Während noch eisige Kälte in der Luft liegt, nimmt das Licht langsam aber stetig zu. Wer im Mittelland das Glück hat, über den Hochnebel zu gelangen, wird umtanzt von glitzernden Schneekristallen und sieht bis zu den fernen Spitzen der Alpen. Die Energie des Wassermann-Zeichens zieht uns aus staubigen Stuben ins Freie und weckt erstaunliche Ideen!
Patricia Ertl
18:01:2009
Wassermann ist in der Astrologie ein Luftzeichen und stimuliert uns im mentalen Raum. Die verrücktesten Gedanken werden ausgebrütet, Drang nach Befreiung aus alten Zöpfen, einfach mal was anderes tun! Früher war dies eine Zeit, wo draussen noch nicht viel aktiv angegangen werden konnte. Die Frauen sassen zusammen am Spinnrad und inspirierten sich gegenseitig zum Spintisieren neuer Utopien! Netze aus Gedankenfäden, goldene Schlangen in der Luft. Geistesblitze liessen ganz neue Ideen aufleuchten! Oder etwa nicht? Heute haben wir uns emanzipiert von jeglichen Rhythmen der Natur, zumindest meinen wir das, und sind, so gesehen, so frei wie noch nie.
Wassermann und sein Planet Uranus gelten als Energien der Erneuerung. Aus alten Beschränkungen wollen sie uns befreien, ausbrechen aus Fesseln jedwelcher Art. Wo im eigenen Horoskop Zeichen und Planet stehen, dort neigen wir dazu, die traditionellen Wege zu verlassen, je nach unserem Temperament tun wir das eher gemässigt oder mit Hang zum Revoluzzertum. Es ist kein Zufall, dass Uranus 1781 entdeckt wurde, kurz vor der Französischen Revolution. Mit grossem Idealismus wurden neue Ideen in die Welt gesetzt: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Eine neue Welt sollte erschaffen werden, eine bessere Welt, bevölkert von Freigeistern aller Couleur (leider noch ohne Frauen).
Es ist in aller Munde, ob esoterisch oder nicht, das Wassermann-Zeitalter, das uns eine neue Welt bringen soll. Die Veränderungen sind augenscheinlich: unsere Kommunikation wird immer elektronischer: wir funken uns Infos durch den Äther, der Computer überladen mit Mails, gechattet wird im Net, die Welt wird immer virtueller. Ein weltumspannendes Netz von Informationen überzieht den Globus, das Internet ermöglicht Dinge, die noch vor ein, zwei Generationen undenkbar waren. WWW ist dasselbe Zeichen wie im Wassermann-Signet! Zufall?
Astronomisch-technisch hat es noch gar nicht angefangen. Die erste Berührung des Frühlingspunktes (= Schnittpunkt Ekliptik mit Himmelsäquator) mit einer Konstellation des Sternbildes Wassermann wird erst im Jahr 2079 stattfinden. Aufgrund der Präzession der Erdachse wandert der Frühlingspunkt (0°Widder) dann im Laufe von etwa 3700 Jahren durch dieses grosse Sternengebilde am Fixsternhimmel. Wir haben also noch genug Zeit, uns mit seiner Energie zu beschäftigen. Was es uns bringt, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht noch ganz anderes, als die Astrologengilde gemeinhin voraussagt? Denn seltsamerweise widersprechen sie sich hier allesamt: In ihrer täglichen Arbeit wenden sie nur den erdgebundenen Zodiak an, der sich ja bekanntlich von den Sternen-konstellationen am Nachthimmel verschoben hat. Die westliche Astrologie behauptet immer wieder, die Sterne hätten nichts (mehr) mit dem Tierkreis zu tun. Dennoch zitieren sie in der Zeitalterlehre die allgemeinen Eigenschaften des tropischen Zodiaks vom Himmel, so als ob beide Messkreise doch dasselbe wären! Kein Wunder führen diese Widersprüche zu Kritik bei astroskeptischen ZeitgenossInnen!
