Im Zeichen der Zwillinge
20. Mai bis 21. Juni 2009

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Seite an Seite auf dem Thron (aus einer Bibel des 12. Jh.)
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Sedna nährt ihre Zwillingskinder (aus der nordamerikan. Inuit-Mythologie)

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Hoch und immer höher steigt das Licht! Die Helligkeit dieser Jahreszeit erfüllt sogar die Nacht, sodass es nur noch ein paar wenige Stunden dunkel wird zwischen dem Verklingen der Abenddämmerung und dem Anbruch des frühen Morgens. Die ganze Vegetation strebt dem Himmel zu, die Pflanzen wachsen in die Höhe, in der Luft singen und schwirren die Vögel. Das Jahresrad nähert sich seinem Höhepunkt.

 

Patricia Ertl

19:05:2009

 

Veränderliche Luft

Das Zwillingezeichen ist veränderlich und gehört zum Element Luft. Da weht der Wind, wo er will. Mal hierhin, mal dorthin, und nirgends ein Verweilen! Die Qualität dieses Zeichens erinnert mich an Schmetterlinge, die „Vögel des Sommers“. Sie gaukeln wie bunte Blumen durch die Lüfte, von Blüte zu Blüte, von Farbe zu Farbe, von Duft zu Duft, anmutig, leicht und zart. Wenn du sie anfassen oder gar festhalten willst, wirst du sie beschädigen oder gar töten. Luftige Wesen lassen sich nicht halten, sie brauchen weiten Raum der Freiheit. Ein Vogel in einem Käfig ist ein trauriger Anblick, auch wenn seine Volière scheinbar genug Raum bietet. Das Wesen der Luft ist grenzenlos, es dehnt sich aus bis in den Himmel.


Die Gedanken sind frei

Zwillinge als Luftzeichen bewegen unseren Mentalraum mit endlosen Gedanken. Sie sind immer interessiert, wollen das Neuste wissen, haben tausendundeine Ideen und fragen ständig „Warum?“! Das deutsche Volkslied (siehe Titel), dessen Ursprung bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, preist die Freiheit der Gedanken. Doch wie frei sind wir wirklich mit all dem, was in unserem Kopf abläuft? Spätestens beim Gedanken, uns von den tausend Gedanken, die uns nonstop den lieben langen Tag durchs Gehirn flitzen, auch mal zu distanzieren, merken wir, wie unfrei wir tatsächlich sind. Denkpause ist leichter gesagt als getan. Zur Distanznahme, gewissermassen zur eigenen Supervision unserer inneren Dialoge, wäre der Gegenpol, das Zeichen Schütze aufgerufen. Mit ihm könnten wir uns sozusagen über unseren täglichen (oder nächtlichen) Gedankensalat erheben und wie ein Adler ruhig kreisend über das Geschwirr der Spatzen in den Büschen herabsehen.


Denkpause

Auf dem spirituellen Weg ist die Meisterung der Gedanken eine der schwierigsten Aufgaben. Bewusstsein über das eigene Denken und die tatsächlich freie Wahl unserer Gedanken ist ein hoher Anspruch, dem nur ganz wenige nachkommen oder der nur für kurze Zeit gelingt. Den Kopf mal leer bekommen, wenn er schier raucht vor angestrengtem Nachdenken, das ist hohe Kunst. Unsere westlich-moderne Kultur ist in extremem Mass von Merkur, dem Zwillinge-Planeten beherrscht. Das logisch-analytische Denken und die Vorstellung einer entsprechenden Schulbildung bestimmen das Mass sämtlicher Berufsausbildungen in der westlichen Welt. Nichts zu denken ist geradezu undenkbar. Dass es auch andere Erkenntniswege gibt, wird hier nicht anerkannt. Knapp toleriert wird’s, wenn du in deiner Freizeit in eine Meditationsgruppe gehst oder beim Wandern, Singen, Tanzen der Intuition die Tür öffnest, indem du alle Gedanken einfach vorüberziehen lässt oder sie rausschwitzt, bis sie weg sind und innerlich Ruhe einkehrt.


