Im Naturparadies auf einer Insel mitten im Nil

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Brigitte Moustafa-Ritter in ihrem Garten auf der Nilinsel.
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Einst Wohnhaus der Familie Moustafa-Ritter, heute Atelierhaus für Schweizer Künstler.

1954 wurde Brigitte Ritter in St. Gallen geboren. Dort hat sie Arztgehilfin gelernt und ein Jahr im Kantonsspital gearbeitet, als sie den angehenden ägyptischen Arzt Mohammed Moustafa kennenlernte. 1975 heirateten die beiden.

Ab1976 lebte das Ehepaar 6 Jahre in Bremerhaven in Deutschland. In dieser Zeit wurden die beiden Kinder Amira und Karim geboren.

Von 1982 bis 1986 lebte die Familie im Irak, wo Mohammed auf einer deutschen Baustelle zwischen Nasreya und Basra als Betriebsarzt arbeitete.

Im Sommer 1986 kam die Familie nach Kairo und liess sich ein Jahr später auf einer Insel im Nil nieder.

Seit rund 10 Jahren arbeitet Brigitte Moustafa-Ritter als Kanzlei-Mitarbeiterin im Konsulat der Schweizer Botschaft in Kairo.

Ihre Kinder sind inzwischen erwachsen. Die 27-jährige Tochter ist verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern, der 26-jährige Sohn bereitet sich zur Zeit auf sein Staatsexamen als Zahnarzt in der Schweiz vor.

Radio SRI/ swissinfo

Brigitte Moustafa-Ritter hat nie geplant, die Schweiz zu verlassen. Doch das Leben hat sie vor 30 Jahren fort gezogen, und sie hat es nie bereut. Über Deutschland und Irak ist sie schliesslich nach Kairo gekommen.

 

Susanne Schanda

25:04:2010

 

Am Rand der hektischen, lärmigen und verschmutzten Millionenstadt haben sie und ihr Mann sich in einem Naturparadies auf einer Nilinsel niedergelassen.

 

Inmitten von Salatköpfen und Gemüse, umgeben von Hühnern, Schafen und dem Hund Max lebt Brigitte Moustafa mit ihrem Mann Mohammed. Nein, nicht im Emmental, sondern in Kairo. Auf ihrem Gartensitzplatz vor dem Haus, bei Kaffee und Schweizer Schokolade, schauen sie an diesem Freitag den Schiffen auf dem Nil nach.

Das Naturparadies auf der "Geziret el Dahab" (Goldinsel) im Nil haben die beiden im Sommer 1987 gefunden. "Ich wartete mit den Kindern im Auto, während mein Mann sich mit dem Besitzer das Grundstück samt Haus ansah", erzählt Brigitte Moustafa. Nach über einer Stunde sei er zurückgekommen und habe gesagt: "Ich habe es gekauft."

Als vor drei Jahren die Konferenz der Schweizer Städte für Kulturfragen (KSK) anfragte, ob es auf der Insel Räumlichkeiten für Künstler zu mieten gebe, reagierten die Moustafas wieder rasch. Sie boten der KSK ihr eigenes Haus an und begannen umgehend mit dem Bau eines neuen Hauses auf ihrem grossen Grundstück.

"Bereits nach einem halben Jahr war das Erdgeschoss fertig und wir konnten umziehen", erzählt Brigitte Moustafa. In ihrem alten Haus wohnen nun jeweils für 6 Monate drei Kunstschaffende aus drei verschiedenen Schweizer Städten.

 

Psychologische Betreuung

Mit Landsleuten ist die Schweizerin fast täglich in Kontakt, nicht nur mit den Nachbarn auf der Insel, sondern auch durch ihre Arbeit als Kanzlei-Mitarbeiterin im Konsulat der Schweizer Botschaft, wo sie insbesondere für die Betreuung der Auslandschweizer zuständig ist.

"Wir sind für viele Schweizerinnen und Schweizer der erste Ansprechpartner, das geht manchmal bis zur psychologischen Betreuung", erzählt sie.

Heimweh nach der Schweiz kennt Brigitte Moustafa nicht, dafür ist sie wohl schon zu stark in Ägypten verwurzelt: "Ich gehe gerne in die Schweiz in die Ferien, aber bereits nach zwei, drei Wochen werde ich etwas kribbelig", erzählt sie lachend.

Sie gibt zwar zu, dass sie nach wie vor ein bisschen stolz darauf sei, Schweizerin zu sein, aber ergänzt sofort: "Meine Heimat ist klar Ägypten."

 

In der irakischen Wüste

Brigitte Moustafas Weg hat allerdings nicht direkt von der Schweiz nach Ägypten geführt. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie in St. Gallen den Ägypter Mohammed Moustafa und zog mit ihm nach Bremerhaven in Deutschland, wo er seine Ausbildung als Facharzt abschloss.

"Ich hatte nie die Absicht, die Schweiz zu verlassen, aber es schien mir selbstverständlich, meinen Mann zu begleiten", erzählt sie. Und der habe keinen Zweifel offen gelassen, dass er eines Tages wieder nach Ägypten zurückkehren wolle.

Doch die nächste Station nach Bremerhaven, wo die Tochter Amira und der Sohn Karim geboren wurden, war vorerst eine deutsche Grossbaustelle an einem Entwässerungskanal zwischen Nasreya und Basra im Irak. Dort lebte die Familie vier Jahre lang in einer Siedlung in der irakischen Wüste.

 

Islam und Gelassenheit

"Als wir dann Mitte achtziger Jahre nach Kairo kamen, hatte ich anfangs schon etwas den Bammel", erinnert sich Brigitte Moustafa. Doch inzwischen spricht sie Arabisch wie eine Einheimische und für die Bewältigung der kleineren und grösseren Probleme des Alltags hat sie sich eine stoische Gelassenheit zugelegt.

"Ich habe gemerkt, dass ich mit Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten, die das Leben in Ägypten mit sich bringt, besser zurande komme als Ägypter, die eine Zeit lang im Ausland gelebt haben", sagt die Schweizerin.

In Ägypten habe sie schliesslich auch den islamischen Glauben angenommen, obwohl ihr Religion bisher wenig bedeutet habe. "Ich realisierte, dass die Kinder in der Schule Identitätskonflikte bekamen, und begann, mich mit dem Islam auseinander zu setzen", erzählt sie.


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