Im Zeichen des Widder
21. März bis 20. April

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Das Widderlamm ist Symbol der Überwindung der Mächte der Dunkelheit.
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Mars steht im Dienst des Frauen-Lebens.

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Endlich ist es soweit, der langersehnte Frühlingsbeginn! Die Sonne „überschreitet“ auf ihrem Jahresweg den Himmelsäquator gen Norden, das Sommerhalbjahr beginnt. Für einen Moment sind Dunkel und Hell im Jahres-Yin-Yang genau im Gleichgewicht. Dann wird das Licht zunehmen, es wird heller und wärmer mit jedem Tag!

 

Patricia Ertl

21:03:2012

 

Unschuldige Triebe

Mit dem Widderzeichen beginnt im Jahresrad ein neuer Wachstumszyklus. Der sog. Frühlingspunkt markiert den (äusseren) „Anfang“ des Tier-Kreises. Die Natur zeigt uns seine Qualitäten: Nachdem die feuchten Fische zuvor die Erde durchnässt und durchweicht haben, erlöst aus der harten Winterstarre, können jetzt die zarten Triebe der Pflanzen nach und nach heraus“schiessen“, empor ins Licht. Ich staune immer wieder, wie sie es schaffen, sich bei aller Zartheit so entschlossen durch alle Schichten hindurchzutreiben. Von rational-erwachsener Warte herab würden wir vielleicht sagen: So was von naiv, diese Triebe! Wie können sie so unüberlegt, so unvorsichtig sein! Und nicht umsonst wird die Widderkraft oft als Kind dargestellt. Es ist gleichsam die kindlich-unschuldige Kraft, die einfach ins Leben hinausdrängt, ohne darüber nachzudenken, ohne zu wissen, ohne Angst. Sie äussert sich einfach, spontan, direkt, unverfälscht.

 

Zeichen des Feuers

Widder ist ein Feuerzeichen und bringt zunehmende Wärme. Dadurch entstehen Turbulenzen in der Atmosphäre, wilde Frühlingsstürme, die alle Winterresten wegfegen. Da wird aufgewirbelt, aufgerüttelt, neu bewegt! Die lebensspendenden Kräfte der Sonne ermöglichen eine neue Geburt. Widder ist die Initialzündung für einen Neubeginn in der Aussenwelt. In diesen Wochen spriessen die Triebe auf allen Ebenen und das Leben erwacht aus dem Winterschlaf. Lange blieb dieses Jahr alles noch verborgen unter dicken Schneeschichten (zumindest hier auf dem Hirzel). Doch der Kraft des Feuers kann der Winter schliesslich nicht länger widerstehen. Pflanzen und Tiere zeugen davon, und wer weiss, auch die Menschen.

 

Der Aszendent des Jahres

Wir finden diese Kraft in unserem Horoskop dort, wo das Widderzeichen platziert ist und bei Mars, seinem Planeten. Diese Auferstehungskraft entspricht im Horoskop aber auch dem Aszendenten (von lat. ascendere = aufsteigen). Es ist der Ort des Sonnenaufgangs. Es ist der Frühlingspunkt des Tages und des Lebens. Hier wird alles neu beleuchtet und verjüngt sich. Im Medizinrad aller Völker der Nordhalbkugel ist es die Kraft des Ostens mit all ihren Eigenschaften: „mir geht ein Licht auf“ , wenn ich etwas verstehe, was vorher im Dunkeln lag. So liegt im ersten Zeichen des Horoskops ein Schlüssel zur Selbsterkenntnis, die sich uns im Laufe des Lebens eröffnen will.

 

Auferstehung des Lebens

Schon lange vor dem Christentum feierten Menschen diese besondere Zeit des Jahres. In unserem Kulturkreis findet Ostern, die Feier der Ost-Kraft, stets im Zeichen des Widders statt. Christus, das Lamm Gottes, überwindet die Mächte der Dunkelheit und aufersteht aus der Tiefe. Das Bild des jungen Widderlammes finden wir in jeder Kirche. Es ist die Vitalität in allen frisch geborenen Wesen, der unbändige Lebensdrang, der uns wachsen lässt trotz Wid(d)er-ständen. Frost in der Nacht oder späte Schneefälle decken das neu keimende Leben nochmals zu. Aber es lässt sich nicht aufhalten. Widder wagt den Schritt hinaus in die Welt, auch wenn er sich sein Feld zuerst erkämpfen muss. Früher wurden bei manchen Osterprozessionen prächtig geschmückte Widder durchs Dorf geführt. In ihrem runden Gehörn tragen sie die Symbolik des Lebenskreises und der sich öffnenden Spirale.