Stille im Kopf

ist ein tatsächlicher Ort von Freiheit, für Zwillinge aber eine grosse Herausforderung. Ihre Gedanken sind rastlos unterwegs, an mehreren Orten gleichzeitig, am liebsten in verschiedenen Sprachen. Dabei wäre es für sie genau die „Wolke Nr. 7“, von wo aus sie erkennen könnten, was für einen Schmarren sie meist Stunde um Stunde zusammendenken. Vergessen wir nicht: Den Gedanken folgt Energie! Und wo die Energie sich sammelt, entstehen Formen, bis zur Manifestation. Wenn wir uns mal vorstellen, was für Gedankenformen wir so einen Tag lang produzieren, was käme dabei wohl raus?... Gewiss würden Manche von uns erschrecken über diese eigenen Schöpfungen.

 

Mentale Luftverschmutzung

Seien wir uns bewusst: mit unseren Gedanken erschaffen wir Wirklichkeit, die eigene und die der Welt, in der wir leben. Die Atmosphäre der Erde ist heute so verschmutzt wie noch nie. Mit Abgasen von Industrie und Autoverkehr, Russ, Rauch, Chemikalien, Smog über den Städten, mit Kunstlicht und mit Tonnen von Abfällen aus der Raumfahrt. Der Schmutz in der Luft ist so dicht, dass nur noch hoch in den Bergen die Sterne klar beobachtet werden können. Analog dazu steht es im Luftraum unserer Selbst. Was da alles für Schrott herumkreist! Umweltverschmutzung meint immer auch uns selbst, bezogen auf Himmel und Erde in unserem Innern.

 

Gedankenreinigung

Um wieder klaren Kopf zu bekommen, sind regelmässige Mentalraumreinigungen nötig. Zur eigenen Luft-Hygiene, so wie das Duschen und Zähneputzen. Die spirituellen Wege aller Völker geben dazu ihre Empfehlungen und rituellen Vorschriften. Heute, im beginnenden Wassermannzeitalter (auch ein Luft-zeichen!), haben wir als Individuen selber die Freiheit zu entscheiden, welche dieser zahlreichen Wege wir wählen wollen. Wir können Atemübungen machen, Mantras singen (in der christlichen Tradition hiess das „Rosenkranz beten“, mit starkem Bezug zur göttlichen Mutter), oder uns einfach nur in der Natur bewegen. Ziel ist, den „Kopf frei zu kriegen“. Einen klaren Luftraum in sich zu schaffen, der eine scharfe Weitsicht ermöglicht, das ist eine Fähigkeit, die dem Zwillingezeichen als Potential innewohnt. Wenn sie die Macht der klaren Gedanken erkennen, können sie damit sehr kreativ und schöpferisch werden.


Odem des Lebens

Nicht umsonst wird in vielen Religionen erzählt, wie uns das Leben eingehaucht wurde von der göttlichen Macht (je nach historischem Kontext war es Gott oder Göttin). Es ist der Atem, der uns lebendig macht. Wir können problemlos für längere Zeit ohne feste Nahrung auskommen, sogar mehrere Tage ohne zu trinken. Aber ohne Luft lässt sich nicht leben. Luft ist Trägerin von Lebensenergie, die alles durchdringt. Sie verbindet uns mit allem und jedem. Unser Ausatem wird zum Einatem der Anderen und umgekehrt. In vielen Mythologien wird erzählt, wie Gott/Göttin das Leben schuf durch das Wort oder tanzend mit einem Lied. Shiva schuf den Kosmos durch das Wort OM. In der Tat liegt in unseren Worten viel Kraft!


Mentales Fastfood oder Bio-Wörter?

