Eine Pionierin der Moderne

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Selbstbildnis mit Bernsteinkette, um 1905. Leinwand, 34,5 x 27,3 cm. © Paula Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen 2010.
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Bildnis der Schwester Herma mit Artischockenblüte in der erhobenen Hand; April/Mai 1906. Leinwand, 56,5 x 51 cm; © Privatbesitz 2010.

Paula Modersohn-Becker
Pionierin der Moderne
14. März bis 4. Juli 2010

Kunsthalle Krems
Franz-Zeller-Platz 3
A - 3500 Krems-Stein
T: 0043 (0)2732 9080-10
F: 0043 (0)2732 9080-11
E: office@kunsthalle.at
W: /www.kunsthalle.at

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr
ab 9. November 10 bis 17 Uhr

Zu einer Zeit als Frauen recht wenig zählten und nicht viel Recht hatten, kam Eine und nahm sich, was eigentlich Männern gehörte: Das Recht auf Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und das Recht gesund egoistisch zu handeln. Damit setzte sie sich zwei Denkmäler: Eines in der europäischen Kunstgeschichte, die sie als Vorreiterin der modernen Malerei in Europa nach ihrem viel zu frühem Tod entscheidend beeinflusste und eines als stilles Vorbild der Frauenbewegung, die sie durch ihre damals kühne Lebensweise unbewusst mitprägte.

 

Medienmitteilung

16:03:2010

 

Paula Modersohn-Becker, die junge, deutsche Malerin, die sich von Anbeginn ihrer Karriere gegen Restriktionen wehrt, die ihr ein klassisches Frauenschicksal des 19. Jahrhunderts bescheren sollten, zählt zu den außergewöhnlichsten Persönlichkeiten der Kunstgeschichte, deren Größe erst heute richtig erkannt wird. Als eine der Ersten entwickelt die Malerin Bildkonzepte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts unvorstellbar sind. Modersohn-Becker wendet sich ab von naturgetreuen Darstellungen, sie vereinfacht Formen und reduziert aufs Wesentliche, ähnlich ihren Vorbildern van Gogh und Cézanne.

 

Dahinter steht die Überzeugung, sich bei der Konstruktion eines Bildes vom Naturvorbild zu lösen. Die Künstlerin hat damit als eine der ersten einen neuen Weg in der zeichnerischen und malerischen Ausdrucksweise eingeschlagen und sich an den Anfang der modernen deutschen Malerei gestellt. In der Bildgestaltung beschränkte sie sich in konzentrierter Weise auf einige wenige Themen wie Landschaft, Stillleben und Menschendarstellungen. Als große künstlerische Analytikerin menschlicher Existenzen hat sie damit ein neues Bild vom Menschen kreiert.


 

Die Quittung für ihren Wagemut erhielt sie in Form von Kritik: Attribute wie «roh» und «brutal» fallen, Betrachter zeigen sich «fassungslos» und vermissen vor allem «das Empfindsame, das Mütterlich-Frauliche» an den Mutter-Kind Darstellungen, den Akten und Porträts. Und auch ihr Ehemann, der Landschaftsmaler Otto Modersohn, zeigt sich – obwohl er an das große Talent seiner Frau glaubt - angesichts ihrer Entwicklung skeptisch: «Sie fällt in den Fehler alles eckig, häßlich, bizarr, hölzern zu machen. Hände wie Löffel, Nasen wie Kolben, Münder wie Wunden, Ausdruck wie Cretins.» (Busch/Reinken/Werner, Neuausgabe 2007)


 

Paula Modersohn-Becker wurde zu Lebzeiten verkannt. Sie verkaufte nur drei Bilder, eines davon - «Säugling mit der Hand der Mutter» - an ihren Freund den Dichter Rainer Maria Rilke. Heutzutage gilt Modersohn-Becker als eine der herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Sie hat «als erste in der Geschichte der Menschheit den Bann gebrochen, der über dem Leben der Frau gelegen hat. Sie hat der Welt eine neue Kunst gegeben.» (Bohlmann-Modersohn, 2007)


 

Die Retrospektive der mit 31 Jahren verstorbenen Künstlerin in der Kunsthalle Krems ist die erste in Österreich. Mit 85 ausgestellten Gemälden, 60 Zeichnungen und Pastellen wird der beeindruckenden Hinterlassenschaft Modersohn-Beckers Tribut gezollt. In den knapp 10 Jahren ihres Schaffens hat die Künstlerin ein enormes Werk hinterlassen. Von den 750 Gemälden und etwa 1000 Zeichnungen sind die bedeutendsten in der Kunsthalle Krems vertreten. Besonderes Highlight der Schau ist das Selbstporträt der Künstlerin an ihrem 6.Hochzeitstag.

Sie posiert im Halbakt, eine Schwangerschaft andeutend in ihrem Zimmer in Paris, kurz nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat. Die Tatsache, dass die junge Frau alleinstehend einen Kinderwunsch hegt, sorgt 1906 für einen Skandal. Nur ein Mal durfte dieses Bild in den letzten 100 Jahren verreisen. In die Tate Gallery nach London. Ab 14. März 2010 wird es mit zahlreichen anderen außergewöhnlichen Werken in der Kunsthalle Krems zu sehen sein.


Quelle: www.kultur-online.net.


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