Widder-Geburt

Vor den patriarchalen Religionen war es Ostara oder Eostra, die Lichtgöttin des Ostens, welche die Kraft des Frühlings und des neuen Lebens auf die Erde brachte und dafür von den Menschen verehrt wurde. Von ihr kommt unser Osten, unser Aszendent im Horoskop und im Jahresrad. Er ist unser „Morgenland“ (Orient) und gibt uns Orientierung. Die Kraft des Aufbruchs und der Neugeburt. Frei übersetzt bedeutet Eostra die „leuchtend Rote“. Mit ihrem Namen verwandt ist griechisch Eos = die Morgenröte. Im Nahen Osten hiess sie Astarte (gemäss Barbara Walker bedeutet ihr Name „Herrin des Schosses“) und wurde als Mutterschaf verehrt. Auch die Göttin Venus als Morgenstern gehört in diesen Kontext. Die Verheissung eines neuen Tages, der Geburt der Sonne. Im zyklischen Weltbild der damaligen Kulturen war der Gedanke der Wiedergeburt wesentlich für das Zusammenweben aller kosmischen Kräfte. Um die Seelen zur Wiedergeburt zu rufen und zu locken, gab es allerhand Bräuche und Riten und Lieder und Tänze.


Mars-Monat März

Für eine Wiedergeburt in die heutige Welt braucht es ganz schön Mut, und diese Entschlusskraft liefert Mars, der rote Planet des Zeichen Widder. Nach ihm benannt ist der Monat März, welcher im alten römischen Kalender der erste Monat des Neuen Jahres war. Der römische Neujahrstag war der Göttin Juno Lucina heilig = „die ans Licht bringende“, welche die Mutter des kleinen Mars war. Vergessen wir nicht, dass jeder Frühlingstrieb aus dem Schwangerschaftswasser einer Mutter (siehe Fischezeichen) entspringt! Das Kind kommt zur Welt und zieht all unsere Aufmerksamkeit auf sich. Bei aller Zartheit ist es ein Wesen von erstaunlicher Kraft, vor allem wenn es schreit! In unserer auf die äussere Oberfläche fixierten Kultur neigen wir dazu, nur dem lauten, aussen Sichtbaren einen Wert zuzuschreiben. Was still verborgen im Hintergrund bleibt, das vergessen wir rasch… So sind auch die mythologisch-historischen Vorgeschichten der Feuergötter, die in Astrologie und Weltgeschehen so im Vordergrund agieren, schon lange aus unserem Blickfeld geraten.

 

Patriarchaler Mars

In der patriarchalen Astrologie gilt Widder als das „archetypisch“ männliche Zeichen unter der „Herrschaft“ des berüchtigten Kriegsgottes Ares-Mars. Er gilt als das „aggressive Urprinzip“ und ist zur Genüge durch seine gewalttätigen Schrecknisse bekannt. Meist wird er abgebildet mit seinem bluttriefenden, todbringenden Schwert. Er ist ein Abbild des patriarchalen Mann-Gottes, der mit seiner kurzsichtigen unbedachten Wut Zerstörung und Vernichtung in die Welt bringt. Sein Prinzip ist Sieg durch Gewalt. Der kurzfristige maximale Profit, der für seine Ziele über Leichen geht. Der lineare Fort-Schritt, der hinter sich eine Wüste lässt. Er verkörpert eine kollektive Erfahrung ausbeuterischer martialisch-männlicher Herrschaft der letzten paar Tausend Jahre. Die gewaltsam-todbringende Kraft. Als solche ist er tief in unser aller Unterbewussten abgespeichert. Er greift an, zerstört, rennt davon und hinterlässt seine Spur der Verwüstung. Wir sehen sie wohin wir blicken.

 

Übeltäter integrieren?

