Was genau ist ostschweizerinnen.ch und was will
die Plattform?
ostschweizerinnen.ch ist eine
einzigartige Online-Plattform, wo sich Kompetenz, Wissen, Erfahrung und Ideen
treffen: Was Frauen denken, machen und bewirken – was Frauen bewegt. Ein
spannendes Magazin für frauenrelevante und gesellschaftspolitische Themen und
eine vielfältige Vernetzungsplattform. Wir fokussieren dabei auf die Vielfalt von Lebensrealitäten des weiblichen Geschlechts auf unserer Welt. Frauen werden so auf dem öffentlichen Parkett
sichtbar.
Kannst du bitte kurz die Eckpunkte und
wichtigsten Infos zur Entstehung zusammenfassen?
ostschweizerinnen.ch ist die jüngere
Schwester der 19-jährigen, losen Verbindung der St.GallerFrauenNetzwerke (80 Organisationen) und der
16-jährigen FrauenVernetzungsWerkstatt, die jährlich einmal an der Uni St.
Gallen mit zwischen 400-700 Teilnehmerinnen stattfindet. Die Plattform ist im
Jahr 2003, also vor 10 Jahren, aus der
Taufe gehoben worden, dank Finanzierung als sg2003-Jubiläumsprojekt. Am 14. Juni 2013, genau auf den Tag, haben wir das 10-jährige Jubiläum lustvoll in der Lokremise St. Gallen gefeiert.
Du warst von Beginn weg Präsidentin und hast
vernetzt, aufgebaut, gekämpft… Was bedeutet dir persönlich
ostschweizerinnen.ch?
ostschweizerinnen.ch bedeutet mir sehr
viel, weil die frauenspezifische Plattform eine Fortsetzung meiner langjährigen
Vernetzungsleidenschaft und 365 Tage während 24 Stunden sichtbar und nutzbar
ist. Ich trage Verantwortung für die Nachhaltigkeit des sg2003-Projektes. Zudem wird es mir je länger je mehr bewusst, dass Frauen ihren Platz in den Medien und damit auf dem öffentlichen Parkett erkämpfen müssen, weil das weibliche Geschlecht ansonsten in unserer gegenwärtigen Kultur weiterhin in der Bedeutungslosigkeit dahin dümpelt, wie uns dies kürzlich die SRF-Doku "Die Schweizer" schmerzlich vor Augen geführt hat.
Das Aufgebaute loszulassen wird dir sicher nicht
leicht fallen. Du wirst ja aber weiterhin als Redaktionsleiterin tätig sein und
wechselst damit in eine neue, spannende Aufgabe. Warum tust du das?
Journalismus interessiert mich seit langem. In meiner
Familienphase, vor der Gründung von BALance netz St. Gallen vor 25
Jahren, habe ich für Frauenorganisationen und insbesondere für das St.
Galler Tagblatt während 5 Jahren als freie Mitarbeiterin geschrieben.
Auf dieses Lern- und Praxisfeld im Journalismus und auf meine 25-jährige
Arbeit als frauenspezifische Laufbahnberaterin und engagierte
Netzwerkerin in verschiedenen Frauenorganisationen kann ich nun
zurückgreifen. Der Wechsel vom 13-jährigen Engagement als Präsidentin
von ostschweizerinnen.ch in die Redaktionsleitung entspricht meiner
persönlichen Zukunftsperspektive. Nochmals etwas Neues anpacken, Neues
lernen und in der Öffentlichkeit etwas bewirken und bewegen, spornt mich
an. ostschweizerinnen.ch liegt mir sehr am Herzen, und ich werde mit
Leib und Seele alles dafür tun, dass wir im Netz mit einzigartigen
Themen und Berichten, die Frauenanliegen sichtbar machen, noch besser
präsent und vernetzt sind. Im Zuge der Weiterentwicklung der Website
wird auch das Online-Magazin mit interessanten Neuerungen aufwarten, die
ich mit dem Vorstand und meinem erweiterten Redaktionsteam umsetzen und
begleiten werde.
Du gibst dein Mandat als Präsidentin von
ostschweizerinnen.ch auf. Erläuterst du kurz deine Beweggründe?
15 Jahre sind genug (1999 – 2014, erste
Idee, Projektphase und Verein ab 2003).
Es ist höchste Zeit, dass neue und jüngere Kräfte die Zügel in die Hand nehmen. Ich gebe damit meine Entscheidungsmacht auf strategischer Ebene ab, nehme jedoch weiterhin an den Vereinsvorstandssitzungen mit beratender Stimme teil und kann so sehr wohl Einfluss nehmen mit meinen Argumentationen und meiner Frontarbeit. Ich bin also nicht weg vom Fenster dank dem Wechsel in die operative Redaktionsleitung, im Gegenteil, ich stehe mitten drin.
