Erfolg kennt kein Geschlecht - Ein Blick ins Tierreich lässt staunen

21:07:2014

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Bei den Elefanten herrscht das Matriarchat. Bullen gehen nach der Begattung ihre eigenen Wege.
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Das stärkste Männchen nimmt nach dem Tod der Königin ihren Platz ein und wird dafür weiblich.
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Bei den Kaiserpinguinen herrscht Emanzipation in Reinform. Das Männchen besorgt das Baby, während das Weibchen Futter holt und damit das Männchen und den Nachwuchs rettet.

Beim Blick ins Tierreich können wir Menschen lernen. Tiere brauchen keine Frauenquote. Die Rollen sind klar. Und wenn es nützlich oder sicherer ist, ist das Weibchen der Boss. Es geht letztlich nur darum, wer fitter ist, das Überleben zu sichern. 


Nehmen wir die Alpha-Wölfin, die jedem Rüden Respekt abverlangt, oder die Murmeltiere in den Alpen, bei denen eine einzige testosteronreiche Domina den Nachwuchs auf die Welt bringt, oder die Nacktmullen in Ostafrika, in deren unterirdischem Bau eine Tyrannin herrscht. Wenn eine der Alpha-Tiere stirbt, gibt es einen oft blutigen Kampf um die Nachfolge. Und diese ist manchmal erstaunlich, manchmal märchenhaft und manchmal überwältigend.

Lernen wir aus Beispielen vom Tierreich!

Kämpfe, die wir Frauen kämpfen müssen, kennen die Weibchen bei vielen Tierarten nicht. In der Tierwelt geht es nur ums Überleben. Darum stellt sich die alleinige Frage: «Wer eignet sich besser, um das Überleben zu sichern?» Und das sind oft die Weibchen. Lernen wir Menschen daraus!

 

Cornelia Forrer

 

Wir scheinen ja beim Thema «Frauenquote» auf der Stelle zu gehen. Es gibt kaum Erfolge. Manchmal fragt man sich, ob die Frauen überhaupt mehr Macht und Verantwortung tragen wollen. Studien zeigen aber, dass Frauen, die an die Macht herangelassen werden, ihre Aufgaben  meist meisterlich meistern. Sie könnten es also, wenn man sie nur liesse. Viele Tiere tun sich mit der «Frauenpower» gar nicht schwer. Wir können darum von ihnen lernen. In der Tierwelt geht es nämlich um reine Effizienz. Hier sitzt in der Chefetage, wer sich besser fürs Überleben der Art eignet – und das sind sehr oft die Weibchen.


Die Weibchen sind in den meisten Tierarten für die Eiproduktion, für die Brut, das Gebären und das Säugen verantwortlich (mit einigen erstaunlichen Ausnahmen, wie beispielsweise bei den alleinerziehenden Hähnen oder den schwangeren Fischmännchen). Damit haben die Weibchen meist schon die überzeugenderen Karten in der Hand, um eine Chefrolle zu spielen. Die Elefanten beispielsweise kennen das Matriarchat. Meist ist es die älteste und erfahrenste Elefantenkuh, die die Herde leitet. Sie herrscht übrigens  lebenslang über die Elefantenkühe und die männlichen Jungtiere. Beim Elefantenbullen heisst Herrschen nur, einmal im Jahr den Mann zu zeigen und zu kämpfen – nämlich dafür, die meisten Elefantendamen begatten zu dürfen. Danach geht  der Elefantenbulle als einsamer Held wieder weit abseits der Herde seiner Wege.


Die «Bilanz» muss stimmen


Beim Primaten, der uns Menschen am nahesten verwandt ist, sind Männer die Häuptlinge und zeigen dies gern mit Brusttrommeln und riesigem Tohuwabohu (Kleine Anmerkung: Ein  herzhaftes Lachen, bei der Vorstellung von Ähnlichkeiten, die bei menschlichen Machthabern  durchaus ebenfalls auszumachen sind, ist uns Damen natürlich erlaubt!).   Es liegt übrigens alleine an den Affendamen, ob ein Häuptling auch Häuptling bleibt. Schwächelt er nämlich, verabschiedet sich sein weibliches Gefolge nach und nach und sucht sich einen kämpferischeren Nachfolger. Auch hier könnten wir lernen. Wenn die «Bilanz» eines Primaten nicht stimmt, wird ER gefeuert. Der Manager aber bleibt oder lässt sich seine Fehler unanständigerweise gar finanziell vergolden. Und die Weibchen? Diese sind von Natur aus mit der Vernunft ausgestattet. Sie brauchen den Chef nur, um die Aufzucht zu sichern und zu optimieren. Findet er aber nicht den sichersten Schlafplatz oder das günstigste Wasserloch oder bietet er zu wenig Schutz vor den Leoparden, dann hat er versagt und wird ausgetauscht.