Kein Wunder, gilt er in der klassischen Astrologie als Bösewicht und Übeltäter. Von daher finde ich es unverständlich, dass seine bildliche Darstellung heute immer noch unhinterfragt als sogenannt „archetypische“ Qualität verkauft wird. So als ob Mars und todbringender Mann seit Ewigkeiten als naturgesetzliche Einrichtung bestünden.
Welche Frau will schon so einen „Animus“ in sich „integrieren“, wie es immer wieder psychologisch gefordert wird? Also ich sicher nicht. Alle Versuche der Umdeutung seines blutroten Schwertes in ein Lichtschwert oder alle mental-akrobatischen Bemühungen für eine gedankliche Sublimation dieser Marskraft mögen auf der Ebene des rationalen Verstandes halbwegs gehen. Aber auf den tiefergelegenen Ebenen des Unterbewusstseins funktionieren sie nicht. Das Unbewusste spricht in Bildern. Hier sind unsere emotionalen und körperlichen Erfahrungen gespeichert. Das weibliche Unterbewusstsein wird sich dagegen wehren, dieses traditionelle Marsbild nochmals in sich aufzunehmen. Und jede Frau, die den Feind trotzdem in ihr Bett nimmt, muss sich nicht wundern, wenn er das Messer zückt.

 

Die Schöne und das Biest

Krasse Worte? Nichts mehr als Realität. Die Beschönigungen einer harmoniesüchtigen Venus sind hier nicht angebracht. Mars spricht Klartext. Zu lange haben wir verletzendes Verhalten vertuscht und verschwiegen, vor allem in der eigenen Familie. Frauen haben nicht reagiert. Die patriarchale Venus wurde von ihrer eigenen Marskraft abgeschnitten und zur Schwachheit gezüchtet. Wie weichfellige Haustierli ohne Zähne, die aufgrund züchtungsbedingter Deformationen kaum mehr gehen können. Darum sucht die schwache Venus ihren Mars meist in der Aussenwelt, in männlicher Verkörperung. Sie sehnt sich nach dem starken Mann und fühlt sich selber unerfüllt. Liebe Frauen, nichts gegen Partnerschaft, wirklich. Aber dieses Spiel zweier „Halbheiten“ kann nicht gut gehen. Die psychologischen Mechanismen sind im Horoskop und im Leben abzulesen. Die Folgen sind bekannt. Die schwache Schöne und das brutale Biest sind Produkte des Patriarchats. Beide sind krank und bedürfen der Heilung, d.h. der Ganzwerdung. Wie wären Partnerschaften zwischen ganzheitlichen Frauen und ganzheitlichen Männern? Sie hätten Auswirkungen in Politik, Wirtschaft, Natur. Die Welt würde anders aussehen. Die Tür steht uns offen!

 

Der grüne Mann

Aus der Matriarchatsforschung erfahren wir, dass es im Laufe der Menschheitsgeschichte andere Geschlechtermodelle gab als die uns tradierten. Ursprüngliche Lebenssymbole wurden dann aber ins Gegenteil verkehrt. Bevor Mars zum römischen Kriegsgott mutierte, war er ein lebenspendender Vegetations- und Fruchtbarkeitsheros, der sehr verehrt wurde, weil er für das neue Wachstum der Pflanzen zuständig war. In manchen Volksbräuchen tritt er heute noch auf als „wilder grüner Mann“. Seine Spur hinterliess keine Verwüstung, sondern wo er hintrat wuchsen Klee und Blumen aus dem Boden: das Land wird grün, überall spriesst das frische Gras! Eine Erinnerung daran, dass die Erde nicht immer nur weiblich gesehen wurde. Zumindest ihre Vegetationskraft wurde auch männlich dargestellt.  Dieser Mars ist die wilde Kraft, die das Leben anlacht!Hildegard von Bingen nannte sie Viriditas, die Grünkraft (übrigens im Lateinischen ein weibliches Wort). Sie ist die göttlich-schöpferische Energie, die Neues hervorbringt, die elementare frische Lebenskraft des Frühlings.