Was wünschst du dir als scheidende Präsidentin
für die Zukunft von ostschweizerinnen.ch?
Wir haben im 2013 die strategische
Weiterentwicklung an die Hand genommen, eine Studie liegt vor, die Michelle Kast als Bachelorarbeit an der FHS St. Gallen erarbeitet hat. Wir befassen uns zurzeit mit der kurzfristigen und längerfristigen Umsetzung und stellen die Weichen, wohin die Reise in den nächsten 10 Jahren geht. Wir setzen bewusst auf ein qualitatives Wachstum. Insbesondere die in der Studie aufgezeigten Megatrends wie "Individualisierung", "Female Shift" und "Konnektivität" geben wichtige Impulse für unsere künftige Ausrichtung und zeigen uns schon jetzt: Wir sind auf dem richigen Weg.
Nun wird ja eine neue Präsidentin gesucht. Was
muss sie in ihrem Rucksack unbedingt mitbringen?
Meine Nachfolgerin
verfügt über eine gute allgemeine und fachliche Ausbildung, über Zeitressourcen und eine gute Portion Lust auf ehrenamtliche Arbeit mit viel Gestaltungsfreiheit und Selbstbestimmung für die gleichwertige Stellung des weiblichen Geschlechtes in Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Eine Haltung für mehr Kooperation statt Konkurrenz ist willkommen. Ihr Interesse - und wenn möglich - ihre Kompetenz in Frauen- und Geschlechterfragen sind von grosser Bedeutung. Sie ist parteipolitisch unabhängig, damit auch eine Politik der Frauen jenseits der Parteipolitik an Gewicht gewinnt.
Frauen im DialogWie sieht deine Wunschkandidatin aus und was
bringt diese mit?
Aus meienr Sicht könnte es eine
Familienfrau sein, die beruflich zurückstuft, aber gleichzeitig eine
Herausfordrung und mit Lernfeld auf dem öffentlichen Parkett sucht. Es könnte auch
eine Berufsfrau sein, die in der zweiten Lebenshälfte noch etwas Neues und
Selbstbestimmtes machen möchte. Oder es könnte eine junge Frau sein, die jenseits
der Erwerbstätigkeit erste Führungserfahrung in einem Nonprofit-Projekt sammeln möchte und gleichzeitig ein gesellschaftspolitisches Engagement in der Zivilgesellschaft übernimmt.
Wie wird die neue Präsidentin unterstützt und
wie in ihre wichtige Aufgabe eingeführt?
Ein Co-Präsidium ist möglich, so könnte die Arbeit geteilt werden. Zudem ist ein Vorstand da, der mitträgt und Verantwortung übernimmt. Die Präsidentin kann auch Fachfrauen aus ihrem Umfeld motivieren, ins Team zu kommen, weil wir infolge der Weiterentwicklung immer mehr auf ehrenamtlich mitarbeitende Frauen angewiesen sind.
Werden noch weitere Vorstandsmitglieder an der Hauptversammlung ihr Amt abgeben oder
darf die neue Präsidentin auf ein eingespieltes Team zählen?
Wir suchen wegen Krankheit und Weiterbildung dringend weitere Vorstandsfrauen für die Ressorts Finanzen und Mitgliederbetreuung.
Wie viel Zeit muss die neue Präsidentin für Ihr Amt pro Woche ungefähr aufwenden können?
Schwer zu sagen. Monatlich findet eine Vorstandssitzung statt, die vorbereitet, geleitet werden muss, dann folgt die Nacharbeit. Viele Aufgaben können gut im Home-office erledigt werden. Der Arbeitsstil, das Organisationstalent und das Engagement spielen eine wesentliche Rolle für das Zeitmanagement.
Nenne mir die grössten Herausforderungen, die
auf sie und ihr Vorstandsteam zukommen
werden?
Es ist dies die Umsetzung der strategischen Weiterentwicklung, die viel Spielraum und Kreativität zulässt. Die Finanzbeschaffung ist ständiges Thema.
Wie siehst du die Plattform in fünf oder zehn
Jahren?
ostschweizerinnen.ch hat ihren Bekanntheitsgrad und das Image erhöht. Viele Frauen und Organisationen sehen den Nutzen und überhäufen uns mit Medienmitteilungen und Veranstaltungshinweisen. Auch sehe ich die Plattform als Koordinationspool für Veranstaltungen, Medienauftritte und vermehrten Kooperationen unter Frauenorganisationen, damit Synergien und Stosskraft entstehen. Mit uns ist zu rechnen. Frauen sind im Aufbruch und führen weiter, was unsere Ahninnen in die Wege geleitet haben...
Besten Dank für das
Interview. Wir freuen uns, dass du weiterhin, wenn auch in neuer Form, mit an
Bord bist und uns von deinen Erfahrungen und deinem grossen Wissen und Netzwerk
profitieren lässt.