Mit Worten können wir verletzen, zerstören oder heilen. Völker aller Länder tradierten ihr Wissen und ihre Weisheit durch Geschichten, Gedichte und Lieder. Ihre Weisen konnten schier endlose Verse auswendig, das heisst „par coeur“ auf Französisch und „by heart“ auf Englisch. Sie trugen die Worte nicht nur im Kopf, sondern im Herzen ("inwendig") und gaben sie weiter an jene, die ihrerseits mit offenem Herzen zuhören konnten. Heutzutage sind beide Seiten degeneriert. Die Medien überschwemmen uns mit endlosen Negativbotschaften, Handy, TV, SMS, Internet, Schnellzeitungen im Zug und auf der Strasse, von überall werden wir überflutet mit mentalem Fastfood, billig und oberflächlich. Wenn wir uns all diesen Kanälen öffnen, brauchen wir uns über die Resultate nicht zu wundern. Statt uns gegen die Medienflut abzugrenzen, haben wir uns das Zuhören abgewöhnt. Scheinbar keine Zeit dafür. Doch das Wassermannzeitalter verlangt von uns die Übernahme von Verantwortung (es ist ein Saturnzeichen!), für welche der unzähligen Wellenlängen im Äther wir uns öffnen. Bewusster Umgang mit Informationen. Da ist persönliche Selektion dringlich angezeigt, wenn wir nicht am Smog der mentalen Atmosphäre ersticken wollen.


Erinnerung an Zauberworte

Warum fangen wir nicht wieder an zu singen? Ich bedaure oft, dass hier in der Schweiz das Singen praktisch ausgestorben ist. Vielleicht kannte man es noch in der Familie oder erinnert sich an die Schulreisen von früher. Aber in der Öffentlichkeit existiert es sozusagen nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu anderen Ländern, wo oft noch auf der Strasse gesungen wird, bei Feiern und Festen und Zusammenkünften aller Art. Volkslieder oder sakrale Lieder transportieren grosse Energie. Das Mantra-Singen in Indien hat eine jahrtausendealte Tradition als spiritueller Weg, weil damit die eigene Schwingung stark erhöht werden kann. Auch wir kannten diese Heilwege, nur sind sie bei uns in Vergessenheit gesunken, sie schlafen in unserem Unterbewusstsein, könnten aber geweckt werden, denn „es schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“ (Joseph von Eichendorff)


Ruach, die weisse Taube

Das hebräische Wort für den „Heiligen Geist“ heisst Ruach und ist weiblich. Sie ist der heilige göttliche Atem, der uns inspiriert und belebt. Sie ist Geist, Atem, Wind. Unsichtbar, aber dennoch die mächtigste Lebenskraft, ohne die wir nur wenige Minuten überleben könnten. An Pfingsten, fünfzig Tage nach Ostern, wird ihre Inspirationskraft gefeiert. Dieses Fest gehört zur Zwillingezeit so wie die Taube, das Symbol für die Ruach. Es ist kein Zufall, dass die christliche Maria so oft mit einer weissen Taube dargestellt wird. „La Paloma Blanca“ war zu matriarchalen Zeiten das Begleit- und Symboltier der Grossen Göttin und ihrer lebens-spendenden Kraft., der Geist der Liebe. Wir finden sie z.B. bei Sophia, Aphrodite, Venus, und der iranischen Anahita. Die sumerische Liebesgöttin hiess „Iahu“ = die „Erhabene Taube“ (aus ihr wurde später der patriarchale Jahwe). Als Botin der Göttin ist die Taube bis heute ein Symbol des Friedens. Maia, die Mai-Göttin und Mutter des Merkur-Hermes, war eine der sieben Plejaden = griech. Tauben, Töchter der Aphrodite-Pleione. Gemäss Barbara Walker ist das semitische Wort für Taube „ione“ verwandt mit dem Wort YONI und der Göttin UNI (>Uni-versum) oder JUNO, der namengebenden Göttin des Monats Juni.