 

Der rote Mann

In der Astronomie ist Mars der rote Planet (schaut ihn an am Himmel!). Bevor sich aber Mars rötete vom Blut seiner Feinde, war er rot vom eigenen Blut (und noch früher vom Blut seiner Mutter), das er opferte für die Fruchtbarkeit des ganzen Stammes. Männliche Blutopferriten finden wir bei vielen Völkern. Der Vorgänger des römischen Mars hiess bei den etruskischen Bauervölkern Maris, für die Perser war er Martiya, ein heiliger Erlöserkönig (daher das Wort Märtyrer). In der griechischen Mythologie finden wir Teile von ihm als Satyr Marsyas, der an einer Tanne geopfert wurde. Sein indoeuropäischer Vorläufer war Rudra, der Rote, der geboren wurde von der dreigesichtigen Jungfrau-Mutter Marici, der Göttin des Morgens und des Neuen Jahres. Geopfertes Männerblut, um die Erde zu befruchten, hatte lange Tradition. An ihre Stelle traten meist Tieropfer, Widderlämmer. Der christliche Jesus, der sein Blut opferte und wiederauferstand, steht ganz in dieser Tradition. Am Anfang dieser roten Reihe steht jedoch Adam, der Sohn der Mutter.

 

Blutgeschichte

Für die Wieder- bzw. Widdergeburt des Lebens waren stets die Frauen zuständig. Sie waren Repräsentantinnen der Grossen Göttin und somit Trägerinnen der roten Lebenskraft. Diese Kraft ist es, die Frauen zur Geburt befähigt und Kinder in die Welt hinaus befördert. Im sumerischen Tierkreis war Enkidu („Mann der guten Erde“) das Widderkind, hervorgebracht von der Schöpferin und Fischegöttin Aruru (sie hiess auch Mama oder Mami). Sie schuf den ersten Menschen aus Lehm und hauchte ihm ihren Atem ein. So wie auch Adam („Mensch“) ein Geschöpf der Urmutter war, gemacht aus der weiblichen Erde (hebr. adamah), rot gefärbt von ihrem Blut (dam). Seit Urzeiten galt das weibliche Blut als Träger der Lebenskraft. Aus ihm entstanden die Kinder. Wenn wir auf diesem Weg die Blutspuren der Geschichte bis zu den weiblichen Ursprüngen erforschen, finden wir andere Assoziationen zum Blut: nicht gewaltsam vergossen, todbringend, sondern aus dem Schoss der Frauen fliessend, lebenbringend. Menstruationsblut hat auch heute noch vielerorts fast magische Macht. Es ist die rote Macht des Lebens, die Männer oft zu imitieren suchten. Gerade bei Initiationsriten in die eigene Männlichkeit waren blutige Verletzungen an den Geschlechtsorganen gefordert. Selbstverletzung bis aufs Blut als Suche nach Lebenskraft ist heute leider auch Frauenthema.

 

Am Anfang war die Mutter

In vielen Mythologien finden wir das göttliche Sonnenkind als Widdergott, geboren von der Grossen Mutter (z.B. der ägyptische Amun-Re und der kretische Zeus). Bei den Kelten war Mars der jugendliche Maponos = „Sohn der Grossen Mutter“. Am Anfang war stets die Mutter, das ist die natürliche Bedeutung von „Matriarchat“ (arche = Anfang). Seit Anbeginn der Menschheit ist Gebären eine weibliche Angelegenheit. Also könnten wir das Widderzeichen und seinen Planeten genauso gut als „archetypisch“ urweibliche Kraft definieren. Mars als weibliche Geburtskraft! Für die traditionelle Astrologie wäre das ein Quantensprung, den sie noch nicht verkraften kann. Eine Provokation, eine Zumutung! Astrologieanders jedoch zieht es vor, die Qualitäten der Zeichen und Planeten von ihren geschlechterstereotypen Zuordnungen zu befreien, denn sie wirken in beiden Geschlechtern. Am besten gelingt das mit der Sprache der Natur, die nicht an polarisierte Wertungen gebunden ist. Und es liegt mir weiss Göttin fern, die Kraft der Frauen nur auf ihre Gebärfunktion zu reduzieren. Widder ist schliesslich nur ein Aspekt unter vielen. Interessant ist jedenfalls, dass beim Sternbild am Himmel über dem Kopf des Widders ein Dreieck steht: seit Urzeiten das Schossdreieck der Göttin, aus welchem die Kinder Kopf voran geboren werden!