Lassen wir uns also überraschen, was Neues auf uns zukommt, seien wir offen! Denn die Versuchung, es zum vornherein besser wissen zu wollen, ist eine Schattenseite desselben Zeichens. Seine Energie ist fixe Luft, daher neigt es dazu, sich in seine manchmal etwas weltfernen Gedanken zu versteigen und fixieren. Nur die eigenen Konzepte werden dann gelten gelassen, nur die eigenen Vorstellungen und Ideale. Auch wenn er sich futuristisch und weltoffen gibt, kann ein Wassermann im grunde ziemlich unflexibel sein, vor allem wenn es um Andere geht. Wassermann liebt die Welt der Ideen und Ideale. Der Prüfstein für deren Umsetzung wäre die Realität, doch das ist seine Schwachstelle. Seine Ideale sollen unberührt bleiben von menschlicher Unvollkommenheit, sonst wären sie womöglich selber in Gefahr…. darum geht Wassermann lieber auf sichere Distanz, wenn es gilt, seine mentalen Lichtbilder dem Lebenstest zu unterziehen. Andererseits kennt Luft keine Grenzen. Wassermann nimmt das gerne für sich selber in Anspruch. Hauptsache anders als die Andern. Doch wenn er nur noch ausflippt, fehlt ihm die zentrierende Kraft des Löwen gegenüber.
Die Gefahr des Zeichens, dessen alter Planetenregent der Saturn ist, besteht in der mentalen Erstarrung. Die neuen Ideologien werden zu neuen Gesetzen. Programme zur Weltverbesserung werden zum Diktat, das alle Andern gleichermassen auszuführen haben, ausser er selber. Die französische Revolution warf entsprechende Schatten: sie „frass ihre eigenen Kinder“… Wassermann entwirft gerne den „perfekten Menschen“. Wir ahnen die Gefahr, wenn er dieses Konzept nicht geistig, sondern technisch umsetzen will… Denkbar wäre auch ein elitäres Kastendenken der neu Erleuchteten. So nach dem Motto „Alle sind gleich, aber einige sind gleicher als die Andern“ (Animal Farm von George Orwell). Oder eine Weltherrschaft auf Grundlage der neuen Computer-Technologien, alles im Namen des Fortschritts. Kennen wir dieses Muster nicht irgendwoher?...
Wie bei jedem Zeichen gilt auch bei Wassermann, dass es zu Verzerrung und Schaden neigt, wenn wir es isolieren und einzeln aus dem Tierkreis herauspicken. Jedes Zeichen wirkt nur sinnvoll in seinem Kontext, gewachsen aus dem Weg vorher und hinführend ins Nachfolgende. Es ist mit den anderen Zeichen vielfältig verbunden, insbesondere mit seinem Gegenüber im Kreis.
Doch gerade Wassermann kann sich ausgesprochen cool und distanziert geben. Er redet zwar von sozialer Gerechtigkeit für alle, macht sich aber gerne aus dem Staub, wenn dafür konkrete Arbeit gefragt ist. Die Hände will er sich lieber nicht schmutzig machen. Unabhängigkeit ist sein höchstes Gut, und Beziehungen geht er am liebsten nur unverbindlich ein. Doch nur noch cool wird ganz schön kalt. Wenn das warme Herz des Löwen gegenüber nicht mit integriert wird, wirkt Wassermann kühl in jeder Beziehung. Die Welt findet nur noch „hinter Glas“ statt bzw. auf dem Bildschirm oder auf TV. Möglichst auf Distanz. Zum Ausgleich könnte da der Löwe helfen, der sich mit Haut und Haar einlässt, wenn er sein heisses Blut in ein Projekt engagiert. Die Verbindung der beiden hiesse folglich mit „Kopf und Herz“! Was Frauen schliesslich schon immer wussten!
Frauen waren schon jeher die Erfinderinnen der Menschheit. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die entscheidenden Entwicklungssprünge in der menschlichen Evolution jeweils von der weiblich-schöpferischen Intelligenz ausgelöst wurden. So ist auch die feministische Bewegung mit der Emanzipation von patriarchalen Rollenzwängen eine uranische Energie! Freiheit beginnt im Kopf, und ebenso die Befreiung von alten Denkzwängen, die uns jahrtausende-lang so tief ins Unterbewusste versenkt wurden. Keine Frau, die heute schon frei von ihnen wäre! Die Umprogrammierung patriarchaler Denkschablonen ist nicht nur ein rational-mentaler Prozess, sondern muss auch im emotionalen Körper stattfinden, und der ist bekanntlich grossenteils unbewusst. Doch im Wassermannzeichen steckt, so sagt es schon der Name, auch das Element Wasser und somit die Gefühlsbereiche….