Botin der Göttin

Sinnigerweise dienen Brieftauben schon seit alters her als Überbringerinnen von Botschaften, ganz gemäss dem Zwillingeplaneten Merkur (griech. Hermes), der als geflügelter Götterbote die Nachrichten zwischen Himmel und Erde hin- und hertrug. Ganz allgemein gelten Federn bei vielen Naturreligionen als Symbole der Verbundenheit zwischen diesseits und jenseits. Wer sich mit (eigenen!) Federn schmücken durfte, war empfänglich für die Botschaften der Geister. Oder der Engel, die ja bekanntlich auch als geflügelte Wesen erscheinen, oder uns berühren, flüchtig wie ein sanfter Windhauch. Im Orakel des griechisch-antiken Dodona, dem ursprünglichen Heiligtum der Grossen Gaia, sprach eine Taube aus der heiligen Eiche. Das weibliche Pendant zum männlich dargestellten Merkur ist Iris, die Botin der Göttin Hera. Ihr Name leitet sich her vom griechischen Wort für Regenbogen. Iris als Mittlerin zwischen Himmel und Erde ist die Personifikation dieser transparenten Lichtbrücke zwischen göttlichen und menschlichen Gefilden.


Von Dualität und Polarität

Als Himmel und Erde noch miteinander verbunden waren und die Menschen mit Natur und Geistern noch in Einheit lebten, da war das Zwillingezeichen noch Ausdruck der Vermehrung und Verjüngung des Lebens aus sich selber heraus. Aus eins wurde zwei und viele. Die ALL-umfassende Göttin gebar aus sich die Vielheit der lebendigen Erscheinungen. Die erste Verdoppelung in zwei geschieht bei der ersten Zellteilung und später bei der Geburt: aus der Einheit der schwangeren Mutter wird ein Kind geboren, nun sind da zwei (oder mehr)! In frühen matriarchalen Mythologien oder Bildern ist diese Zweiheit dargestellt als Mutter-Tochter bzw. als Göttin, die sich selber in ihrer Tochter verjüngt, z.B. bei Demeter und Kore, Dana und Brigit, Anna und Maria. Ein anderes Bild zeigt die Göttin als Mutter zweiter Kinder, Zwillinge auf ihrem Schoss, Sinnbild der Vervielfältigung des Lebens. Oder die Göttin selber wird dargestellt als Schwarze und Weisse, in sich vereinigend die beiden Aspekte von Leben und Tod, Materie und Geist, diesseits und jenseits. Als solche zeigt sie sich z.B. als doppelköpfige Schlange = der Ursprung des Yin-Yang-Symbols. (Die beiden Schlangen sind übrigens immer noch zu sehen am Stab des Merkur-Hermes.)


Sowohl als auch

Die Zwillinge am Himmel sollen die beiden Dioskuren (Söhne des Zeus) Kastor und Pollux darstellen. Sie wurden geboren aus dem Ei der Göttin Leda, welche der milchgebenden Göttin Lat (siehe vorangehendes Zeichen Stier) entspricht, der Mutter des vorrömischen Latiums (daher die Sprache Latein). Die Zwillinge waren unzertrennlich, jedoch war der eine sterblich, der andere ein Halbgott. Als Kastor in einem Kampf starb, bat der trauernde Polydeukes seinen göttlichen Vater, ihm die Unsterblichkeit zu nehmen, damit er wieder mit seinem Bruder vereint sein könne. Zeus ermöglichte ihm die Lösung, abwechselnd mal beim Bruder im Hades, mal bei den Göttern im Olymp zu sein (typisch Zwillinge: das eine tun und das andere nicht lassen). Diese Geschichte zeigt schön die wechselhaften beiden Seiten der Zwillinge. Ein Teil ihrer Seele gehört in den Himmel, wo alles so viel leichter wäre, doch der andere muss sich hier unten durchschlagen: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ (Goethe, Faust). Ein Spiegel der Dualität von oben und unten in jeder inkarnierten Seele. Doch durch ihre Liebe und die Sehnsucht zueinander können die beiden ihre Verbindung aufrechterhalten. So wie unsere Seele des Nachts auf Himmelreisen geht und am Morgen wieder herabkehrt in den Körper.


