Im Pensionsalter Traum erfüllt

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Hat sich mit ihrem Erstlingswerk einen langjährigen Traum erfüllt: Reni Villiger-Senti. Bild: Helen Baur-Rigendinger.
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In Flums verbrachte die Autorin eine glückliche Kindheit.

"Begegnungen" (ISBN: 978-3-033-01606-4) von Reni Villiger-Senti ist in den Buchhandlungen und Bibliotheken im Sarganserland erhältlich.

"Begegnungen" heisst das Erstlingswerk, mit dem sich Reni Villiger-Senti aus Widnau einen langjährigen Traum erfüllt hat. In ihren Geschichten leben auch Jugenderinnerungen in Flums auf.

 

Helen Baur-Rigendinger, Walenstadt

31:03:2009

 

In Flums erlebte Reni Villiger (70) eine glückliche Jugendzeit. Dann beanspruchten sie ihre Ausbildung, der Beruf, später die Familie, soziale und politische Tätigkeiten. Aber immer wieder lockte das Schreiben. Jetzt, in der dritten Lebensphase, hat sie ihre Begegnungen mit Menschen und der Natur veröffentlicht. Konkret sind es 30 Geschichten, zusammengefasst auf 106 Seiten, die säuberlich nach Jahreszeiten sortiert sind.

Reni Villiger, schon in jungen Jahren entdeckten Sie die Lust am Schreiben! Wann reifte der Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen?

Villiger: Schon als Kind schrieb ich liebend gerne Aufsätze. Meine engen Beziehungen zu Menschen und der Natur haben mich später immer wieder bewogen, Ereignisse und Erlebnisse aufzuschreiben. Im Pensionsalter fand ich endlich die nötige Musse, einen langjährigen Traum zu realisieren. Was ist zu privat? Was will ich öffentlich machen? Nach gezielter Evaluierung wählte ich 30 Kurzgeschichten aus, die ich vergangenes Jahr in meinem Erstlingswerk "Begegnungen" publiziert habe.

Ihre Geschichten bewegen. Da ist einerseits die genaue Beobachtung der Naturereignisse und menschlichen Eigenschaften, andererseits ein Schreibstil, der durch reichhaltigen Wortschatz und spannende Ausdrucksweisen besticht.

Villiger: Meine Geschichten führen hin zu alten und jungen Menschen, zu Landschaften, zur Schönheit der Natur. Ich muss ergriffen sein, dass ich das Gesehene oder Erlebte zu Papier bringen kann. Ist dies der Fall, dann fliesst es. Das betrifft sicher auch meine Sprache, an die ich hohe Ansprüche stelle.

Auch Jugenderinnerungen werden wach. Da ist unter anderem die Rede von der Nana, vom Friedhof und vom Altersheim, oder etwa der Fabrik, die in diesen Tagen in Flums endgültig die Tore schliesst. War es eine glückliche Jugend?

Villiger: Es war eine sehr schöne Zeit! Liebend gerne erzähle ich heute auch meinen fünf Enkeln von der Zeit auf der Rüfi. Zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder bewohnten wir ein altes Bauernhaus, in dem sich auf der "Ouberdili" herrlich mit den Kindern der Nachbarfamilien spielen liess. Gut erinnere ich mich auch an meine Nana, die an der Schilsstrasse wohnte, und die zu mir schaute, wenn meine Mutter bei der Spoerry AG arbeitete.

Natürlich rieche ich auch noch den Duft von "Tatsch" oder sehe die Frauen vom Berg, die eine kurze Rast einschalteten, bevor sie mit dem gefüllten Rucksack den Weg nach Hause antraten.

Alter, Demenz und Abschied sind Themen, die Sie ebenfalls beschäftigen.

Villiger: Alzheimer ist eine Krankheit, mit der ich hautnah konfrontiert worden bin, als mein Vater daran erkrankte. Ich erlebte, wie er zusammenfiel und seine Identität verlor. Das war für mich Motivation, Kurse zu besuchen und vor fünf Jahren die Ausbildung zur Validations-Workerin in Angriff zu nehmen. Validation ist eine Methode, mit dementen Menschen zu kommunizieren. Heute arbeite ich in Altersheimen und informiere auch Pflegepersonal.

Vielseitig ist nicht nur das Buch, sondern auch die Autorin!

Villiger: (lacht) Das ist auch der Grund, weshalb es mit der Herausgabe meiner Geschichten dauerte. Nach der Ausbildung zur medizinischen Praxisassistentin arbeitete ich einige Jahre in Zürich. Vor 38 Jahren zogen mein Mann und ich ins Rheintal, wo eines das andere ergab. Obwohl die fünfköpfige Familie Priorität hatte, blieb Zeit für öffentliches Engagement, angefangen beim Präsidium der Jugendschutzkommission Mittelrheintal über die Mitarbeit in der Volkshochschule Rheintal bis hin zum Sitz im Gemeinderat Widnau.

Einzig beim Malen haben Sie gepasst.

Villiger: Ich habe versucht, die Stimmungen der Natur in Worte zu kleiden. Peter Baumann aus Widnau, ein bekannter Künstler und Freund der Familie, hält diese Wahrnehmungen gekonnt in Farben fest.

Heimat - wo ist sie heute?

Villiger: Ganz klar im Rheintal, in Widnau und Umgebung, wo auch der Freundeskreis anzutreffen ist. Meine Wurzeln hingegen sind und bleiben in Flums. Der Ort, wo mein Bruder wohnt, der Berg, wo wir gerne wandern und mit unseren Enkeln Ausflüge geniessen.

Gibt es weitere Träume oder (Buch-)Pläne?

Villiger: (lacht) Ich bin eine realistische Frau, keine Träumerin. Im Moment ist eine Frauengeschichte in Arbeit. Buchpläne existieren nicht. Soeben Siebzig geworden, hoffe ich, dass die Gesundheit noch viele Begegnungen in der Natur, beim Wandern oder Reisen zulässt.

Natürlich freue ich mich auch immer wieder, in Buchhandlungen oder Bibliotheken meine Geschichten zu lesen. "Ein ,Nachttischlibuch', hat kürzlich jemand gemeint, das nicht belastet, sondern die Augen für die Natur und die (Mit-)Menschen öffnet."


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