Was zur Frage führt: Warum ist Wassermann ein Luftzeichen, wenn er doch Wasser ausgiesst? - Im alten Sumer war es eines der „nassen“ Zeichen, da in jenen geografischen Zonen in dieser Jahreszeit der Regen fiel. Das segen-spendende Nass vom Himmel war lebenswichtig für die trockenen Gebiete im Zweistromland. Zu matriarchalen Zeiten kam alles Leben von der Göttin. Sie war die Spenderin der Flüssigkeiten, aus ihren Brüsten ergossen sich die Ströme des Lebens, in dortiger Region auch gesehen als die beiden Ströme Euphrat und Tigris. Der Regen kam aus der Luft, er fiel von oben, er ist himmlisches Wasser. Darum kommt es hier zu einer Vermischung der Elemente Wasser und Luft. In der astrologischen Deutung ist davon nichts mehr geblieben. Aber wer weiss was die Astrologie noch alles entdecken wird über ihre Ursprünge in der Zukunft?...
Die Wellen- oder Zickzacklinien des Wassermann-Zeichens sind schon seit Urzeiten Symbole fliessenden Wassers (siehe Forschungen von Marija Gimbutas). Oft standen sie in Verbindung mit der Vogelgöttin oder mit ihren heiligen Tieren. Vögel als Begleittiere der Göttin finden wir auf der ganzen Welt, seien es Eulen, Tauben, Raben, Gänse oder andere. Besondere Bedeutung haben jedoch die Wasservögel: sie haben Zugang zu allen drei Welten: sie tauchen in die Unterwelt, schwimmen oder gehen in der Welt der Mitte, und fliegen in die obere Welt. In der Kunst der frühen Kulturen ist es ein immer wiederkehrendes Motiv. Die dreifaltige Göttin mit einem Vogelgesicht, oft in skurrilen Gestalten. Oft wurde die Göttin selbst als Geflügelte dargestellt. Held Herakles sollte die Vögel vertreiben (die „6. Arbeit“), darin spiegelt sich Patriarchatsgeschichte!
Die Vogelfrau, die das Ei der Schöpfung legt, aus dem alle Dinge entspringen, kommt in vielen alten Mythen vor. Denken wir nur an die Geschichte von Eurynome, der allerältesten der griechischen Göttinnen: Sie verwandelte sich in eine Taube und legte das Weltenei. Aus ihm fiel die ganze Schöpfung inkl. Sonne, Mond und Sterne.Dieses schöpferische Erbe liegt in allen Frauen, für physische Babies oder geistige „Kinder“ aller Art. Der Anfangsbuchstabe des Wortes Wasser sowie das M der Mutter haben ähnliche Form. Zufall? Gezackte Linien können je nach Kontext auch als Blitze gedeutet werden, so wie der Uranus als Blitz-Planet gilt, der urplötzlich einschlagen kann. Als Geistesblitz oder Schicksalsschlag. Hören wir besser auf erstere!
Noch eine Frage liegt in der Luft: War der Wassermann schon immer ein Mann?
Das Zeichen des Wassermann gab es schon 2500 v.Chr. im alten Sumer. In seinem Namen war EA enthalten, der Gott des Süsswassers (= das Lebens-wasser von oben, das himmlische Wasser). Er wurde zusammen mit dem Löwen dargestellt, dem gegenüberliegenden Zeichen. Interessanterweise war der gemeinsame Wortstamm dieser beiden Zeichen GU.LA = die Göttin des Lebenswassers, der Geburt und des Schicksals. Sie lebte in einem Garten im Mittelpunkt der Erde, wo sie den Baum des Lebens bewässerte. Sie und ihr Geliebter sitzen darunter und essen von den Früchten. Kommt euch das Motiv etwa bekannt vor?...