Shaher und Shalem

Doch wo Zwei sind, kann Konflikt und Entzweiung geschehen. Der grosse „Krieg im Himmel“ und seine Entsprechungen auf der Erde, insbesondere der gewaltsame Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat, wird in vielen mythologischen Geschichten bildhaft erzählt. So hiessen im Lande Kanaan die Zwillingsgötter des Morgen- und Abendsterns (Venus) Shaher und Shalem. Sie wurden gleichzeitig geboren aus dem Schosse Helel der Göttin Asherah. Und obwohl Shalim zu seinem Bruder das Wort des Friedens sprach „Shalom“ (hebr.), „Salaam“ (arab.), „Shanti“ (sanskrit), begehrte doch Shahar den Thron des Sonnengottes und wurde in der Folge „wie ein Blitz“ vom Himmel herunter gestossen. Dasselbe Motiv finden wir in der Bibel, wo Luzifer, der „Lichtbringer“     (= Bezeichnung für den Morgenstern im Rom des ersten vorchristlichen Jahrhunderts), als Blitz in die Unterwelt geschleudert wird.


Patriarchaler Krieg

Im Patriarchat wurden die Lebensverbindungen gewaltsam getrennt. Wo vorher die Zwillinge Hand in Hand einher gingen, traten nun zwei feindliche Brüder auf den Weltenplan, die sich bis zum Tod bekämpften. Solche Brüdermordgeschichten gibt es in der Mythologie zuhauf (interessanterweise taucht das Thema nur in männlicher Gestalt auf): Von Kain und Abel in der Bibel bis zu Romulus und Remus in Rom. Esau und Jakob, die beiden Söhne Isaaks, stritten sich schon im Schosse ihrer Mutter um die Vorherrschaft. In Ägypten sind es die Zwillings-brüder Osiris und Set. In Persien waren es die Zwillingsbrüder Ahura Mazda und Ahriman, zweigeteilt in die Feindschaft von Gott und Teufel. Der Sonnengott Helios und sein dunkler Zwilling, der Schlangengott Python. Der Kampf zwischen Licht und Finsternis. Himmel und Hölle. Die Exzesse dieser feindlichen Dualität finden wir in unzähligen Analogien des Patriarchats, mit tödlichen Folgen. Gut und Böse. Richtig und Falsch. Unversöhnlich! Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder Freund oder Feind. Wehe du bist nicht auf der richtigen Seite!


Vom Umgang mit Gegensätzen

Wir leben unzweifelhaft in einer Welt voller Gegensätzlichkeiten und Polaritäten, die wir endlos hinterfragen können. Das Zeichen der Zwillinge drückt diese Zwei-heit und die damit verbundenen Zwei-fel so treffend aus wie kein zweites. Jede von uns muss sich fragen, wie sie mit diesem Zwiespalt und ihren Fragen umgehen will, am besten bevor sie verzweifelt. Grundsätzlich gibt es dazu zwei Modelle, das trennende und das ganzheitliche. Aufspaltung im Sinne einer Gegenüberstellung kann zwar im besten Sinne Bewusstheit und Klarheit bringen. Doch wenn die Verbindung zwischen den Gegenübers gekappt wird, verliert sich jede Seite in der Isolation. Es wird Zeit, aus dieser Erfahrung zu lernen.


Zwillinge und Schütze

Darum betont Astrologieanders immer wieder die Zusammengehörigkeit der Gegenpole, insbesondere der einander gegenüberliegenden Zeichen. Lange genug hat die westliche Welt das isolierend-analytische Verstandesdenken eines patriarchal reduzierten Merkur gepredigt (vor allem in den sog. Wissenschaften). Es wird Zeit, diese Seite wieder zu ergänzen mit dem bildhaft-ganzheitlichen Denken des Planeten Jupiter, dem Regenten des Schütze-Zeichens gegenüber. So wird Orientierung in der Vielfalt möglich, das Erkennen der Proportionen im Kontext. Kommunikation sucht wieder Sinn statt leere Worte. Nicht nur Wissen sammeln, sondern die Zusammenhänge sehen. Und Sophia mit ihrer Taube suchen, die Göttin der Weisheit… An Pfingsten wird uns das Feuer des Geistes (Schütze = Geistfeuer) aus der Luft geschenkt, es ist „der andere Teil des Gleichen“: Spirit Power umfasst beide Pole.

