Kunsthandwerk von hohem Niveau

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Olivengefäss und Flasche.
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Ein Weinkrug - auch dieser zu bewundern in der sehenswerten Schau in St. Gallen.

Weitere Informationen zur Ausstellung, welche bis zum 9. Januar 2011 zu sehen ist, finden Sie mit diesem Link.

Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen zeigt bis Anfang 2011 die Sonderausstellung „Ceramica Popolare – Das kulturelle Gedächtnis Süditaliens“. Diese Schau, als Ergänzung zur Porzellanausstellung, hat einen würdigen Platz gefunden, nämlich im ehemaligen Waffen- bzw. Textilsaal. Auf unkonventionelle. beeindruckende Weise präsentiert sich Gebrauchskeramik des 18. bis 20. Jahrhunderts mit antiken Objekten. So hat das Museum noch nie eine Sonderausstellung gestaltet.

 

Elke Baliarda

14:04:2010

 

Das kulturelle Erbe einer ganzen Region, das der Allgemeinheit noch zu wenig bekannt ist, kommt zu Ehren. Die St. Galler Ausstellung will eine Hommage sein an die Ceramica Popolare der vergangenen 200 Jahre in Süditalien, aber auch auf die antiken Funde aufmerksam machen, die sich bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen lassen.


Die Sonderausstellung versucht also die lange Tradition der Keramik und ihre Faszination für die Moderne an Beispielen aus Süditalien aufzuzeigen.

Antiken Objekten aus den Beständen des Museums werden über 300 Gebrauchkeramiken des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Zürcher Galeristin Lily Brülisauer gegenübergestellt. Der Vergleich ist bemerkenswert, da sich viele Formen und Muster seit der Antike erhalten haben.


„Besonders die Gebrauchskeramik folgt seit ihren Anfängen dem Prinzip der Form als Folge der Funktion, was wiederum die Aufmerksamkeit der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts auf sich zog. So erstaunt es nicht, dass der 1888 in Florenz geborene Alberto Magnelli sich in seiner vom Kubismus und Futurismus abgeleitetet freien Abstraktion in den frühen 1920er Jahren intensiv mit den Formen und Farben der ländlichen Keramik Süditaliens auseinandersetzte“, betont Kuratorin Isabella Studer-Geisser in ihrer Hommage an die Ausstellung.


„Das Herstellen von Keramik gehört zu einem der ältesten Kunsthandwerke überhaupt. Von ihr geht eine Faszination aus, die bis heute an Schönheit nichts verloren hat“, sagt Isabella Studer-Geisser. Immer dort, wo Lehmvorkommen entdeckt wurden, entwickelten sich mit der Zeit Keramikwerkstätten, so zum Beispiel in der Gegend des heutigen Tarents mit Zentrum in Grottaglie,. was es den Griechen seinerzeit ermöglichte, Töpferware als Handelsgut, Alltagsprodukte oder auch für rituelle Zwecke herzustellen.

 

Noch heute ist diese Gegend bekannt für das Keramikhandwerk, das noch in zirka 50 Werkstätten hergestellt wird. Aber nicht nur in Apulien, sondern auch in den angrenzenden Provinzen hat sich ein Teil der archaischen Formen und dessen ursprünglicher Gebrauch bis ins 20. Jahrhundert erhalten. Diese vorindustriellen Gefässe sind die letzten Zeugen einer jahrhundertealten Keramiktradition (zum Teil in der Ausstellung zu bewundern).


Bewundernswert ist der ganze Ausstellungskomplex, eigentlich eine Ausstellung in der Ausstellung. An den Aussenseiten sieht man eben diese Ceramica Popolare, Gefässe zur Vorratshaltung, um beispielsweise Wein oder Olivenöl aufzubewahren. „Genauso bietet aber das Ausgangsmaterial Ton seit jeher Anreize zu künstlerischer Gestaltung“, stellt Isabella Studer-Geisser klar. Die blaue Zone ist den antiken Grabbeigaben vorbehalten. Die Gegenüberstellung mit den vorindustriellen Gebrauchskeramiken zeigen, wie sich bis in die jüngste Zeit einzelne Formen und Muster erhalten haben.


Bereichert wird die Ausstellung von historischen Aufnahmen aus den Keramikwerkstätten in Grottaglie (nur wenige Kilometer von Tarent entfernt) und einer kleinen Töpferwerkstatt, die von Robert Wenk, Wald AR bei Bedarf in Betrieb gesetzt wird. Zu vorher abgemachten Zeiten, kann man ihm übrigens bei der Arbeit zuschauen.

In einem kleinen Kabinett wird in einer Videoinstallation die Arbeit von Alberto Magnelli „Nature morte“, 1914, Assemblage (Gips, Glas, apulische Keramik) gezeigt. Ein weiteres Kabinett stellt Küchengegenstände aus Keramik und als Kontrast solche aus rostfreiem Stahl aus.

Zur Ausstellung ist ein Katalog „ Keramik aus Süditalien“ erschienen.


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