 

Mars im Dienst des Lebens

Was heute noch ein Gott der Gewalt ist, stellte einst seine Kraft dem Leben zur Verfügung. Es gab früher andere Mars-Verkörperungen und somit andere Modelle für Männlichkeit, denn unsere Bilder sind geformt vom Denken und Empfinden der gerade aktuellen Zeit und Kultur. In matriarchalen Gesellschaften, bevor die Sonne omnipotent wurde, waren die Männer stark mit dem Mond verbunden. Gefühlsstarke Mond-Männer, sozialisiert in einem friedlichen Weltbild und in einer zyklisch-verbundenen Kosmologie. So wage ich die mutige These, dass vor dem Patriarchat die Kraft der Männer kollektiv-archetypisch das Leben förderte. Paradigmenwechsel retour: Mars als Lebens-Trieb in den tiefsten Schichten unserer Psyche. Erst mit dem Vernichtungswahn des dunklen Zeitalters (Kali Yuga) wurde er zum blutigen Schwert, zum bösen Übeltäter in Welt und Astrologie. Also besteht noch Hoffnung.

 

Paradigmenwechsel vorwärts

Was tief in der menschlichen Psyche vorhanden ist, kann wieder neu geboren werden. Wir leben in der grossen Zeitenwende und sind aufgerufen, neue Bilder für die Geschlechter zu kreieren. Inhalte tiefer Schichten sind jetzt wieder erreichbar, und somit auch die Quellen früherer Zeiten, aus denen wir Inspiration für die Zukunft schöpfen können. Wir sind heute aufgefordert zu einer Neugeburt der ausgedienten „Geschlechter-Archetypen“. Neue Männer und neue Frauen braucht das Land! Wir brauchen Projektionsfiguren von starken Frauen und von Männern, die dem Leben dienen. Barack Obama könnte so eine neue Mars-Figur sein. Schwerter zu Pflugscharen (Prophet Micha 4,3). Das gleiche Material (Eisen) kann destruktiv oder (lebens-) produktiv eingesetzt werden. Die Absicht und das Ziel entscheiden über die Handhabung. Genauso steht es mit dem Mars. Er ist ein dynamisches Werkzeug! Mars setzt unseren Willen in die Tat um. Er braucht die klaren Anweisungen unserer Ich-Instanz. Wofür setzen wir ihn ein?

 

Der andere Mars

Mars, oder wie immer wir ihn nun (um-)benennen wollen, ist die archaische Frühlingskraft, die nach aussen tritt. Sie will zutage-treten und sichtbar auf-treten. Herangehen (von lat. aggredere) ans Leben und die Menschen. Antriebskraft für jeden Schritt vorwärts. Mars macht mobil, motiviert uns, treibt uns hinaus aus dem Haus. Kraft durch Bewegung. Will sich schöpferisch entfalten, Energie umsetzen. Ermächtigt durch Machen. Gibt Kraft zum Handeln und Kraft durch das Handeln! Seine natürliche Aggressivität dient dem Erhalt des Lebens, nicht dessen Vernichtung. Er will beleben, aktivieren, verjüngen. Verhilft dem Leben zum Durchbruch. Ihr seht, wir haben viele positive Entsprechungen für dieses Prinzip. Es liegt an uns, sie zu wählen und umzusetzen. Jeder und jede hat einen Mars im Horoskop. Die neue Zeit ermöglicht neue Bilder von Kraft und die Zukunft wird das Geschlechterverhältnis ebenbürtig manifestieren.

 