 

Zugvögel haben ein Ziel

Die umherschwirrenden Gedanken der Zwillinge erinnern mich manchmal an bunte Vögel, die kreuz und quer durch die Lüfte fliegen und dabei Informationen aufpicken und weitergeben. Diese Vielfältigkeit verleitet zur Zerstreutheit. Überall unterwegs, aber nie am Ziel. Um den Gedanken eine Richtung zu geben, braucht es die Integration des Schützezeichens. Dann sammeln sich die Vögel und formieren sich zu einem Schwarm. Gemeinsam richten sie ihren Flug auf ein Ziel, selbst wenn es tausende von Kilometern weit entfernt ist. Woran sie sich dabei orientieren, hat die rationale Wissenschaft übrigens noch nicht wirklich herausgefunden. Solche auf ein Ziel ausgerichtete Gedanken haben eine grosse Manifestationskraft. Von diesen kleinen Vögeln können wir Grosses lernen!


Wissen, Glauben, Liebe

Vor allem wird es Zeit zu erkennen, dass sich auf der Ebene des rationalen Verstandes nicht alle Fragen beantworten lassen. Unsere Wirklichkeit wird vielmehr geprägt von dem, was wir glauben, bewusst oder unbewusst. Eine immer grössere Menge an Wissensdaten führt nicht unbedingt zu Weisheit. Denkt an Goethes Faust, der sprach: „Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ (Tragödie erster Teil). Allerdings sollten wir nicht den gleichen Fehler machen wie er und mit dem Teufel einen Pakt schliessen, wenn wir auf unsere Fragen nicht sofort Antwort finden. Es gehört zur menschlichen Existenz, trotz aller Suche auch mit offenen Fragen leben zu müssen. Eine Hilfe dabei ist die Astrologie. Als merkurische (oder vielleicht besser iris-sche) Brücke zwischen Erde und Sternen, braucht sie sich nicht dem Diktat einer kleingeistigen modernen Wissensherrschaft zu unterwerfen. Vielmehr wird sie wieder bildhaft und mit allen Sinnen erlebbar, zum Staunen wie ein Regenbogen. Entscheidend ist, was Sinn macht. Der legendäre Grosse „Hermes Trismegistos“ lehrte „wie oben – so unten“. Und vergessen wir nicht: über allem steht letztlich die Liebe (1.Korinther 13,13). Denn im Grunde ist alle Vielheit eins, vereint durch die Macht der Liebe, die Gegenpole anzieht und verbindet.


Die Elster gewinnt das Rennen

Eine Zeitlang sah ich jeden Tag, egal wo ich mich hinbegab, selbst mitten in der Stadt, eine Elster. Dieser Vogel mit der perfekten schwarz-weiss-Färbung seines Gefieders ist gleichsam ein fliegendes Yin-Yang. In einer mythologischen Geschichte der Lakota-Indianer ist es die Elster (magpie), die das grosse Rennen der Tiere rund um die Heiligen schwarzen Berge gewinnt. Sie ritt auf dem Nacken des Bisons und flog am Schluss ins Ziel. Dadurch gewann sie das Rennen für die Menschen, die Zweibeiner. Es liegt also in unserer Verantwortung, wie wir mit den Polaritäten umgehen. Am besten ist es, immer wieder ihre Vereinigung zu suchen. Schliesslich bestehen wir Menschen aus vielen Zweiheiten: wir haben zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, zwei Gehirnhälften, zwei Herzkammern, zwei Lungen, zwei Nieren, zwei Arme und Beine, zwei Brüste, zwei Eierstöcke. Nur einen Mund, aber der spricht oft mit gespaltener Zunge… Doch eigentlich sind wir alle Zwillingswesen in uns selbst! Wir alle haben eine Licht- und eine Schattenseite.