Heute kennen wir nur noch den männlichen Wasserkrugträger am Himmel. Wenn der Mann tatsächlich „Wasser des Lebens“ ausgiessen würde, sähe es wohl auf dieser Erde anders aus. Aber vielleicht kommen solche Männer ja in der Zukunft, wer weiss?... In der Mythologie lesen wir vom Gott Uranus, der, wie Zeus, seinen Urin als goldenen Regen vom Himmel ergoss. Oder wir lesen von Ganymed, dem schwulen Geliebten des Zeus, der als Wassermannzeichen am männlichen Himmel landete. Wer erinnert sich noch daran, dass seine Vorgängerin Hebe hiess und den Göttern ihren Nektar der Unsterblichkeit spendete? Ohne sie wären die Götter allesamt gealtert und gestorben. Da Gott in den Kirchen gemeinhin als sehr alter Mann dargestellt wird, hat der Nektarverlust im Patriarchat einen offensichtlichen Alterungsprozess bewirkt. Mittlerweile kommt noch allgemeiner Alzheimer in gewissen oberen Stockwerken dazu, so dass wir davon ausgehen können, dass dieselben Götter nächstens aussterben werden. Das wird auch höchste Zeit. Und für die Wiedergeburt, das ist bekannt, sind schliesslich die Frauen zuständig!
Wer sich mit Mythologie beschäftigt, wird bald entdecken, dass Krug oder Kelch seit Jahrtausenden weibliche Symbole sind. (Das Ursignet dafür ist ein V, ein Gefäss; aneinandergereiht ergibt es die Zickzacklinie VVV oder WWW). In Märchen und Sagen sind es auch Kochtopf und Zauberkessel, aus denen wundersame Elixiere gebraut werden, die magische Kräfte verleihen. Wenn urweibliche Attribute plötzlich in den Händen von Männern auftauchen, sollte das misstrauisch stimmen. Bei nahezu allen Naturvölkern sind die Frauen die Wasserkrugträgerinnen. Die Wiedergeburt aus dem Wasser ist Sache der Frauen, der Hebammen und der Geburtsgöttinnen. Der Natur entsprechend ist es auch die Frau, die aus ihren Brüsten die Milch des Lebens ausgiesst. Entsprechend war es in den matriarchalen Himmelsgeschichten die Göttin in ihren vielen Gestalten.
Eine davon ist die akkadische Wasserschöpferin Akki oder Akka, bei den Römern später bekannt als Acca Larentia, die Hebamme von Romulus und Remus. Ihnen zu Ehren, sowie für die Göttin Juno und den erotischen Pan, fanden Mitte Februar ausgelassene Feste statt. Um diese heidnischen Bräuche zu überdecken, erfand die Kirche den heiligen Valentin, den sie zum Schutzheiligen der Liebenden am 14. Februar einsetzte. Das Patriarchat machte aus Acca dann den männlichen Aquarius, so wie er heute in den astrologischen Lehrbüchern steht.
In der bildenden Kunst ist augenscheinlich nachzuvollziehen, wie aus der „Göttin mit überfliessender Vase“ (Titel eines Steinbildnis) ein „Gott mit überfliessender Vase“ wird. Das Bildmotiv ist nahezu identisch, mit dem einzigen Unterschied, dass es historisch früher weiblich, tausend Jahre später männlich dargestellt wird. Im griechischen Mythos (gemäss Ranke-Graves) finden wir die Geschichte der Göttin-Priesterin Jo als Regenbringerin. Als sie dem heiligen König erlaubte, als ihr Stellvertreter zu handeln (in Frauenkleidern, siehe heutige Bischöfe), gingen Ritus und Macht in seine Hände über. Und dort blieben sie. Bis heute. Doch die Zeiten ändern.
Die Gesetze von Raum und Zeit verlieren immer mehr an Bedeutung. In höheren Sphären, so wissen wir, sind Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig vorhanden. Einzig das Bewusstsein schafft den Unterschied. Lineare Zeit wird zunehmend relativiert. Früher war sie zirkulär. Morgen ist sie vielleicht eine Spirale, wer weiss, so wie die Luftschlangen in der Fasnacht. Astrologie jedenfalls befasste sich schon immer mit der Qualität der Zeit, und die kann ja unterschiedlich erfahren werden zur gleichen Zeit. Wer leidet, dem dehnen sich die Stunden. Freudige Ferien hingegen verstreichen im Flug. Die Qualität der Gegenwart ist zunehmend individuell bestimmt, in der Vergangenheit waren wir stark kollektiv geprägt.
