„Tod eines Handlungsreisenden“ im Theater St. Gallen

26:04:2013

Kulturtipp

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Tod eines Handlungsreisenden. Szenenfoto.
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Ein packendes Ensemble auf der Bühne im Theater Sankt Gallen.

„Die Rolle der Linda Loman ist mir bisher nicht untergekommen“ sagt Sabine Wackernagel. „Und ich muss gestehen, bisher war ich darüber gar nicht so unglücklich, denn, wenn ich mir das Stück anschaute, sah ich in dieser Frau vor allem eine leidende Nebenfigur, die Schicksals ergeben den Dingen ihren Lauf lässt. In der Arbeit mit Martin Schulze wurde mir jedoch nach und nach klar, dass diese Frau sehr viel differenzierter zu sehen ist, sie ist vor allem nicht nur Opfer, zerrissen zwischen ihrem Mann und den Söhnen, sondern sie trifft an vielen Stellen des Stückes selbst Entscheidungen, indem sie zum Beispiel ihren Mann unterstützt, an seinen Träumen festzuhalten, sie baut mit an dem Lügengebäude, in dem letztlich die Familie zerbricht,

 

Sie ist also, wie gesagt, nicht nur Opfer, sondern auch Täterin, gleichzeitig hat sie ein weiches Herz, sie ist die „Rechenmaschine“ im Haushalt, aber auch eine wunderbare Frau, .die ihren Mann und ihre Söhne liebt, und die voller Sehnsucht ist nach einem harmonischen Familieleben. "Diese Facetten zu entdecken, ist eine interessante Herausforderung für mich."

Ein brisantes Thema wie eh und je: Vor 64 Jahren wurde Arthur Millers Schauspiel am Broadway in New York uraufgeführt. Vor fast 30 Jahren stand das Stück erstmals in St. Gallen auf dem Spielplan. Der Autor traf damals mit seinem Werk den Puls der Zeit. Und auch heute ist die Geschichte Willy Lomans, dem Hauptdarsteller des Stücks, der aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungen nicht mehr mithalten kann, von brisanter Aktualität. Regie führt Martin Schulze. David Steck verkörpert den Willy Loman in packender Weise.

 

Elke Baliarda

 

Der Handlungsreisende Willy Loman lebt Ende der 40er Jahre mit seiner Frau Linda und seinen beiden Söhnen Happy und Biff in bescheidenen Verhältnissen. Doch die wirtschaftliche Lage der Familie verschlechtert sich zusehends Willy arbeitet nur noch auf Provision und kehrt abends müde von seinen Reisen zurück. Zu Hause erwarten ihn seine fürsorgliche Frau und die Konflikte mit seinen Söhnen. Die sollen es einmal besser haben als die Eltern. Ungeachtet der Fähigkeiten vom Happy und Biff werden die Ansprüche an sie zu hoch geschraubt. Und die Eltern können es nicht fassen, was sie dabei falsch machen, und das sie keine Dankbarkeit erwarten können. Die Konflikte spitzen sich also zu und die finanzielle Notlage auch, bis Willy eine folgenschwere, endgültige Entscheidung trifft.

 

 

Die Ausstattung besorgte Ulrich Leitner. Er gestaltete die Bühne cool, übersichtlich und zweckmässig, wie auch die Kostüme, auffällig die Hosenträger, die Ende der 40er Jahre wohl sehr in Mode waren. Ein wunderbares Ensemble, das überzeugt und die Besucher in seinen Bann zieht. David Steck, der den Handlungsreisenden gibt, verabschiedet sich mit dieser Rolle eindrucksvoll von seinem St. Galler Publikum, da er Ende Spielzeit pensioniert wird. Eine differenzierte Linda (Sabine Wackernagel) Opfer und Täterin zugleich und die beiden Söhne, aus denen nichts geworden ist und die immer noch im Mannesalter zu Hause rumhängen. Eindrucksvoll dargestellt von Marcus Schäfer und Oliver Losehand.

 

 

„Tod eines Handlungsreisenden“, ein Schauspiel, das nachhaltig bewegt

Nächste Vorstellungen.: So, 28 April, 14.30 und 19.30 Uhr, Mi. 1. Mai, 19.30 Uhr, Do, 16. Mai und Sa. 25. Mai jeweils um 19. 30 Uhr.


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