auch mitten in der Urschweizer Sagenwelt als Uri-Stier, der sich von einer zarten Jungfrau führen lässt. Ganz locker, an einem feinen Band. Praktisch dasselbe Bild wie im Gilgamesch-Epos, wo Ishtar/Inanna den gewaltigen Himmelsstier nach Uruk führt (wo er vom patriarchalen Helden Gilgamesch, dem ersten schriftlich überlieferten Matador, mit dem Schwert getötet wird; ein Drama aus der Übergangszeit von Matriarchat zu Patriarchat). Aber dasselbe weibliche Ur-Motiv schon vor 20'000 Jahren in den steinzeitlichen Höhlenmalereien, als bereits die „Venus von Laussel“ das Horn des Stieres (mit 13 eingeritzten Kerben) in ihrer Hand hielt, gewissermassen als „Herrin des Mondes“, die dessen Energien lenkt und steuert. Sie ist ihm nicht ausgeliefert (so wie im patriarchalen Mythos), sondern sie führt ihn. Sie hat den Mond im Griff (freie Assoziationen dazu sind erlaubt!).


Der abgetrennte Stier

Das Patriarchat hat die Ganzheit des (Tier-)Kreises zerrissen und ursprüngliche Verbundenheiten mit Gewalt getrennt. Die Göttin wurde vom Stier gestürzt. Keine Weisheit mehr, die ihn lenkt. Dadurch wurde er destruktiv. Es entstanden Einseitigkeiten, die in ihrer Isoliertheit tatsächlich krank sind und krank machen. Denn jedes Zeichen bildet mit seinem gegenüberliegenden Zeichen eine energetische Verbundenheit. So auch Stier und Skorpion. Wenn die beiden im Gleichgewicht miteinander sind und harmonisch eingebunden ins Ganze, kann nichts schief gehen. Ein abgetrennter Stier hingegen ist sozusagen kastriert, seine Fruchtbarkeit ist von ihm abgeschnitten. Er kann in seinen „Untenpol“ fallen und dort in Materialismus, Trägheit und Schwere haften bleiben. Das wird aber erst dann zum Problem, wenn wir bei ihm hängen bleiben und nicht mehr loslassen (= Skorpion) können. Übermässige Haftung an die Materie bindet die Seele, macht krank und führt letztlich zum Tod (dem Skorpion kann niemand entgehen).


Stier mit Flügeln

Das Patriarchat mit seiner Trennungspolitik („divide et impera“) trieb die Spaltung von Geist und Materie auf die Spitze und führte zu einer gewaltigen Verachtung alles Leiblich-Irdischen (inkl. Frau) mit dem vermeintlich-göttlichen Auftrag, die Erde „unter-tan“ machen und sie beherrschen zu müssen. Heute ist die Zeit gekommen, diese Irrungen endlich zu verlassen und für die Zukunft neu zu denken. Obwohl Stier das irdischste aller Zeichen ist, stellt er in der Darstellung des geflügelten Stieres (siehe Evangelist Lukas) gleichzeitig auch ein geistiges Prinzip dar, eine himmlische Kraft: Unsere Fähigkeit, Nahrung aufzunehmen und Substanzen zu assimilieren, kann sich auch auf „geistigen Stoff“ beziehen. Geistiges aufnehmen, wiederkäuen, verdauen, verkörpern und das nicht Brauchbare wieder ausscheiden (= Gegenzeichen Skorpion). In diesem Sinne ist Stier die Fähigkeit zur Inkarnation der Seele. Die patriarchale Welt verkennt in ihren technokratischen Forschungen total, dass jeder Materie der Geist inne-wohnt.