Bei den Vögeln dominieren meist die Männchen. Die beste Vorstellung davon erhält man beim Pfau, wenn er das farbenprächtige Rad schlägt, um ein (Sorry, Weibchen, ich bin ganz auf deiner Seite!) blassgraues, hässliches Weibchen zu betören.  Doch bei rund zehn Prozent der Vogelarten übernehmen Weibchen die Chefrolle (und einige machen voll auf Macho). Beim afrikanischen Grillkuckuck, ein Vetter des Kuckucks, legen Weibchen die Eier nicht in fremde Nester, sondern setzen ihre Partner darauf. Sicherheitshalber schaffen sie sich gleich mehrere Männchen an, schmücken sich dafür mit stattlichem Brutgefieder, schlagen Rivalinnen in die Flucht und verteidigen höchst aggressiv ihr Terrain. Ähnlich läuft es bei den Wilson-Wassertretern, die zu den Regenpfeifern gehören. Diese aber überlassen die gelegte Brut dem Papi und ziehen weiter, um sich ein neues Revier und neue Männchen zu suchen. Bei den Jacanas, die in Südostasien leben, geht es noch härter «an den Mann». Das Hühnchen (ebenfalls eine Regenpfeiferin) lässt den zukünftigen Papi auch gleich das Nestchen bauen, sucht sich dann einen weiteren möglichen Papi  und wieder einen…  So lange, bis eine ganze Kolonie an Nestchen bereitet ist und in jedem Nestchen ein Papi  auf ihren Eiern sitzt und brütet. Manchmal gelingt es einer Konkurrentin, die Revier-Königin zu vertreiben und die Männchen für sich zu gewinnen. Dabei vernichtet die neue Herrin die Brut der Vorgängerin und übernimmt ihre Männchen und die fertigen Nestchen.


Die Brut ist «Frauensache»


Bei manchen Tierarten schleimt sich das Weibchen  beim amtierende Boss ein und schaltet gleichzeitig die Konkurrenz aus. Forscher haben beobachtet, dass das Mobbing bei den Bärenpavianen in Zeiten von akutem Frauenüberschuss erheblich ist. Als Höhepunkt der Streitigkeiten wird das Hinterteil dem Chef demütig zugewandt, während gleichzeitig die  Konkurrentin bekämpft wird. Wenn diese dem Häuptling direkt in die Augen schaut, ist sie ausser Konkurrenz und wird vom Boss schmerzhaft gebissen (Ja, liebe Damen, es geht auch im Tierreich um das Erreichen der Ziele und um Erfolg.)  Bedenken wir aber, dass Stärke weder typisch männlich ist, noch die Mütterlichkeit und Fürsorge von den Weibchen gepachtet sein muss. Das Weibchen könnte die Herde zwar alleine nicht zusammenhalten, doch ohne die Klugheit und Vernunft der Damen kann der Mann auch keine «Firma» führen. Stärke bedeutet nicht nur Körpergrösse und Muskelkraft, sondern auch Schlauheit, Schnelligkeit, Mut, Ausdauer… Und dies alles kann männlich oder weiblich sein.


Die Hyänen haben übrigens einen schlechteren Ruf, als sie verdienen. Dies hat besonders auch mit dem Disney-Film «König der Löwen» zu tun, in dem sie als dumme, hässliche und brutale Bande auftreten. Doch sie sind stolze und furchtlose Jäger – und immer ist eine Frau an der Spitze, genauso wie bei ihren grössten Rivalen, den Löwen. Die Weibchen steuern das Rudel, sie reissen lebende Beute und jagen anderen die Kadaver ab. Ein Weibchen ist die Königin und Weibchen werden hoch  verehrt. Hochrangige Weibchen vererben ihren Rang ihren Töchtern. Erstaunlicherweise hat sich das Geschlechtsteil der Tüpfelhyäne mit den Jahren so verändert, das es einem Penis gleicht, ein nicht unbedeutendes Phallus-Symbol bei der Partnerwahl. Ein auffälliger Penis macht nämlich auch dem Männchen Eindruck. Was wir Frauen übrigens noch lernen könnten und bei den Hyänen nie eine Frage war? Sie alleine bestimmen, ob sie «schwanger» werden. Wenn sie nicht wollen, gibt es trotz Begattung keinen Nachwuchs. Und über Mutterschaftsversicherungen, Krippen oder Opferschutz und Co. muss sich das Tierreich sowieso nie den Kopf zerbrechen.


