Gar nicht blauäugig oder blond

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Wenn sich Schönheit, Herz und Intelligenz paaren, dann steckt eine starke Frau dahinter.
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Carla Bruni ist stolz, dass sie einen guten Einfluss auf ihren Mann hat. Nur ist dieser ganz anders als es sich die Öffentlichkeit wünscht.

Carla Bruni

Als Italienerin geboren, teilweise in der Schweiz erzogen, die französische Staatsbürgerschaft angenommen, Karriere als Topmodel, Sängerin, Schauspielerin, Songtexterin, Komponistin, erste Heirat, Mutterschaft, Scheidung, in wilder Ehe lebend, Wiederverheiratung, heute elegante und geschichteschreibende Première Dame Frankreichs ...


Ja, Carla Bruni hat wirklich viele Gesichter - und vor allen Dingen hat die starke Frau immer ihren eigenen Kopf behalten.

Erfahren Sie mehr im Porträt über diese schöne und kluge Frau!

 

 

Lange wurde sie als schlagerträllerndes Promi-Model wahrgenommen. Nun aber entwickelt sich die Liebste des französischen Staatspräsidenten immer mehr in eine ungewohnte Richtung. Vergessen hatte man nur, dass Carla schon immer ihren eigenen Kopf hatte.

 

Cornelia Forrer

04:01:2010

 

Das ist es wohl doch, was den Unterschied zwischen Mann und Frau ausmacht: das Herz, das Menschliche – aber sicher auch das Unberechenbare. Eine Frau fragt sich nicht, ob ihr Handeln ihr Kopf und Kragen kosten könnte – sie macht einfach. Der Mann hingegen überdenkt vor jeder Entscheidung, welche Auswirkungen sie auf seine Karrierepläne haben könnte. Klischees? Ja, vielleicht. Und doch stimmen sie immer wieder.

Nicht das erwünschte Kuschelhäschen
Im Falle Carla Brunis hat die Welt doch gerechnet, dass nun ein anschmiegsames Häschen, ein Vorzeigepüppchen und Schlagersternchen, das zwar gut singen kann und ebenso aussieht, doch sicher nichts im Kopf hat, den Platz der starken Cécilia Sarkozy einnehmen würde. Doch weit gefehlt! Carla Bruni ging immer schon ihren eigenen Weg. Geboren in Turin als Tochter des Grossindustriellen Alberto Bruni Tedeschi und der Schauspielerin und Konzertpianistin Marysa Borini, flüchte Carla mit ihrer Familie im fünften Lebensjahr aus Angst vor den Roten Brigaden nach Frankreich.

Später besuchte sie ein Internat in der Schweiz, bevor sie - wie ihre Geschwister - in die Fussstapfen ihrer Mutter schlüpfte und ins Rampenlicht trat. Dafür brach Carla ihr Studium der Kunst und Architektur ab, denn sie wollte Model werden. Bald schon zierte die Schöne Covers der weltbesten Modemagazine und arbeitete erfolgreich für L’Oréal, Christian Dior, Yves Saint Laurent und Co. Sie gehörte in den Neuzigerjahren zu den bestbezahlten Models der Welt und spielte auch in diversen Filmen mit.

1998 verabschiedete sich Carla Bruni von der Modewelt und widmete sich fortan dem Chanson. Mehrere erfolgreiche Lieder schrieb sie für Künstler wie Julien Clerc, der mit dem Album „Si j’étais elle“ aus Brunis Feder auf Platz eins der französischen Charts landete. 2002 brachte Carla Bruni ihr Debütalbum „Quelqu’un m’a dit“ auf den Markt, das sie eigenständig komponierte, textete und sang. Es wurde innert kürzester Zeit mehr als eine Million Mal verkauft und Bruni wurde europaweit bekannt. H&M benutzte damals ihr Lied „Le plus beau du quartier“ als erfolgsbringende Werbemelodie.

Ruhiger, nachdenklicher – und dennoch
Ihr zweites Album „No Promises“ kam 2007 auf den Markt – dieses Mal ausschliesslich mit Stücken in englischer Sprache. „Comme si de rien n’était“ und damit ihr drittes Album sorgte bereits vor dem Erscheinen für Aufregung, denn Bruni gab es 2008 als „Première Dame“ Frankreichs heraus. Kritisch wurden auch gewisse Texte von der Öffentlichkeit aufgenommen: „Tu es ma camme“ beispielsweise, in dem sie ihren Liebhaber mit kolumbianischem Kokain vergleicht. Der kolumbianische Botschafter berief eine Pressekonferenz ein, weil er einen Imageschaden für sein Land befürchtete.

Die Liaison Carla Brunis mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy warf in allen Medien hohe Wellen, nicht nur, weil Sarkozy noch verheiratet war, sonder mehr noch, weil die beiden in Staaten herumturtelten, in denen unverheiratete Paare als unmoralisch gelten. „Er soll seine Herzensdame aus religiösen Gründen zu Hause lassen“, forderte man in Saudi Arabien. In Ägypten fürchtete man das schlechte Beispiel und die Akzeptanz der „offiziellen Prostitution“ und Jordanien brachte das Paar in Verwirrung, weil das Protokoll keinerlei Umgang mit unverheirateten Begleiterinnen vorsieht.

Es ist stiller geworden um Carla Bruni. Das heisst aber nicht, dass die Schöne nicht weiterhin Stil beweist. Sie hat sich zwar mehr und mehr in ihre neue Rolle eingefunden, hat auch ihre Karriere als Sängerin an den Nagel gehängt und brilliert mit Eleganz und Charme an öffentlichen Anlässen, doch verfasst sie weiterhin Texte für andere Singende und tritt ausnahmsweise auch einmal für gute und sinnvolle Zwecke vors Publikum. Zuletzt tat sie dies zu Ehren von Nelson Mandela in der Radio City Hall in New York.

Der gute Einfluss auf den Präsidenten
Zur Politik hat sich die bekennende Linke, die zugibt, noch nie der Partei ihres Ehemannes ihre Stimme gegeben zu haben, sich früher oft geäussert. Das macht sie heute kaum mehr. Nichts zur Polanski-Affäre, nichts zur Polemik um Kulturminister Frédéric Mitterrand, nichts zur Ausschaffung afghanischer Flüchtlinge … Insider sagen, dass dies auf den grossen Druck von offizieller Seite zurückzuführen sei.

Was Carla Bruni aber weiterhin behält, das ist ihr grosses Herz. Immer mehr macht sie dank ihres humanitären Engagements von sich reden. Bruni ist Botschafterin des Weltfonds für den Kampf gegen Aids und unterstützt mit eigenen Mitteln die Betreuung unheilbar erkrankter Kinder. Eines ihrer sehr selten gewordenen Interviews hat Bruni einer Zeitschrift für Randständige gewährt. Darin spricht sie von der Freundschaft zu einem Obdachlosen, dem sie häufig begegnet. Man habe denselben Geschmack in Literatur und Musik, freut sie sich. Ihr Angebot, wenigstens den Winter im Hotel zu verbringen, habe er aber abgelehnt.

Zwischenzeitlich macht sich Frankreich Sorgen um Carla Bruni. „Madame, retten sie ihre Ehe – und Frankreich“, riet ihr ein Frauenmagazin. Sie habe ihren Mann zur Ruhe gebracht und ihm geraten, auf eine Wiederkandidatur zu verzichten, sagt die Schöne und geht mit der Meinung der Mehrheit der Stimmberechtigten, dass sie einen guten Einfluss auf den französischen Staatspräsidenten ausübe, einig. Nur sieht sie den guten Einfluss halt in einem ganz anderen Lichte. 


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