Die heutige Astrologie wurde genauso durchtränkt von patriarchalen Denkmustern wie jedes andere Wissensgebiet auf der Erde. Darum sind Sprache, Namen und Bilder der heutigen Astrologie noch weitgehend patriarchal beschränkt. Das Bewusstsein darüber ist allgemein noch nicht erwacht. Zukunftsmusik des Wassermannzeitalters! Astrologieanders ging von Anfang an über die Grenzen der traditionellen Astrolehren hinaus; sie hat gewissermassen „einen Vogel“ (darum sammle ich so viele Federn!) und nimmt sich entsprechende Freiheiten. Sie sucht in den weiblichen Wurzeln die Kraft und Inspiration für die Zukunft!
Mit zunehmendem Erwachen wird aber auch in der klassischen Astrologie ein Wandel eintreten von saturnisch-bestimmend zu uranisch-inspirierend. Sie wird erkennen, dass sogenannt archetypische Energien immer in das Kleid der gerade zeitgültigen Vorstellungen eingebunden sind. Darum wurden die Energien dieses Zeichens und Planeten während der patriarchalen Epoche als männlich dargestellt. Zuvor waren sie weiblich, dem damaligen Denken entsprechend. Wie werden sie in Zukunft sein? Sprache wird ändern, Wörter, Namen. Wie wird Wassermann dereinst heissen, und wie sein Planet? Lassen wir uns überraschen, oder überraschen wir uns selber!
Uranos als befruchtender Regengott hatte seine Zeit. Was nach ihm kommen wird, werden wir sehen. Vor ihm jedenfalls war es URANIA, die „Himmlische“, gemäss den Sprachforschungen von Kurt Derungs die Grosse Göttin UR-ANA aus den vorindoeuropäischen Kulturen. Urania war eine der neun Musen, zuständig für die Sternenkunde und somit die grosse Mutter der Astrologie. Ihre Attribute waren die umfassende Urkugel und der präzise Messzirkel. Sehr passend für die Astrologie, finde ich, und schlage vor: wer will, kann sie sofort als künftige Planetengöttin des neuen Vogelfrauzeichens einsetzen! Die Attribute der Urania finden sich später in den Händen ihres vermännlichten Pendants, der dann als „Schöpfergott“ bezeichnet wird. In der Astrologie gilt übrigens heute noch der Planet Uranus als „schöpferische Intelligenz“.
Was wir Menschen aus dem Wassermann und seiner Zeit machen, ist abhängig von unserem freien Willen. Unsere eigenen Gedanken und Entscheidungen formen die Zukunft. So wie wir die Welt denken, so wird sie sein. Schon jetzt entdecken wir immer mehr das Potenzial in der Kraft unserer Gedanken. Sind wir uns bewusst, was wir so tagtäglich für einen Schrott zusammendenken? Sind wir uns im klaren, dass wir damit die Energie unserer Welt zusammenspinnen, zu einem Netz unsichtbarer Fäden, die unser individuelles und kollektives Schicksal bestimmen? Wassermann ist die Chance zum Erwachen aus dem blinden Dösezustand unseres Alltagstrotts. Wassermann will uns erwecken zum Bewusstsein, dass wir selbst es sind, die schöpferisch unsere Zukunft schaffen. Gemeinsam, durch Verbinden einzelner mentaler Energien, hätten wir ein grossartiges Potenzial zur Veränderung dieser Welt im besten Sinne.
Wassermann ist fixe Luft = verdichtete Luft. Hier kann die mentale Energie zu Formen kristallisieren, hier können Gedanken sich materialisieren! Hier liegt das grosse Potenzial dieses Zeichens, sofern wir es mit einem ethischen Bewusstsein zu nutzen wissen. Im andern Fall nutzen es Andere über uns und manipulieren unsere Unbewusstheit, dies selten zu unserem Guten. Umso wichtiger, dass wir bewusster unsere Gedanken nutzen. Erwachen und Erleuchtung ist zurzeit topaktuell: Ken Wilber, Big Mind Process, Eckhart Tolle, Jed McKenna, und andere mehr. Der Kinofilm „What the Bleep do we (k)now?” zeigte uns eindrücklich, wie relativ unsere bisherigen Wirklichkeitskonzepte geworden sind. Wie wirklich ist unsere Realität? Die Definition findet im eigenen Innern statt.