Für ewig oder weniger lang vereint


Treue ist eine schöne Eigenschaft, die man auch im Tierreich findet. Bei den Schwänen dient die enge Partnerbindung dem Überleben und der Arterhaltung. Die Hirschenbullen stehen eher auf Harems und die Tamarinen-Äffchen schätzen die Abwechslung. Bei vielen eigentlich monogam lebenden Vogelarten beobachtet man auch Zeichen von Untreue. Zum Beispiel die Blaumeise hat es faustdick hinter den Federn und nutzt die abendlichen Stunden gern für ein Stelldichein. Man rechnet, dass rund 15 Prozent der Blaumeisen nicht von den Männchen abstammen, die ihr Nest bereitet und sie aufgezogen haben. Gerade beim Kojoten, bei dessen Anblick uns (Das haben wir den Amis mit ihren Westernfilmen zu verdanken!) ein Schauder über den Rücken geht,  finden wir die wahre Treue. Forscher haben Kojoten Sender um den Hals gehängt und festgestellt, dass die Paare bis zu zehn Jahre zusammenblieben. Knapp 100 Jungtiere wurden zudem genetisch untersucht, mit der Erkenntnis, dass keine einzige Kojotin fremdgegangen war. Auch die Kaiserpinguine nehmen die Treue genau. Gleichzeitig bieten sie uns ein Bild von funktionierender Emanzipation und Solidarität. Weil sie im antarktischen Winter ganz ohne Nester brüten, verbirgt der Vater in einer Bauchfalte über den Füssen den Sprössling, gibt ihm den warmen Schutz und drängt sich gleichzeitig solidarisch mit den anderen Männchen zusammen, um für noch mehr Wärme zu sorgen. Zwischenzeitlich wandern die Mütter bis 100 Kilometer zum Meer und sorgen für ein paar Kilo vorverdauten Fisch, den sie dem Sprössling portionenweise in den Schnabel würgen. Gleichzeitig ziehen sie die abgemagerten Väter zur Küste, wo diese sich neue Fettreserven anfuttern können.

 

Auch beim Clownfisch ist die Frau der Chef. Sie haust im Schutz einer Seeanemone mit mehreren Männchen, die alle kleiner sind als sie selber ist. Erst wenn die Chefin stirbt, kommt einer der kleinen Burschen zum Zuge. Er mutiert dann innerhalb einer Woche zum Weibchen (Ja, auch Geschlechtsumwandlungen kennt das Tierreich!) und übernimmt die Regie. Zugegeben, den Fischen fühlen wir uns weniger verbunden, auch wenn der Clownfisch Nemo unsere Herzen für immer erobert hat. Wenn wir aber zu den Primaten zurückkehren, lernen wir dort, dass selbst bei den streitbaren Pavianen die Aggression nicht alles bestimmt. Forschungen zeigen nämlich, dass die Paviane grossenteils friedfertig sind und starke Charaktere sich über Schichten hinweg mit rangtieferen Männchen abgeben. Übrigens, die Friedfertigsten unter den Pavianmännchen hatten zudem einen ausgeglicheneren Hormonhaushalt und kaum Stressanzeichen. Und was vielleicht uns Frauen noch weniger erstaunt: Sie wurden von der Gunst des weiblichen Geschlechts besonders gesegnet. Tiere kennen keine Quoten und brauchen diese auch nicht. Der Mensch könnte vom Tierreich lernen, dass Mann und Frau ebenbürtig und wichtig sind und dass nur ein Zusammengehen eine Zukunft hat.


Die Hyänenmännchen sind bezaubernde Väter:

www.youtube.com/watch?v=ITetqliKtuM&channel=andyrififi

 

Schon der kleine Gorillajunge steht gern im Zentrum:

http://youtu.be/VOwEmgWPGlY

 

Die Jacana-Hühnchen spannen die Männchen für den Nestbau ein:

http://youtu.be/VOwEmgWPGlY

 

Die Aufzucht und Pflege der Clownfisch-Jungschar liegt in den Händen der Männchen:

http://youtu.be/W6i7u0xHDR0

 

Spezialtipp: Der Film «Die Reise der Pinguine» - ein absolutes Muss!

http://youtu.be/XJbV4XT7pxU




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