 

Yin und Yang

Wo hell und dunkel fliessend ineinander übergehen, in stetem Fluss, da wirken dynamische Kräfte und kreieren schöpferisches Leben. In matriarchalen Zeiten wurde die Vereinigung der Gegenpole in den Ritualen des Jahreskreises gefeiert. In der Heiligen Hochzeit vereinten sich Himmel und Erde, repräsentiert durch Priesterin und König, damit die Fruchtbarkeit des Landes erneuert wurde und das Leben sich vermehrte. Tag und Nacht, Sonne und Mond, Sommer und Winter, überall in der Natur finden wir die Gegenpole, sich ergänzend, sich ablösend, sich ständig wandelnd und ineinander übergehend. Das Gesetz der Symmetrie und Harmonie. In diesem Sinne wäre auch das Geschlechterverhältnis zwischen Frau und Mann denkbar. Wir sind frei, es zu denken! Wenn genügend viele es genügend oft denken, wird es sich manifestieren. Die Veränderung der Welt beginnt im Kopf, der bewegt wird vom Herzen.


Die zwei Säulen

Schon in der Bibel sind sie erwähnt, Jachin und Boaz, die beiden Säulen des Tempels in Jerusalem (Jeru-Salem = Haus des Friedens; soll sich ableiten von Iahu-Salem = Haus der Göttin, Taube), den Salomo, der Sohn König Davids, im 12. Jahrhundert vor Christus bauen liess. Ihre Namen bedeuten „auf Stärke gegründet“ (wir finden sie noch in der Tarotkarte der Hohepriesterin der Göttin der Ganzheit). Und so sollte eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Mann und Frau doch sein. Wie die Säulen im Gedicht von Khalil Gibran, mit welchem er die Ehe beschreibt: „Ihr werdet zusammen sein,…., aber lasst Raum zwischen euch. Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen…So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern… denn die Säulen des Tempels stehen für sich.“ – In jeder Ehetherapie sollte dieses Gedicht „par coeur“ gelernt werden. Voraussetzung für so eine Beziehung ist allerdings, dass jede Säule auch für sich allein stehen kann, mit beiden Beinen auf dem Boden. Erst dann können sie gemeinsam den Himmel tragen. Das Symbol des Zwillingezeichens erinnert uns daran.


Bilder, Bücher und Eichhörnchen

Gedichte wecken Bilder in uns, so wie es auch die Symbole und Geschichten der Astrologie tun. Die Zeit der trockenen Literatur und kopflastigen Forschung ist vorbei. Reines Schulwissen bringt uns nicht weiter. Und was in den Zeitungen steht ist sowieso zweifelhaft. Wer etwas vom Sinn des Lebens erfahren will, braucht Bilder, Poesie, alle Sinne zum eigenen Erleben, die Geschenke der Natur. Drum, liebe Frauen, besorgt euch in der Zwillingezeit anregende Bücher, die euch auf allen Ebenen ansprechen! Seid flink wie die Wiesel, sammelt die guten Wissenshäppchen wie Eichhörnchen. Seid neugierig, folgt eurer Entdeckungs-freude, stellt Fragen und nehmt es mit Humor! Trefft euch mit interessanten PartnerInnen zum Gespräch und tauscht aus, was euren Seelen gut tut. Pflegt eure Gedanken, entsorgt den mentalen Abfall, und gönnt euch erquickliche Denkpausen. Legt euch unter eine Birke ins Gras, spürt den warmen Wind, hört die Blätter wispern, schaut den Wolken zu, lasst eure Fragen mit ihnen ziehen. Und lasst eure Gedanken fliegen wie Tauben, in alle Himmelsrichtungen, den Frieden suchend!

 

Planeten im Zwillinge-Monat:
20.5.2009 – 21.6.2009                              Sonne in Zwillinge
24.5./08.35 Uhr – 26.5.09/08.59 Uhr      Mond in Zwillinge
ist noch rückläufig im Stier (bis 31.5.)    Merkur in Zwillinge
und geht erst am 14.6.09 in Zwillinge


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