Damit sind wir als Individuen herausgefordert und können uns isoliert fühlen. Doch im Wassermannzeichen sind zwei parallele Wellen dargestellt. Sie können gesehen werden als Gleichschwingung zweier oder mehrerer Individuen. Gruppenbewusstsein ist ein Schlagwort. Gleichberechtigung der Individuen. Aber dieses Ideal lässt sich nur verwirklichen, wenn die Individuen sich zuvor entwickelt haben (siehe frühere Artikel). Erst dann kann die Wassermann-Gruppe zur Harmonie der Originale werden: Gleichgesinnte auf gleicher Wellenlänge, in gemeinsamer geistiger Ausrichtung auf ein Ziel. Der Geist schafft Verbindung. Seelenverwandtschaft wird wichtiger als die Blutbande der angestammten Familie. Dann können sie wahrlich ein weltweites Netz neuer Geschwisterlichkeit knüpfen. Networking „in der Luft“, so wie die OCH als virtuelles Frauennetzwerk, sozusagen lauter „Spinnerinnen“, die Nachfolgerinnen der einstigen winterlichen Spinnstuben!
Heute haben wir die technischen Möglichkeiten, unter Aufhebung der Grenzen von Raum und Zeit weltumspannend miteinander zu kommunizieren. Ich kann mich dank Internet zur gleichen Zeit mit Menschen aus allen Teilen der Erde austauschen. Luft ist ein schnelles Element und breitet sich grenzenlos aus. Wenn Menschen ihre Gedanken zu gemeinsamen Idealen verbinden, können sie damit grosse Energien bündeln und verdichten. Für welche Zwecke und mit welcher Absicht wir die Wassermann-Energie und die damit verbundenen phantastischen Möglichkeiten einsetzen, das ist allein unserem freien Willen überlassen. Was wir heute träumen, wird morgen Wirklichkeit! Das neue Zeitalter wird uns die Freiheit des Geistes bringen. Die Zeit der Dogmen und Wahrheitsfanatiker aller Couleur ist vorbei, egal von welcher Kanzel sie kommen. Jedes Individuum wird in seine Verantwortung gerufen, selber zu denken und gemäss seiner eigenen Ethik zu leben. Lassen wir uns dabei inspirieren von der grossen Lichtgestalt der Wassermannzeit:
Die wachsende Helle des erwachenden Jahres wird gespendet von der Lichtmutter Brigit (= die „Helle, Hohe, Glänzende“). Sie wurde schon von den Kelten und weit davor am 1./2. Februar geehrt, eines der acht grossen Feste im Jahreskreis. Es war die Zeit der Reinigung, Erneuerung, Inspiration und Erleuchtung. Die christliche Kirche konnte den heidnischen Feierbrauch nicht ausrotten und übernahm ihn daher als „Mariä Lichtmess“. Über die Göttin Brigida und ihren uralten heiligen Pilgerweg nach Santiago de Compostela, heute bekannt als „Jakobsweg“, liesse sich noch viel berichten, würde aber uranisch den Rahmen dieses Artikels sprengen!
Der Weg in die Zukunft, für mein eigenes Leben und für das unser aller, ist ebenfalls ein Pilgerweg. Am Ende solcher Wege, das wissen wir aus Märchen und Sagen, kommt ein Happy End mit Goldener Hochzeit. Im Volksbrauch wurde im Februar „Vogelhochzeit“ gefeiert. Die Monate finden auch akustisch statt! Jetzt beginnen die ersten Vögel wieder zu singen. Äusserlich ist vom neuen Leben noch nicht viel zu sehen, es ist das Licht, das sich verändert! Die Veränderung der Schwingung findet feinstofflich statt, „in der Luft“, und die Vögel als Wesen der Luft künden vom kommenden Umschwung der Energien. Ein neuer Anfang beginnt!