Geschenke des Stiers

Den Stier gibt es nicht ohne Grund im Kreis der Zwölf. Er schenkt uns die Fähigkeit, uns mit der Materie zu verbinden und sie zu assimilieren (z.B. essen). Ohne Stier könnten wir körperlich nicht inkarnieren, es gäbe keine Erde, ein Dasein als körperliche Menschen wäre nicht möglich. Unsere Aussöhnung damit ist eine grosse Aufgabe! - Stier gibt uns die Fähigkeit, die irdischen Dinge in uns aufzunehmen und zu verdauen. Das ist nicht nur auf der physischen Ebene nötig, sondern auch auf der psychischen. Ohne Stier hätten wir keine Bodenhaftung, kein Realitätsbewusstsein, keinen Körperbezug und wären allesamt magersüchtig. Stier ist die Lebensfähigkeit in der Materie. Wer ihn als solche nicht akzeptieren kann und ihn einfach verdrängt oder gar bekämpft, wird wohl vergeblich die Erlösung im Licht oben erhoffen. Stier macht uns die Materie schmackhaft durch Genussfähigkeit und sinnliche Schönheit. Ich bin überzeugt, dass wir erst dann „in den Himmel kommen“, wenn wir zuvor aus ganzem Herzen (wieder) gelernt haben, den „Stier zu umarmen“ und ihn liebevoll zu reiten und ihn mit Sophia (Weisheit) zu lenken.


Der Gehörnte

In den Kontext von Fülle und Genuss gehört natürlich auch die Erotik. Sie wurde in den matriarchalen Kulturen ohne Scham und Sünde gelebt. Die gehörnten Götter waren noch tief verbunden mit den Qualitäten des Mondes und des Wassers, demgemäss galt auch der Mond recht oft als männliches Wesen, ganz im Gegensatz zur Definition in patriarchalen Zeiten. Ursprünglich war das Mondhorn das cornu copiae, das Füllhorn der Göttin. Aus ihm entsprang ihre Fruchtbarkeit mit dem Überfluss des Lebens. Durch die uralte Verbindung von Mond und Stier war es aber auch mit dem Männlichen verbunden, z.B. in Gestalt des griechischen Fluss- und Stiergottes Acheloos. Als ihm Herakles im Kampf eines seiner Hörner abbrach, wurde es zum Füllhorn. Doch der Götter mit Mondhörnern sind viele, meistens waren sie Söhne der Himmlischen Jungfrau und traten auf in Gestalt weisser Stiere. So z.B. der Mondgott Sin (von ihm der Name Sinai), der biblische EL (im Namen Isra-EL, er war identisch mit Jahweh), der kretische Minos, der hinduistische Shiva in Gestalt von Nandi, der ägyptische Apis und Osiris, der griechische Dionysos und Zeus und viele andere mehr.


Liebe zur Erde

Wie alle Erdzeichen beinhaltet Stier die Lektionen des Umgangs mit der Materie und damit auch unserer Selbst als inkarnierte Wesen mit unserer Leiblichkeit. Es geht nicht darum, unseren Körper zu bezwingen oder gar zu töten auf der Suche nach einem leichteren oder geistigeren Leben. Gewalt ist niemals eine Lösung.
Vielmehr kommt es darauf an, unsere irdische Existenz zu akzeptieren, weise mit ihr umzugehen, Freude darin zu entdecken, als höchstes Ziel die Liebe. Körperlichkeit ist eine Station auf dem Weg, die uns sehr viel Bewusstsein lehren kann. Weder Kampf gegen die Materie noch ihre Vernichtung oder Flucht vor ihr bringen uns weiter, sondern die Annahme der stierischen Schwere mit ihren wertvollen Lerninhalten. Wenn wir uns einlassen auf unsere Inkarnation, sie verstehen und handhaben lernen, sie segensreich nutzen, dann erst werden wir frei. Wenn wir haften bleiben, stecken wir fest. Wenn wir uns mit Hilfe des Gegenzeichens Skorpion zur rechten Zeit wieder lösen, entwickeln wir uns weiter.