Widder und Waage

Gewandelte Mars und Venus, sie sind ein tanzendes Polaritäten-Paar, beide im Gleichgewicht, sie tanzen in die Zukunft, in ein neues Bewusstsein. Doch vorderhand sind wir noch konfrontiert mit den alten Rollenmustern:
Der patriarchale Widder-Mars ist Feind der Waage-Venus auf der anderen Seite. Krieg zerstört den Frieden, vernichtet Schönheit. Doch Achtung, im patriarchalen Rollenmodell sind beide Seiten verzerrt: Hier egozentrischer Bösewicht, dort angepasstes Liebfrauchen. Selbst emanzipierte Frauen dürften diese Konstellation kennen. Wobei es auch heilsam sein kann, die oberflächliche „Harmonie“ einer patriarchalen Venus mal zu zerstören. Falscher Friede kann sich nicht ewig vor dem Konflikt drücken. Irgendwann kommt immer die Stunde der Wahrheit, wo die Auseinandersetzung nicht länger aufgeschoben werden kann. Aber bitte, die Art und Weise ist auch hier entscheidend. Wenn der Mars hier nur mit seinem Schwert rücksichtslos dreinfährt, wird er nicht nur sein Gegenüber, sondern letztlich immer auch sich selber verletzen. Bekannt ist auch der Fluchtreflex des Mars. Mit Vorliebe entfernt er sich vor Bindung (Venus) und Verantwortung. Am liebsten würde er nie erwachsen werden und ohne Grenzen wild herumstreunen, immer schnell weg von den Konsequenzen seines Tuns.

 

Gleichgewicht der Kräfte

Es geht um die Gesundung beider Seiten. Sowohl Venus wie Mars sind aufgerufen zur Selbstverantwortung für ihre eigene Ganz-werdung = Heilung. Diese Arbeit lässt sich nicht delegieren. Keiner kann auf Kosten des Gegenübers leben, ohne dafür später die Rechnung bezahlen zu müssen. Dabei geht es nicht nur um äusserliche Energieformen (z.B. Geld), sondern auch um Missbrauch auf energetischer Ebene (Emotionen, Gedanken). Solche einseitigen „Geschäfte“ gehen nur kurzfristig scheinbar auf. Wenn wir etwas weiter blicken als bis zur eigenen Nasenspitze, sieht bald alles anders aus. Spätestens bei der nächsten Wiedergeburt könnten wir Gelegenheit erhalten, das Thema vom gegenüberliegenden Standpunkt aus zu sehen und erleben. Insofern ist Partnerschaft eins der grössten „Schulzimmer“ in der Lebensschule. Hier lernen wir am meisten über uns selbst.

 

Wiedergeburt der Frauenkraft

Also Frauen, erwacht und entdeckt euren Mars! Wo immer er in eurem Horoskop aktiv wird, könnt ihr wieder einen frischen Anfang machen. Dort wirkt diese belebende Frühjahrskraft, die alles neu macht. Dort wo Widder wirkt, neigen wir aber auch dazu, unsere Energie impulsiv rauszupulvern. Wenn wir hier nicht auf die ausgleichende Waage hören, laufen wir in burnout-Gefahr. Nehmt eure Marskraft wieder selber in die Hand, statt sie von aussen dirigieren zu lassen, dann ist Schluss mit der Opferrolle. Dann könnt ihr Frühlingswege beschreiten und dem Leben wieder die Bahn frei machen. Dort findet ihr die Kraft, euch durchzusetzen und für eure Anliegen zu kämpfen. Tut es für das Leben und hört auf, wo es zerstörerisch wird. Äussert eure runtergeschluckte Wut oder rennt und schwitzt sie aus dem Körper. Mars will geäussert werden, sonst wirkt er innerlich destruktiv. Geht in die Handlung und zeigt euch aktiv! Jede Frau, die ihre Kraft lebt, verändert damit das Energienetz der Erde. Lebenskraft in weiblicher Gestalt wird immer häufiger nach aussen sichtbar. Achtet mal darauf, wie Frauen in Presse, TV und Kino dargestellt werden. Wandel ist unterwegs.

 

Sprung ins Leben

Spring heisst auf Englisch Frühling, Quelle, Brunnen. Der feurige Widder springt aus dem Quellschoss der Fischemutter hinaus ins Leben. In der mythologischen Bildersprache springt er oft aus dem magischen Zauberkessel der Göttin (Symbol der Gebärmutter mit ihrer transformierenden Hitze). Warmes Blut ist eine Synthese der Elemente Feuer und Wasser. Und Feuer kommt aus dem Wasser, erstaunlich! Psychologisch gedeutet liesse sich vereinfacht sagen: all unser Tun (Feuer = handeln) entspringt einer Motivation auf emotionaler Ebene (Wasser = Gefühle). Was uns gefühlsmässig bewegt, lässt uns äusserlich aktiv werden.

In diesem Sinne, liebe Frauen, gebt euren Gefühlen Ausdruck und lasst uns ins Leben springen!


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