Einst waren es die Priesterinnen der Göttin, die das Fliessen des Wassers herbeisangen und -tanzten. Da Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit schon immer mit dem Mond verbunden wurde, waren es Mondgöttinnen, die das Lebenswasser spendeten. Dann waren es die männlichen Regengötter, die mit den ihnen eigenen Körperflüssigkeiten und Blitzgekrach den Regenzauber beschworen. Es gibt allerdings auch Schöpfungsmythen mit dem Bild der sich vereinigenden Wasser aus zwei Krügen. Das Ergiessen von Wasser in Wasser. Manchmal zu lesen als Metapher für den Schöpfungsakt von Frau und Mann, und der kann bekanntlich zu Überraschungen führen.
Wenn Gegenpole aufeinandertreffen, entsteht eine „elektrisch aufgeladene“ Atmosphäre. Die Wellen des Wassermann-Zeichens können durchaus als elektromagnetische Wellenströme im Äther gesehen werden, was uns wieder mit den Abschnitten weiter oben verbindet, wo vom Internet und dergleichen die Rede war. Die Forschung der Zukunft wird sicher noch atemberaubende Entdeckungen machen mit allen möglichen Energiewellen. Alles ist Schwingung, lassen wir uns überraschen! Eine tolle Gelegenheit, sich schon mal in die Zukunft zu katapultieren, sind die ausgelassenen Fasnachtsbräuche im Februar.
An der Fasnacht können wir alle mal ungestraft in ausgefallene Masken schlüpfen und aus der gewohnten Rolle tanzen. Nutzen wir diese Zeit, diese Energie, um uns inspirieren zu lassen für zukunftsformende Gedankenbilder! Von welchen gesellschaftlichen Normen und Tabus haben wir uns schon viel zu lange fesseln lassen? Einfach mal Spass und Spiel, ohne Zensur! Wo können wir unsere schöpferische Intelligenz einsetzen, um echte neue Entwürfe für das menschliche Zusammenleben zu finden? Finden wir Gleichgesinnte für unsere Ideen?
Mit bunten schillernden Federn geschmückt, in schrägen Kostümen oder Masken aller Art können wir in Rollen schlüpfen, die uns mehr Freiheit geben als der gewohnte Alltagstrott. Reinschnuppern in neue Freiheiten kann innere Türen öffnen! Wer jedoch zuvor keinen Entwicklungsweg gegangen ist, vergisst dabei nur allzu leicht, dass vor dem Wassermann der Steinbock kam, der die Lektionen der Verantwortlichkeit lehrte. Steinbock ist Voraussetzung für Wassermann. Wer das schon vergessen hat, kann böse Überraschungen erleben (siehe französische Revolution). Freiheit für alle funktioniert nur, wenn die nötige Reife dafür erlangt wurde.
Angesichts der buntspiraligen Luftschlangen in der Fasnachtszeit muss ich immer an die farbigen Luftdrachen der Kulturen im fernen Osten denken. Sie sollen Glück bringen. Und wie überall im Jahreskreis sehe ich auch in ihnen eine maskierte Erinnerung an das heilige Tier der Göttin alter Zeiten, die heute wiederaufersteht.
Im Zürcher Hauptbahnhof finden wir übrigens die himmlische Gestalt der Wassermanngöttin in der Gegenwart. Wenn ihr nach oben schaut, seht ihr sie: schwebend über allen Reisenden, ein uranischer Engel von Niki de Saint Phalle, mit zwei Krügen in Händen, zwischen denen elektrische Wellen hin und her fliessen! Sie spiegelt die uranischen Facetten ihrer Schöpferin und leuchtet uns den Weg in die Zukunft. Ich wünsche allen Leserinnen solche Schutzengel und gute Reise!
Planeten im Wassermann-Monat:
19.1.09 – 18.2.2009 Sonne in Wassermann
25.1./19.58 Uhr – 28.1.09/07.13 Uhr Mond in Wassermann
(Neumond am 26.1.)
ab dem 14.2.09 Merkur in Wassermann (bis 8.3.09)
(wird direktläufig am 1.2.09)
ab dem 4.2.09 Mars in Wassermann (bis 15.3.09)
seit dem 5.1.09 Jupiter in Wassermann (bis Jan. 2010)
seit 1998 Neptun in Wassermann (bis April 2011)
seit Jan. 2008 im Wassermann aufsteigender Mondknoten (bis Juli 2009)
seit 2005 Chiron in Wassermann (bis April 2010)