Stier und Skorpion

Sinnigerweise waren in Kreta Stier und Labyrinth aufs engste miteinander verknüpft. Die schlangengleichen Windungen des Labyrinths verkörpern die Symbolik des Zeichens Skorpion bzw. Schlange. Der Weg des Geistes in die Materie hinein und wieder heraus. Dieser Weg durch das Tor (manchmal wird Skorpion als Vulva dargestellt) soll in Liebe beschritten werden. Hass und Gewalt auf der Stierseite rufen immer die Schattenseiten des Skorpion hervor, die Angst vor dem Tod und die Strasse der äusseren und inneren Zerstörung, letztlich seiner selbst. Um unsere Lektionen zu lernen, führen uns beide Zeichen in die Tiefe. Erst wenn wir dort das Wesentliche verstanden haben, nimmt uns der skorpionische Adler der Transformation (Vogel Phönix) mit zu „höheren Sphären“. Unseren persönlichen Prüfungen können wir nicht ausweichen. Vermeintliche Abkürzungen stellen sich dabei als Verlängerungen des Weges heraus. Es lohnt sich darum, „den Stier bei den Hörnern zu packen“ (so wie auf den kretischen Wandgemälden) und seine Herausforderungen anzunehmen.


Erdbezug und Bodenhaftung

Manchen Esoterikern, patriarchalen Philosophen und Theologen würde ich wieder etwas mehr Stier-Qualität wünschen, generell den Männern. Und den Frauen erst recht, denn gerade sie brauchen wieder die Fähigkeit einer liebevollen Beziehung zu ihrem Körper, auf ihn zu hören und seine Botschaften zu würdigen. Und bei aller Spiritualität das irdische Dasein zu geniessen, wo immer möglich. In diesem Zusammenhang empfehle ich gerne das Buch „Eat, pray and love“ von Elizabeth Gilbert (= gut geeignet zur Rehabilitation des Stiers). Diese umfassende Ganzheitlichkeit finde ich wieder im (Tier-)Kreis und, dreidimensional, in der runden Gestalt der Erde. Ich vermute, das Wissen um die Kugelgestalt der Erde war schon vor Jahrtausenden bekannt. Das Symbol der „Urkugel“ ist so alt wie die Menschheit. Überall finden wir sie in der Hand der Göttin (z.B. als „Apfel“), auch in der Hand des kleinen Jesus (wo der Mann noch Kind ist).


Himmlische Milch

Wo ein Stier ist, muss auch eine Kuh sein. Das war schon immer so. Schliesslich war der gehörnte Stiergott stets ein Sohn seiner Mutter. Am Anfang aller Dinge stand die Himmelskuh, die Schöpferin des Universums. Aus ihrem Euter entsprangen die lebenspendenden Milchströme und somit die Milchstrasse und alle Galaxien (von griech. Gala = Milch). Aus der gerinnenden göttlichen Milch entstanden alle Sterne. Die Göttin in Gestalt der Sternenkuh trug viele Namen: Galatea, Hera (sprachlich verwandt mit Eva und mit der irischen Lady Eire), Hathor, Io, Europa, Nut, Neit, Anat (die Vorfahrinnen der griech. Athene), Isis, Leto (vgl. ital. Latte = Milch), Al-Lat (später vermännlicht zu Allah), die indische Tara (= Stern), die keltische Bovinda, und viele weitere mehr. Sie war die Mutter des Stiersohnes und die Geliebte des Stiermannes. Im Christentum sind die Spuren des Gehörnten noch versteckt erhalten in den zahllosen Abbildungen der Maria, stehend oder thronend auf dem Mond bzw. auf den Mondhörnern des himmlischen Stiers (der im Bild natürlich zum Verschwinden gebracht wurde, mit Gruss vom Skorpion!).

 Im Laufe des Patriarchats ist die heilige Kuhgöttin, Mutter des Lebens, so ziemlich im Dreck gelandet. Auch wenn sie im modernen Indien noch verehrt wird, muss sie ihr heruntergekommenes Dasein jämmerlich abgemagert auf Betonstrassen zwischen Abgasen und Verkehrslärm fristen. Die heutige Degeneration verlangt es sogar, Kühe ohne Hörner zu züchten. Wie gut zu wissen, dass die steinzeitliche Venus von Laussel die zukünftigen Generationen noch lange (wieder) daran erinnern wird, dass Kuh und Stier einst Hörner trugen!


