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Das neu ausgearbeitete Bildungspaket im Kanton St.Gallen bringt scheinbar Vorteile für alle. Für Bildungsdirektor Stefan Kölliker nun auch jede Menge Ärger, da sich die Lehrpersonen zuerst dazu bekannten, sich nun aber dagegen stellen, weil nie klar kommuniziert wurde, für wen es gelten soll.
Käthi Reifler
28:02:2012
Diskriminiert das neue Bildungspaket die Frauen? Ja, sagen viele St.Gallerinnen.
Das Bildungssystem mit integrativer Schulform generiert viele Teilzeitstellen; gute Möglichkeiten, das wertvolle Potenzial der Frauen zu nutzen. Die Verweiblichung des Lehrberufs kommt nicht von ungefähr.
Kaum irgendwo lässt sich Teilzeitarbeit und Familienarbeit so gut koordinieren. Auf der Kehrseite gibt es kaum irgendwo weniger Aufstiegschancen trotz bester Ausbildung und laufend steigenden Anforderungen. Längst lassen sich nicht mehr alle anfallenden Arbeiten abdecken durch die Vollzeit-Lehrkräfte(33%).
Nun will man alle Teilzeit-Lehrenden –zum grössten Teil Frauen- die oft mehr als ihr Pensum wahrnehmen, benachteiligen. Statt fälliger Lohnerhöhung bietet Kölliker eine Pensenkürzung um eine Lektion: Nur für Vollzeit-Lehrer! (Das sei von Anfang an klar gewesen) Die weibliche Form kann man in diesem Falle wohl vernachlässigen.
Das bedeutet eine Diskriminierung für die meisten Frauen im Lehrberuf. Dabei war das Ziel eine Aufwertung des Berufsstandes. Dieser Pfeil, Herr Kölliker, ging voll daneben und ist ein Rückschritt in der Gleichstellung der Geschlechter.