Klarer Sieg für die konservative, ländliche Schweiz

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Permanente Bereitschaft im Falle einer Mobilmachung: Auch das gehört zur Schweiz. Bild: swissinfo.
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Ist gespannt auf Analysen die Geschlechter betreffend: Eva Grundl, Chefredaktorin. Bild: Gebhart.

Auslandschweizer

Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sind mit der Waffenschutz-Initiative weniger hart ins Gericht gegangen als die Schweizer Stimmenden generell. Dies zeigt eine kleine swissinfo.ch-Analyse aus 8 Kantonen.
 
In den Kantonen Luzern, Aargau und Appenzell-Innerrhoden sagten die Auslandschweizer anders als die gesamte Kantonsbevölkerung Ja zur Initiative (AI: 50,5% Ja bei den Auslandschweizern zu 27,7% Ja im gesamten Kanton / AG: 51,4% Ja zu 38,6% Ja / LU: 52,7% Ja zu 40,08% Ja).
 
Nein-Mehrheiten gab es in den Kantonen St. Gallen und Thurgau bei allen; bei den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern jedoch deutlich knapper (SG: 51,4% Nein zu 60,8% Nein / TG: 51,8% Nein zu 65,5% Nein)
 
Kaum Unterschiede zeigen sich in den Kantonen Basel-Stadt, Genf und Waadt. Dort stimmten Auslandschweizer wie auch hiesige Bevölkerung Ja.

 

Quelle: Radio SRI/ swissinfo.

Mit dem Nein zur Waffenschutz-Initiative haben sich die ländlichen Regionen der deutschen Schweiz gegen die Romandie und die Städte durchgesetzt. Es ist auch Ausdruck von weiterhin stark verwurzelten Traditionen.

 

Andreas Keiser, swissinfo

14:02:2011

 

Das Feldschiessen, ein Volksfest, das jährlich wiederkehrende "Obligatorische", eine helvetische Tradition, die zu Hause im Schrank gelagerte Armeewaffe als Ausdruck des Grundvertrauens des Staates in den Milizsoldaten. Permanente Bereitschaft im Falle einer Mobilmachung: Das alles ist Teil der Schweiz.
 
Das sei lediglich Teil einer Schweiz und einer Bedrohungslage, die sich längst überlebt habe, relativieren jene Kräfte, für die das Feldschiessen eine unsinnige Knallerei, ein kriegerischer Angriff, und spätestens seit dem Fall der Berliner Mauer ein Hirngespinst von Betonköpfen ist.
 
Die Waffe zu Hause bringt nicht mehr Sicherheit, sie stellt im Gegenteil eine Gefahr dar: So argumentierten die Initiantinnen und Initianten der Initiative und verwiesen auf die mit einer Ordonnanzwaffe begangenen Suizide und Tötungsdelikte.
 
"Der Schutz von Menschenleben ist auch ein schweizerischer Wert", sagte die sozialdemokratische Nationalrätin Evi Allemann, nachdem klar war, dass ihre Partei die Abstimmung verloren hatte und bilanzierte: "Es ist nicht gelungen, dieses Element zum Tragen zu bringen."
 
Ein Ja zur Initiative führe zur Entwaffnung der rechtschaffenen Schweizer und damit zu einem Waffenmonopol für Kriminelle: Mit dieser Kernbotschaft führte die rechtskonservative schweizerischen Volkspartei den Abstimmungskampf.
 
Waffengesetz hat Wind aus Segel genommen
Entwaffnung und Vertrauensentzug auf der einen, Statistiken über Suizide, Tötungsdelikte, Familiendramen und die Armeewaffe als grundsätzliche Bedrohung auf der andern Seite: Der Abstimmungskampf wurde von beiden Seiten emotional geführt.
 
Dass sich schlussendlich die Gegner mit 56% Ja-Stimmen klar durchsetzen konnten, ist auch darauf zurückzuführen, dass das vor wenigen Jahren vom Parlament revidierte Waffengesetz ein Teil der Anliegen der Befürworter aufgenommen hatte.
 
So wird die Armeemunition seither nicht mehr zu Hause, sondern im Zeughaus gelagert. Der Kauf und der Besitz von Waffen wurde strenger geregelt. Die Initiative habe damit ihren Inhalt verloren, argumentierten die Parteien der Mitte im Vorfeld.
 
Die Pole: Genf und Appenzell
Mit 48% liegt die Stimmbeteiligung über dem Durchschnitt bei eidgenössischen Abstimmungen. Ein Blick auf die Resultate in den Kantonen und Gemeinden zeigt, zwei eindeutige Gräben, nämlich einen Stadt-Land-Graben und einen Graben zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin auf der einen und der Romandie auf der andern Seite.
 
So ist die Zustimmung im Kanton Genf mit 61% am höchsten, währendem Appenzell Innerhoden die Initiative mit 73% Nein-Stimmen ablehnt. Zwischen diesen beiden Polen liegen die Ja-Kantone Neuenburg, Waadt, Jura, Basel und Zürich und die Nein-Hochburgen in den Voralpen und Alpenkantonen und den eher ländlichen Regionen des Mittellandes.
 
Zur Armeefrage umfunktioniert
Das Nein der ländlichen Regionen lässt sich mit deren Verankerung in den Traditionen und der entsprechenden Dichte an Schützenvereinen erklären. Dass auch die ländliche Westschweiz der Initiative zu grossen Teilen zugestimmt hat, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Schützenvereine hier eine weniger prominente Rolle spielen und – namentlich im Kanton Jura auch darauf – dass sich die Begeisterung für Armee und Wehrhaftigkeit hier eher in Grenzen hält.
 
In der Deutschschweiz hingegen ist es den Initiativ-Gegnern gelungen, die Abstimmung zu einem Plebiszit für oder gegen eine Abschaffung der Armee hochzustilisieren. Dabei kam ihnen entgegen, dass die Sozialdemokarten als eine der treibenden Kräfte hinter der Initiative vor wenigen Monaten die Armeeabschaffung zu einem ihrer Fernziele erklärt hatten.


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