Leben in ganzer Fülle

Wir alle sind ganzer Tierkreis. Die Ganzheit und Voll-kommen-heit ist unser Ziel.
Englisch Whole (ganz) und holy (heilig) sind verwandte Wörter. Die zwölf Stationen auf dem Kreis haben alle ihre eigene Berechtigung. Der Umgang mit der Materie ist eine Bewusstseinsschulung höchsten Grades, wenn wir lernen, den Stier zu reiten. Er war früher das heilige Tier der Göttin. Es ist unsere freie Wahl, wie wir mit ihm umgehen. Verachtet nicht die „Instinkte“ eures Körpers! Das „Tier in euch“ ist oft gescheiter als euer Kopf! Achtet auf die Weisheit eures Körpers, denn er wird euch nie belügen. Wenn ihr ihn gut behandelt, gibt er euch die Kraft zu leben und schenkt euch Lust und Wohlgefühl. Er sendet ständig Botschaften zur Gesundheit von Leib und Seele. Die Schule der Erde will uns zu Weisheit und Erleuchtung führen. Bei den Lakota-Indianern war es die weisse Büffelfrau, die dem Volk alle Weisheit brachte, alle wichtigen Zeremonien und die heilige Pfeife, als stete Erinnerung an die kosmischen Gesetze, den Frieden und die Verwandtschaft aller Wesen.


Feste der Fülle

Natürlich spiegeln uns die Bräuche und Feste im Jahreskreis diesen Reichtum an Bedeutung auch heute noch, sofern wir uns innerlich damit verbinden. Der Monat April war der Göttin Aphrodite gewidmet, der Monat Mai mit seinem Beltane-Fest zu Beginn der Göttin Maia. Sie war die Älteste der sieben Plejaden und tanzende Bewegerin des Universums. Ihr Name findet sich in den Völkern rund um den Erdball, von den  Mayas in Mittelamerika über Skandivanien bis nach Indien. Das Patriarchat dämonisierte sie zur Hexe, die es in der Walpurgisnacht mit dem (gehörnten!) Teufel treibt. Der Stier-Mond in seiner Fülle markiert das grosse Wesak-Fest, die heiligsten Tage im buddhistischen Kalender, die Feier der Geburt Buddhas (der Erleuchtete, Sohn der Göttin Maya). Und schliesslich ist im Mai auch Muttertag, der zurückgeführt wird auf die Verehrung der grossen Urmutter Rhea und uns erinnert an die matriarchalen Wurzeln der Menschheit.


Zeichen der Venus

Stier ist das Zeichen der Venus, und jede Frau hat einen Stier und eine Venus in ihrem Horoskop. Dort ist ein fruchtbares Feld zu erkunden. In diesem Sinne, liebe Frauen, geniesst diese Zeit und euren Körper und die Schönheit des Lebens! Feiert eure Sinnlichkeit, rund und freudig. Nehmt zum Zmorge ein Croissant (= Mondhorn) in die Hand oder gönnt euch ein feines Essen in der „Blinden Kuh“ in Zürich. Nehmt die Schönheit in euch auf, damit sie euch an Körper und Seele nähre. Nehmt euch genügend Raum, um eure Be-gabungen (die Gaben der Göttin) zu entfalten. Grenzt euch ab gegen schädliche Eindringlinge, die eure Energie rauben wollen. Wertet euch und Andere auf. Tut euch Gutes, das geht auch ohne viel Geld. Ein Bad mit Duftessenz, ein blumiges Massageöl, vielleicht sogar ein sinnlicher Liebhaber… Sucht und findet die Fülle im Leben!

 

Planeten im Stier-Monat:
20.4.2009 – 20.5.2009                             Sonne in Stier
24.4./20.47 Uhr – 26.4.09/23.03 Uhr     Mond in Stier
noch bis 30.4.09                                        Merkur in Stier
dann, aufgrund seiner Rückläufigkeit (ab 7.5.-31.5.09),
erneut vom 14.5.-14.6.09.


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